Nach einem schwierigen Einstieg war ich völlig gefesselt
Der Einstieg in diese Geschichte fiel mit, zugegebenermaßen, nicht ganz leicht. Obwohl es eigentlich gleich sehr spannend startet, konnte ich mich mit den Figuren zunächst nicht identifizieren. Ich wusste ...
Der Einstieg in diese Geschichte fiel mit, zugegebenermaßen, nicht ganz leicht. Obwohl es eigentlich gleich sehr spannend startet, konnte ich mich mit den Figuren zunächst nicht identifizieren. Ich wusste einfach zu wenig über sie, um Mitgefühl in der sehr prekären Lage, in der sie sich am Anfang befinden, zu entwickeln. Dies änderte sich dann aber recht schnell. Ich habe Elise von Achenthal unglaublich ins Herz geschlossen. Was für eine mutige junge Frau, die in gewissen Grenzen bereit ist, sich gegen die Konventionen ihrer Zeit aufzulehnen. Unterstützung erhält sie dabei von zahlreichen Nebenfiguren, wie ihren Eltern, der guten Freundin, Gräfin Auguste Bresow oder auch Konrad und selbst die Weberstochter Marie.
Aber, fangen wir mit Elise an. Elise ist nicht unbedingt eine typische Frau ihrer Zeit. Sie hat sehr viel Köpfchen, das sie auch einsetzt. Sie wird von ihren Eltern ermuntert und scheut sich nicht davor, ihre Meinung zu sagen, sich für die Schwächeren einzusetzen. Nicht immer gelingt es ihr auf Anhieb, alles zum Guten zu verändern, aber das hält sie nicht davon ab, es zu versuchen. Spätestens, als sie schafft, ihre Eltern auf ihre Seite zu ziehen, geht es richtig voran. Elise und ihre Familie bewirkt sehr viel Guts für die Menschen, die für sie arbeiten, auch wenn dies gesellschaftlich noch nicht überall anerkannt wird. Viele Fabrikanten sind weiterhin der Meinung, dass die billigen Arbeitskräfte klein gehalten werden müssen, damit es nicht zur Revolution kommt. Wer gut bezahlt und gut versorgt wird, kommt auf dumme Gedanken ist die landläufige Meinung. Gut, dass Elise und ihre Familie das anders sehen.
Elises treueste Begleiterin sind ihre Hündin Fies und die Stute Amabile. Das Ende hat mich, was Amabile angeht, so unglaublich berührt. Was da passiert? Das müsst ihr selbst lesen.
Eine wichtige Figur ist der Reformer Konrad. Er ist derjenige, der als Erster die Reformen für seine Weber einführt und auch Elise und ihrer Familie mit Rat und Tat zur Seite steht. Die sich zwischen ihm und Elise anbahnende Liebesgeschichte ist dezent und größtenteils unaufgeregt. Aber natürlich kommt es zu Missverständnissen. An Elise und Konrad wird sehr deutlich, dass es notwendig ist, rechtzeitig miteinander zu reden.
Die Geschichte folgt einem roten Faden und obwohl man weiß, wie es enden wird, enden muss, hoffte ich die ganze Zeit, dass es doch anders endet. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, da Izabelle Jardin eine so spannende Geschichte geschrieben hat, die mich sehr berührt hat. Der Schreibstil von Izabelle Jardin ist unaufgeregt, aber keinesfalls langweilig. Sie beschreibt sehr bildhaft, wie das Leben von Elise sich abspielt. Ich war so im Sog der Geschichte gefangen durch die Art, wie sie Elises Geschichte immer weiter und weiter spinnt. Dabei lernen wir sowohl etwas über das Leben der gut situierten Bevölkerung, wie es Elise und ihre Familie sind, aber auch der armen Bevölkerung, zu der die Weberstochter Marie zählt. Frauen haben zu dieser Zeit wenig Rechte, da können Elise und ihre Mutter sehr froh sein, dass sie mit Arno von Achenthal (Elises Vier und Florentines Mann) einen sehr modernen Mann an ihrer Seite wissen.
Wir reisen mit der Familie von Achenthal und Gräfin Bresow in das London der 1840er Jahre. Es ist so ganz anders, als das Leben in Schlesien, das Elise gewohnt ist. Ich konnte gut verstehen, dass sie froh war, wieder nach Hause zu kommen. In London bahnt sich eine verhängnisvolle Geschichte an, die im zweiten Band ihren Lauf nehmen wird. Auch wenn der erste Band in sich abgeschlossen ist und nicht mit einem Cliffhanger endet, war ich unglaublich gespannt, wie sich Elises Leben weiter entwickeln wird.
Für mich war es das erste Buch von Izabelle Jardin, aber sicher nicht das Letzte. Band 2 der Achenthal-Saga habe ich schon gelesen Die Rezension folgt. Aber ich werde auch mal schauen, ob ich nicht noch weitere Bücher der Autorin lese. Mir hat ihre Art, Elises Geschichte zu erzählen, sehr gut gefallen. Ich vergebe gerne 4 Sterne und eine Leseempfehlung.