Cover-Bild Stalins Kühe
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10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 10.02.2014
  • ISBN: 9783442743643
Sofi Oksanen

Stalins Kühe

Roman
Angela Plöger (Übersetzer)

Der erste Roman der finnischen Bestsellerautorin – erstmals im Taschenbuch!

Anna hat alles im Griff. Sie dient einer »Herrin«, der Bulimie, denn es gibt nichts Wichtigeres für sie, als einen vollkommenen Körper zu besitzen und unangreifbar zu sein. Annas Eltern trennen sich, als ihre Mutter Katariina herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt. Sie, die Estin, verleugnet ihre Herkunft, weil sie weiß, welch schlechtes Ansehen Estinnen in Finnland haben – sie gelten als russische Huren, die es geschafft haben, durch Heirat nach Finnland zu entkommen. Aus Angst, dass ihrer Tochter die gleiche Verachtung zuteil wird wie ihr, darf diese die Sprache nicht lernen und keinem sagen, woher die Mutter stammt. Während Anna lernen muss, dass sie wirklich krank ist, erfährt der Leser die Hintergründe der Familiengeschichte, Ursache für Annas Leiden, die bis in die Zeit der Besetzung Estlands nach dem Zweiten Weltkrieg zurückreicht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2022

Roman über drei Generationen von Frauen mit estnischen Wurzeln - beklemmend und ohne Lichtblicke. Kein Handlungsstrang führt zu einem befriedigenden Ende und jeder bleibt unschlüssig offen.

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Anna leidet unter anorektischen und bulimischen Schüben. Die Essstörung - der selbstbezeichnete Herr - bestimmt ihr Leben. Ihre Gedanken kreisen ständig ums Essen, um sichere und gefährliche Lebensmittel ...

Anna leidet unter anorektischen und bulimischen Schüben. Die Essstörung - der selbstbezeichnete Herr - bestimmt ihr Leben. Ihre Gedanken kreisen ständig ums Essen, um sichere und gefährliche Lebensmittel und ihre Bemühungen, ihre Essorgien zu verstecken. Sie ist unfähig, Beziehungen zu führen und Nähe zuzulassen. Auch eine Therapie hilft ihr nicht weiter. Sie greift zusätzlich noch zu Psychopharmaka und Speed um vorgeblich die Kontrolle zu behalten. Ihr Leben ist ein Versteckspiel, das vom Verhalten ihrer Mutter geprägt ist. Diese ist Estin, die in den 1970er-Jahren einen Finnen geheiratet hat und zu ihm nach Helsinki gezogen ist. Dort erlebt sie, wie Estinnen pauschal als Huren verunglimpft werden und möchte dieses Schicksal ihrer Tochter nicht zumuten. Anna ist deshalb gezwungen, ihre Herkunft zu verleugnen und die "typische Finnin" zu mimen.
Neben der Geschichte von Mutter und Tochter gibt es Rückblenden in die 1940er-Jahre und das Leben der Großmutter, das von Angst und Schrecken vor russischer Willkür geprägt war.

"Stalins Kühe" ist ein Roman über drei Generationen von Frauen, wobei Annas Schicksal im Vordergrund steht. Daneben erfährt man mehr über die Geschichte Estlands und insbesondere seine Beziehungen zu Finnland und Russland.
Die Geschichte wechselt zwischen den Erzählebenen der 1940er/ 1950er-Jahre, der 1970er-Jahre und der Gegenwart, dem Erwachsenwerden von Anna. Die Szenenwechsel erfolgen schon nach wenigen Seiten, so dass es schwerfällt, sich in die jeweilige Zeit hineinzufinden. Insbesondere die doch sehr komplexe Geschichte der Großeltern um das Versteckspiel der Waldbrüder nach dem Zweiten Weltkrieg und Verschleppungen nach Sibirien leidet unter der Kürze der Kapitel. Es sind einzelne Fragmentstücke eines Lebens und zahlreiche Protagonisten, die in einen Zusammenhang gebracht werden müssen.
Weit eindrücklicher sind die Szenen aus dem Leben von Anna, die sich von ihrem "Herr" bestimmen lässt und von Katariina, die als Estin unter dem Russenhass der Finnen leidet und niemandem über den Weg traut. Gerade der Haupterzählstrang um Anna ist sehr anschaulich dargestellt. Es fällt erschreckend leicht, sich in ihre Denkweise hineinzuversetzen und eine Erklärung dafür zu finden, warum sie ihre personifizierte Essstörung nicht aufgeben kann, lieber andere Menschen vor den Kopf stößt und in lockere Sexbekanntschaften flieht. Das Buch erschöpft sich dabei ein wenig zu sehr in Annas Gedankenwelt, ist dadurch revolvierend und lässt die Handlung, die keine Lichtblicke bietet, auf der Stelle treten. Kein Handlungsstrang führt zu einem befriedigenden Ende und bleibt unschlüssig offen.

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Buch über Kommunismus und Essstörung, Heimlichkeit und Heimatlosigkeit.

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Kurzmeinung:
Interessante geschichtliche Hintergründe, aber leider etwas langatmig und durch die vielen Zeitsprünge und Perspektivwechsel kompliziert zu lesen.



Klappentext:
Annas Eltern trennen sich, ...

Kurzmeinung:
Interessante geschichtliche Hintergründe, aber leider etwas langatmig und durch die vielen Zeitsprünge und Perspektivwechsel kompliziert zu lesen.



Klappentext:
Annas Eltern trennen sich, als ihre Mutter Katariina herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt. Sie, die Estin, verleugnet ihre Herkunft, weil sie weiß, welch schlechtes Ansehen Estinnen in Finnland haben – sie gelten als russische Huren, die es geschafft haben, durch Heirat nach Finnland zu entkommen. Aus Angst, dass ihrer Tochter die gleiche Verachtung zuteilwird wie ihr, darf diese die Sprache nicht lernen und keinem sagen, woher die Mutter stammt. Dabei fahren die beiden regelmäßig nach Estland, um die Familie zu unterstützen, die das Grauen der sowjetischen Arbeitslager kennenlernte und unter den Bespitzelungen und Erpressungen durch enge Vertraute litt. Während Anna um ihr Gewicht kämpft und lernen muss, dass sie wirklich krank ist und die anorektische Bulimie sie umbringen kann, erfährt der Leser die Hintergründe der Familiengeschichte, Ursache für Annas Leiden, die bis in die Zeit der Besetzung Estlands nach dem Zweiten Weltkrieg zurückreicht. In brillanter Sprache, mit genauer Kenntnis der historischen Hintergründe und einer meisterhaften Komposition beweist Sofi Oksanen erneut, warum ihre Romane weltweit gefeiert werden.


Zum Buch:
Das Buch wird Abwechselnd von Katariina und ihrer Tochter Anna erzählt. Neben dem Perspektivwechsel gibt es auch immer Zeitsprünge, so dass ich mich manchmal sehr konzentrieren musste, um das Erzählte einordnen zu können. Es geht hin und her, zwischen Estland und Russland, zwischen Katariina und Anna, von den 40ern bis in die 90er.
Allerdings ist es spannend, die Geschichte der Familie sowohl aus Sicht der Mutter, als auch aus Sicht der Tochter zu erfahren. Die beiden nehmen Situationen und Gegebenheiten oft ganz unterschiedlich wahr und man merkt den Generationsunterschied und das sie in unterschiedlichen Welten großgeworden sind.
Wenn aus Katariinas Sicht geschrieben wird, erfährt man viel Geschichtliches. Über die Situation in Estland zu Zeiten des Kommunismus, und über die Beziehung des Landes zu Finnland. Über die Widerstandskämpfer und den Geheimdienst.
Katariina heiratet einen Finnen und verlässt ihr Heimatland. In Finnland allerdings lebt sie ein Leben voller Geheimnisse, denn niemand soll wissen, das sie Estin ist. Frauen aus Estland haben in Finnland einen schlechten Ruf und werden als "russische Huren" bezeichnet. Und so verbietet Katariina ihrer Tochter auch, estnisch zu sprechen, sie hört keine estnischen Lieder, unterdrückt diesen Teil von ihr komplett.
Anna leidet unter diesen Heimlichkeiten, lernt trotzdem estnisch. Sie findet ihren Platz weder so richtig in Finnland, noch in Estland. Sie entwickelt langsam eine Essstörung, die immer weiter zu einer anorektischen Bulimie wächst. Und das bringt auch wieder viel Heimlichtuerei, Verstecken und Lügen mit sich. Und Distanz - Anna fällt es schwer, Nähe zuzulassen und sich auf eine Beziehung einzulassen.


Meinung:
Insgesamt hat mir das Buch leider nicht so gut gefallen. Am Anfang fand ich die geschichtlichen Hintergründe sehr spannend, da ich so gut wie nichts über die Geschichte von Estland und Finnland wusste. Diese interessanten Aspekte sind sehr atmosphärisch und einfühlsam beschrieben, so dass mir nicht nur die geschichtlichen Fakten nährgebracht wurden, sondern ich mir auch die Stimmung in den Ländern gut vorstellen konnte. Es wird toll vermittelt, welcher Zeitgeist gerade herrscht und welche Vorurteile in den Köpfen der Menschen sitzen.
Allerdings sind diese Leckerbissen verpackt in einer verworren gestrickten Handlung, die dem Leser mit dem vielen Hin und Her zwischen Zeiten, Orten und Perspektiven sehr viel Konzentration abverlangt. Und das kostet Kraft und hat mich dazu bewogen, das Buch mehrmals zur Seite zu legen.
Außerdem werden sehr viele Personen nur kurz eingeführt und mir war oft nicht ganz klar, wo sie in dem komplizierten Beziehungsgeflecht ihren Platz finden.
Annas Essstörung wird anfangs gut beschrieben. Der Leser erfährt Fakten und viel interessantes über das Leben und den Alltag mit dieser Krankheit. Und auch hier schafft die Autorin es, eine Stimmung zu vermitteln, die Gefühle anzusprechen. Aber nach einiger Zeit verliert sich die Atmosphäre leider in ewigen Wiederholungen und am Ende hat mich der "Anna- Teil" fast nur noch gelangweilt.


Fazit:
Wer sich speziell für Bulimie und/oder die Geschichte von Estland und Finnland interessiert, der wird in diesem Buch viel Reizvolles finden. Mir jedoch sind die literarischen Leckerbissen aus atmosphärisch dicht beschriebenen Szenen zu wenig und sie verlieren sich in den langatmigen Wiederholungen des ewig Gleichen und in einem verworrenen Handlungstrang.