Cover-Bild Corregidora
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kanon Verlag Berlin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 17.08.2022
  • ISBN: 9783985680399
Gayl Jones

Corregidora

Roman
Pieke Biermann (Übersetzer)

Die größte vergessene Schriftstellerin Amerikas!

Kentucky 1947: Jeden Abend singt Ursa in Happy’s Café den Blues. Die Männer hängen an ihren Lippen. Denn Ursas Gesang handelt vom Schmerz und vom Bösen. Er gilt Corregidora, einem Sklavenhalter des vergangenen Jahrhunderts, der gleichzeitig ihr Großvater und Urgroßvater ist. Diesen Fluch muss Ursa überwinden. Nur wenn sie in ihrem Takt singt, wenn sie auf ihre Art liebt, wenn sie endlich zu sich kommt, kann sie Corregidora bannen. – Ein zutiefst ergreifender Roman über die Schmach des amerikanischen Erbes und die Sehnsucht nach Selbstbehauptung.

Gayl Jones‘ Roman »Corregidora« ist ein Klassiker der afroamerikanischen Literatur. Am Beispiel der Blues-Sängerin Ursa erzählt er von den generationsübergreifenden Traumatisierungen des Gewaltsystems der Versklavung. Entdeckt und veröffentlicht wurde dieser bahnbrechende Roman in den USA von Toni Morrison im Jahr 1975. Danach könne kein Roman über eine Schwarze Frau mehr sein wie vorher, sagte die spätere Nobelpreisträgerin. Denn Gayl Jones hat das Unfassbare in Worte gefasst.

Fast 50 Jahre später erscheint »Corregidora« nun auf Deutsch in der Übersetzung von Pieke Biermann im Kanon Verlag. Verlag und Übersetzerin sind sich der großen Herausforderung und Verpflichtung bewusst, die mit der Neuveröffentlichung eines „Slave Narratives“ im heutigen Kontext einhergehen. Kritisch wurde etwa hinterfragt, ob rassistisches Vokabular wiederverwendet werden muss, da es retraumatisierend auf Betroffene wirken kann und keinesfalls im täglichen Sprachgebrauch reproduziert werden sollte. Gewissenhaft wurde letztlich entschieden, einige abwertende Begriffe wiederzugeben oder im englischen Original zu belassen. Pieke Biermanns Übersetzung gibt die brutale Sprache eines ganzen Jahrhunderts wieder. Das ist mitunter schwer erträglich, in seiner Intensität aber Zeugnis einer klaren Haltung gegenüber der Geschichte: Sie darf nicht vergessen werden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2023

Die Traumata der Vergangenheit, bis in die vierte Generation hinein

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Kentucky, 1947, Ursa heißt sie, die Sängerin, ihr Nachname ist Corregidora, der Name, den schon ein portugiesischer Sklavenhändler trug, der vier Generationen zuvor, zur Zeit der Sklaverei, bereits ihre ...

Kentucky, 1947, Ursa heißt sie, die Sängerin, ihr Nachname ist Corregidora, der Name, den schon ein portugiesischer Sklavenhändler trug, der vier Generationen zuvor, zur Zeit der Sklaverei, bereits ihre Urgroßmutter, Großmutter und Mutter vergewaltigt hat. Ursa singt den Blues, jeden Abend in Happy´s Café. Es ist ihre Art, mit den Traumata ihrer female Familyline, Sklaverei, Vergewaltigung, Rassismus in all seinen Ausprägungen, umzugehen. Und sie ist schwanger. Doch durch die Gewalttat ihres Ehemanns verliert sie ihr Kind und zudem für immer die Möglichkeit "Generationen zu machen", damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Zu ihrem Mann wird Ursa nicht zurückkehren, zu Happy´s Café und dem Blues schon. Diese Musik gibt ihr wieder ein Leben, eine Aufgabe, für so viele andere, die Stimme zu erheben, dem Schmerz freien Lauf zu lassen und gehört zu werden.
Diese Geschichte, ihre Weise, die Dinge präsent zu halten, ins Licht zu holen und doch die Gegenwart, als Ankerpunkt für alles, nicht verwischen zu lassen, auch das erfolgt im Rhythmus des Blues. Manchmal hält man das Lesen kaum aus, so hart, auch in der Sprache, wird hier mit den Menschen, mit dem Leben umgegangen. Aber man macht weiter, genau wie die Protagonistin selbst. Und man erlebt weiter, intensiv und ohne Gnade.
Was für ein Buch! 1975 in den USA veröffentlich, nun, ins Deutsche übersetzt, hier bei uns. Nur wenige Autor*innen können so etwas schreiben, dass einem zudem so unter die Haut geht, einen so viel, auch Machtlosigkeit, fühlen lässt.
Ich werde dies hier noch lange in mir spüren und dazu den Blues.

Veröffentlicht am 17.03.2023

Der Schmerz der femininen Linie ...

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Ich fürchte, dass die nordamerikanische Literatur der people of color, speziell jetzt USA, für viele, auch Amerikaner, eine Terra incognita ist.

Sehr schade, denn da gibt es vieles zu entdecken. Allein ...

Ich fürchte, dass die nordamerikanische Literatur der people of color, speziell jetzt USA, für viele, auch Amerikaner, eine Terra incognita ist.

Sehr schade, denn da gibt es vieles zu entdecken. Allein die Autorinnen. Frances Harper, Angelina Grimké, Zora Neale Hurston, Dorothy West, Alice Walker, Gloria Naylor, Paule Marshall, Toni Morrison, Ann Petry, Gwendolyn Brooks, Margaret Walker, Lorraine Hansberry, Claudia Rankine und eben hier Gayl Jones.

Authentische Stimmen einer marginalisierten Gruppe. Nicht nur people of color, sondern auch noch Frauen. Ein doppelter Kampf. Gegen Rassismus und dem Sexismus, auch der "eigenen Leute".

Oder ist Angela Davis nicht der einzige berühmte Leuchtturm unter den Machos der Black Panthers in den 60er und 70er Jahren?

Ursa, wie ihr Name schon andeutet, eine kämpferische Bärin trotz allem, ist wie Billie Holiday, die tragische Lady, die Sängerin des Blues, der ihr aus tiefster Seele und Herz aufsteigt.

Im Jahre 1947 in Kentucky. Ihr Schmerz und die Traumata sind durch die Epigenetik ohnehin belegt. Schon ihre Urgroßmutter, Großmutter und Mutter wurden von denselben einem "weißen" Portugiesen in Brasilien vergewaltigt.

Und so hat sie einen Vorfahren, den sie nachvollziehbar gerne nicht hätte.

1947 haben die people of color noch lange nicht ihre Bürgerrechte und obwohl die Sklaverei längst passé ist, ist dennoch der Rassismus sehr virulent.

Nicht nur, dass es auch genügend "Weiße" gibt, die in sexuellen Klischees über people of color denken, nein, obendrein grassiert die Gewalt auch unter ihnen selbst.

Das muss Ursa auch selbst bitter erfahren, zum Beispiel durch ihren ersten Mann Mutt. Wird es ihr unter erschwerten Bedingungen trotzdem gelingen, eine gewisse Freiheit zu erlangen?

Ursa ist eine starke Frau mit mehr Resilienz, als sie selber annehmen würde. Man leidet mit ihr mit, denn sind wir nicht zuerst alle Menschen?

Das emotionale Sujet und der harte, erbarmungslose und dadurch authentische Realismus macht betroffen sowie wütend.

Das Buch ist eben dadurch nicht leicht zu lesen und auch die Gewalt wird nicht jedem behagen, aber das ist nun mal leider das Leben.

Mit Montagetechniken, wie dem stream of consciousness und dem Rhythmus des Blues hat man unmittelbar Anteil an der Innenwelt Ursas.

Im Anhang gibt es Erläuterungen und ein Glossar. Es ist wohl im Grunde genommen unmöglich, das Buch ins Deutsche zu übertragen, eigentlich. Denn das Idiom ist einmalig. Deswegen umso größeren Respekt an die Übersetzerin Pieke Biermann, dass es dennoch gelungen ist und so das Werk einem deutschsprachigen Publikum nahegebracht werden kann. Dennoch wäre es für jeden garantiert reizvoll, der des Englischen mächtig ist, zum direkten Vergleich das Buch auch einmal im Original zu genießen.

Vielen Dank für diese literarische, eminente Perle!

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Eine Frau 1947 in Kentucky

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Die amerikanische Schriftstellerin Gayl Jones ist Jahrgang 1949.
Ihren ersten Roman, Corregidora, hat sie 1975 veröffentlicht. Jetzt gibt es ihn beim Kanon Verlag auf deutsch.

Die Autorin beschreibt ...



Die amerikanische Schriftstellerin Gayl Jones ist Jahrgang 1949.
Ihren ersten Roman, Corregidora, hat sie 1975 veröffentlicht. Jetzt gibt es ihn beim Kanon Verlag auf deutsch.

Die Autorin beschreibt ein Teil des Lebens, einer Bluessängerin.
Wir erfahren von ihren Vorfahren. Die Mutter, die Großmutter und Urgroßmutter waren noch Sklaven und wurden von ihrem Besitzer vergewaltigt und verkauft, wie es ihm gerade einfiel.

Es ist eine dramatische Geschichte.
Die Frauen der Familie mussten einiges aushalten.
Der Roman spielt in Kentucky 1947. Ursa tritt jeden Abend auf und singt. Dann verliebt sich ein Mann in sie und heiratet sie. Er entwickelt sich als eifersüchtig und brutal.

Dieser Roman ist ehrlich geschrieben.
Er hat mich gefesselt.
Ich kann ihn nur weiter empfehlen.
!923 verlegt der Kanon Verlag ein weiteres Buch der Autorin. Das werde ich auf jeden Fall auch lesen.

Veröffentlicht am 11.04.2023

Gewalt und Schmerz

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"Corregidora" von Gayl Jones ist ein Buch über Gewalt, über Missbrauch und Sklaverei, über Selbstbestimmung, Rassismus und auch über die Rolle der Frau.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht Ursa, aber auch ...

"Corregidora" von Gayl Jones ist ein Buch über Gewalt, über Missbrauch und Sklaverei, über Selbstbestimmung, Rassismus und auch über die Rolle der Frau.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht Ursa, aber auch die Generationen von Frauen vor ihr, die in Sklaverei lebten und teilweise von dem selben Mann, Corrergidora, missbraucht und sogar gezeugt wurden. Die Sklaverei ist vorüber und soll in den Köpfen der Frauen weiterleben, um das Unrecht und die Schmach nicht vergessen zu machen, und so von Generation zu Generation weitergegeben.
Ursa ist jetzt die letzte, sie wird keine Generationen mehr machen, da sie einen Unfall erleidet und ihr Kind verliert, weitere sind ihr nicht möglich. Ursache hier ist Gewalt, denn auch Ursa erlebt in ihrem Leben, in ihrem nächsten Umfeld, Gewalt.
Sie ist eine Sängerin, eine selbstständige und vernünftig denkende Frau und dennoch gelingt es auch ihr nicht, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Es ist eine kraftvolle Geschichte, mit einer tiefen Aussage.
Ich hadere bei diesem Buch mit der Schreibweise, auch der Struktur. Hier wird über Gewalt berichtet, das ist richtig, auch über Sex und auch Vergewaltigung. Die Worte, die hier benutzt werden, zeigen diese Gewalt, es ist fast Gewalt dem Leser gegenüber und es zeigt auch Wirkung. Leider konnte ich dadurch immer nur kurze Passagen am Stück lesen, ehe es mir zu schwer zu ertragen wurde. Das sollte man wissen, ehe man das Buch liest, es ist kein Unterhaltungsroman, es geht unter die Haut.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Eine Geschichte von viel Leid und Schmerz

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Ursa ist eine starke afroamerikanische Frau, die geprägt ist von ihrer Vergangenheit und der Vergangenheit ihrer Vorfahren. Auf der Suche nach dem richtigen Platz im Leben und dem Versuch, das Erbe ihrer ...

Ursa ist eine starke afroamerikanische Frau, die geprägt ist von ihrer Vergangenheit und der Vergangenheit ihrer Vorfahren. Auf der Suche nach dem richtigen Platz im Leben und dem Versuch, das Erbe ihrer Familie fortzuführen, hat sie leider nicht immer Glück.

Sie singt abends in einem Lokal den Blues und aufgrund ihrer Erfahrungen kann nicht nur sie, sondern auch die Zuhörer diesen Blues fühlen.
Leider hat sie auch kein Glück mit Männern: So gibt es da ihren ersten Mann, der sie die Treppe herunterstößt, weshalb sie ihr Kind verliert und nie wieder schwanger werden kann. Es gibt den zweiten Mann, der ihr untreu ist und ebenfalls aggressives Verhalten an den Tag legt.
Und es gibt Corregidora – einen Sklavenhändler, der schon seit Urzeiten in ihrer Familie fest verankert ist und alle Generationen sehr stark geprägt hat.

Diese Geschichte erzählt von viel Leid und Schmerz, was Ursa wiederfahren ist und spiegelt gleichzeitig das Leid weiterer Frauen aus der Zeit wieder. Frauen, die auf der Suche nach einem Selbstwertgefühl sind und deren Vergangenheit noch stark auf den Schultern lastet.

Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig. Sehr vulgär, mit vielen Wiederholungen und Gesprächen und Wortwechseln, die nicht besonders anspruchsvoll sind.
Doch es kommt darauf an, was zwischen den Zeilen geschrieben steht und genau das ist es, was das Buch ausmacht.

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