Die Geschichte einer großen Liebe, die nicht sein durfte
Bretagne, 1963. Die achtzehnjährige Joséphine sucht in einem alten Koffer ihrer Mutter Élise nach ihrer Geburtsurkunde. Was sie entdeckt, erschüttert sie zutiefst:
Jahrelang hat ihre Mutter ein Geheimnis gehütet und ihr die Identität ihres Vaters verschwiegen.
Entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, reist Joséphine nach Paris zur Schwester ihrer Mutter. Nach und nach erfährt sie dort die Geschichte einer jungen Frau, die sich in Gefahr befand. Sie erfährt von einer verbotenen Liebe in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Von den letzten gestohlenen Stunden vor der Befreiung. Und von den geflüsterten Worten eines schockierenden Verrats, der das Leben zweier Menschen unwiderruflich verändern sollte ...
»Es ist wichtig, dass Geschichten über den Zweiten Weltkrieg gelesen werden, damit wir verhindern können, dass so etwas jemals wieder passiert.«
RUTH DRUART
Mit „Élises Geheimnis“ gelingt Ruth Druart mit viel Hingabe und Gefühl ein wundervoller, geradezu fabelhafter, Roman auf rund 450 Seiten. Die Leserschaft lernt eine Pariser Familie in der Nazi-Kriegszeit ...
Mit „Élises Geheimnis“ gelingt Ruth Druart mit viel Hingabe und Gefühl ein wundervoller, geradezu fabelhafter, Roman auf rund 450 Seiten. Die Leserschaft lernt eine Pariser Familie in der Nazi-Kriegszeit kennen. Der Vater wurde eingezogen und die beiden Töchtern lernen ihren Alltag in Kriegszeiten zu meistern. Ein Drahtseilakt zwischen purem Überleben und Vergnügen, Fügung und Aufbegehren, Gewalt und Romantik. Als die ältere von den beiden Töchtern, Élise, einen deutschen Soldaten kennenlernt stellt sich letztlich die Frage: Wie viel Mensch-Sein bleibt unter solchen Umständen eigentlich noch über?
Der Autorin gelingt es auf eine wunderbare Weise die Erzählkomponenten zusammenzufügen und einen in sich stimmigen Roman zu zaubern, der einem noch einige Zeit in Erinnerung bleiben wird. Eine Abwechslungsreiche und facettenreiche Darstellung der Charaktere, ein Schreibstil der Lesefluss garantiert und eine grundlegende Geschichte über die Folgen von Krieg und der Frage was am Ende bleibt. Eins meiner Lese-Highlights im Jahr 2022.
Ruth Druart selbst schreibt, wie wichtig es ist, die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg aufrechtzuerhalten, damit so etwas nicht noch einmal passiert. „Élises Geheimnis“ trägt ganz sicher dazu bei.
Zunächst ...
Ruth Druart selbst schreibt, wie wichtig es ist, die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg aufrechtzuerhalten, damit so etwas nicht noch einmal passiert. „Élises Geheimnis“ trägt ganz sicher dazu bei.
Zunächst kurz zum Inhalt:
Alles beginnt damit, dass Élise, Mutter von Joséphine und Überlebende des Zweiten Weltkriegs, ihrer Tochter im Jahr 1963 endlich ein Geheimnis anvertrauen möchte, dass sie schon viel zu lange für sich behalten musste. Doch dann findet Joséphine, als sie ihre Geburtsurkunde für einen Schulausflug sucht, es selbst heraus. Ihr Vater, den sie für einen gefallenen französischen Soldaten hielt, war kein Franzose, sondern Deutscher – der Feind. Hals über Kopf flieht Joséphine aus dem Haus in der Bretagne, in dem sie mit ihrer Mutter lebt, zu ihrer Tante, Élises Schwester Isabelle, nach Paris. Von Isabelle erfährt Joséphine mehr über die Umstände, unter denen Élise ihre große Liebe, Sebastian, kennenlernte und verlor. Die Geschichte beginnt 1944 in Paris und endet mit Joséphines Geburt in der Bretagne im April 1945.
Der Roman spielt also auf zwei Zeitebenen. „Heute“, also im Jahr 1963 wird aus Élises und Joséphines Perspektive berichtet. Über den Zeitraum von 1944 bis 1945 berichtet Isabelle. Sie erzählt Joséphine, was damals geschah und zu der heutigen Situation geführt hat. In diesem Zeitraum kommen in personaler Erzählweise zudem sowohl Élise als auch Sebastian zu Wort.
Meine Meinung
Ich bin bekennende Leserin von Wohlfühlromanen, weshalb ich Respekt vor der Lektüre dieses Buchs hatte. Letztlich hat mich vor allem der unaufgeregte und schnörkellose Schreibstil von Ruth Druart, der den Leser und die Leserin vom ersten bis zum letzten Buchstaben in der Geschichte hält, überzeugt, meine Komfortzone zu verlassen. Ebenso zeichnen den Roman eine Tiefe und Ernsthaftigkeit aus, die es unmöglich machen, das Buch wegzulegen. Es ist, als wäre man mit der ersten Zeile in die Tiefen des Ozeans getaucht und wieder aufzutauchen, bevor die Sauerstofffalsche leer ist, kommt einem gar nicht in den Sinn. Auch wenn man Dinge sieht, die man eigentlich so lieber nicht gesehen hätte. An zwei Stellen werden, meines Erachtens nach, zu grausame Szenen geschildert. Auch wenn es wichtig sein mag aufzuzeigen, wie brutal die NS vorging, und der Leser oder die Leserin mit solchen Szenen rechnet, wären diese Szenen meines Erachtens nach nicht unbedingt notwendig gewesen. Der Roman ist auch ohne die explizite Nennung der Gräueltaten, wie von Ruth Druart versprochen, ein schockierendes Zeugnis des Zweiten Weltkriegs.
Eindrücklich schildert Ruth Druart den Kriegsalltag, was teilweise, ob des Ausnahmezustands in dem die Welt sich damals befand, skurril wirkt. Die ganze Stadt hungert. Nicht weit vom Wohnhaus entfernt werden Menschen auf grausamste Weise gefoltert, und doch verlieben sich Menschen, gehen abends feiern und freuen sich unbändig über ein Stück Schokolade.
Der Leser oder die Leserin erlebt die Kriegszeiten hautnah, die Brutalität, die Verzweiflung, die Unmöglichkeit sich zwischen den Fronten zu positionieren. Es wird aber auch gezeigt, dass es letztlich niemals nur Schwarz und Weiß gibt, auch im Krieg nicht. Dass selbst in den dunkelsten Zeiten, in denen grausamste Verbrechen begangen werden, immer auch irgendwo Widerstand, Mut und Klarheit wachsen und dass sogar Schönes entstehen kann. Das zeichnet für mich die Geschichte aus: obwohl ungeschönt die schlimmsten Gräueltaten dargestellt und die Abgründe der menschlichen Seele offenbart werden, hört die Geschichte nie auf gleichzeitig mit Hoffnung getränkt zu sein.
Die Figuren sind authentisch dargestellt. Ich habe während des Kriegs Élise bewundert, die Kinder aus einem Waisenhaus schmuggelte, und mit ihr gelitten, als sie unter so schrecklichen Umständen nach Kriegsende Joséphine zur Welt bringen musste. Vor allem Sebastian, der Soldat, den Élise liebt und der Joséphines Vater ist, wird als dreidimensionaler Charakter dargestellt. Ein Mann, der – verletzlich, gutherzig, klug und reflektiert – zur falschen Zeit im falschen Land mit der falschen Nationalität gelandet ist. Man fühlt mit ihm, als er für Élise zunächst nur der Feind ist, der Mann, der all das Leid verursacht. Und doch beginnt Élise nach und nach zu verstehen, dass Sebastian letztlich in erster Instanz Mensch ist. Ein Mann, dabei noch halb Franzose, mit Gefühlen, Sehnsüchten und Zweifeln. Wie die beiden sich ineinander verlieben, ist sehr herzerwärmend und klug dargestellt.
Abschließend bleibt in Bezug auf Layout und Inhalt festzuhalten, dass das Cover, das mir sehr gut gefiel, im Verlauf des Buches an mehreren Stellen aufgegriffen wird. Was die Struktur angeht, sind die Kapitel nicht nur logisch aufeinander aufgebaut und der Leser oder die Leserin kann sich zu jeder Minute orientieren, durch den Wechsel der Perspektiven hat der Leser oder die Leserin auch einen in sich geschlossenen Rundumblick.
Die Spannung, unter der der Leser oder die Leserin besonders vom Mittel- bis zum Endteil steht, ist gerade noch auszuhalten. Die überraschenden Wenden, die an mehreren Stellen zu finden sind, erhöhen den Nervenkitzel zusätzlich.
Fazit
„Élises Geheimnis“ ist die bewegende Geschichte über eine Liebe, die während des Zweiten Weltkrieges zwischen die deutschen und französischen Fronten geriet. Ich würde den Roman allen empfehlen, die sich für die Thematik des Dritten Reichs interessieren, aber auch denen, die ein spannendes Buch mit dreidimensionalen Charakteren suchen. Der Leser oder die Leserin sollte jedoch nervenstark sein und Dramatik aushalten können. Ruth Druart schreibt allerdings so wunderschön, mit so viel Herzblut und mit solcher Tiefe und Eindringlichkeit, dass man sogar als bekennender Wohlfühlromanleser das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Mehr noch wird man zum Nachdenken angeregt. „Élises Geheimnis“ ist ein Roman mit Nachhall, und ich hoffe, dass der Hall weit trägt, denn ich gebe Ruth Stuart recht: es ist wichtig über Geschichte zu schreiben, über das was passiert ist und sich nicht wiederholen sollte. Und es ist wichtig, über solche Bücher zu sprechen, so wie wir es hier in der Lesejury tun.
»Es ist wichtig, dass Geschichten über den Zweiten Weltkrieg gelesen werden, damit wir verhindern können, dass so etwas jemals wieder passiert.« RUTH DRUART
Bücher wie „Elises Geheimnis“ sind nach meiner ...
»Es ist wichtig, dass Geschichten über den Zweiten Weltkrieg gelesen werden, damit wir verhindern können, dass so etwas jemals wieder passiert.« RUTH DRUART
Bücher wie „Elises Geheimnis“ sind nach meiner Meinung sehr geeignet, nicht nur ein Gespür dafür zu bekommen, dass so etwas, wie im Zweiten Weltkrieg geschehen, nie wieder passieren darf, sondern dass man auch die Gewissheit erlangt. Ruth Druart hat die Geschichte einer verbotenen Liebe erzählt, die gegen Ende des Krieges in Paris begann. Doch die beiden Liebenden wurden getrennt, Elise war schwanger und ging in die Bretagne. Erst als sie achtzehn Jahre alt wird, erfährt die Tochter Josephine, dass ihre Mutter sie immer belogen hat und verschwiegen, wer ihr wirklicher Vater ist. So fährt sie Hals über Kopf nach Paris, denn sie möchte die Wahrheit erfahren.
Ruth Druart hat die Schrecken des Krieges, die Verzweiflung der Menschen in ihrer Ohnmacht und mit ihren Ängsten sehr realitätsnah und ergreifend eingefangen und in die Geschichte einfließen lassen. Durch Wut und Trauer über das Erlebte werden unglaubliche Entscheidungen getroffen, die weitreichende Folgen haben. Für mich vollkommen neu und unfassbar war zum Beispiel das, was die Autorin über die Hitlerjugend geschrieben hat. Auch hier ging man mit Brutalität vor, wenn die Jugendlichen nicht spurten.
Mir haben die kurzen, mit Namen überschriebenen Kapitel gefallen. Auch die Sprünge zwischen Zeit und Ort sind gut gewählt und unglaublich spannend erzählt. Und ich finde es gut, dass immer wieder französische Begriffe oder auch ganze Sätze in den Texten zu finden sind, denen die Übersetzungen in Deutsch direkt folgen, das ist einfach gut gemacht.
Ich bin von der Geschichte restlos überzeugt. Auch wenn ich mich manchmal gefragt habe, warum das eine nicht getan oder das andere nicht gelassen wurde, so weiß ich doch, dass viele Menschen damals Unmenschliches erlebt haben oder mitansehen mussten, so dass dadurch nicht immer die Entscheidungen getroffen werden konnten, die womöglich besser hätten gewesen sein können.
Ich gebe meine volle Leseempfehlung für dieses Buch, das unbedingt zu meinen Lieblingsbüchern gehört.
Die Geschichte einer großen Liebe, die nicht sein durfte
»Es ist wichtig, dass Geschichten über den Zweiten Weltkrieg gelesen werden, damit wir verhindern können, dass so etwas jemals wieder passiert.« ...
Die Geschichte einer großen Liebe, die nicht sein durfte
»Es ist wichtig, dass Geschichten über den Zweiten Weltkrieg gelesen werden, damit wir verhindern können, dass so etwas jemals wieder passiert.« RUTH DRUART
Diese zwei Sätze aus dem Klappentext beschreiben hervorragend diese Geschichte. Es war mein zweites Buch von Ruth Druart und ich hatte große Erwartungen daran, denn „Ein neuer Morgen für Samuel“ hatte mich sehr berührt und begeistert. Und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Die Autorin schaffte es auch diesmal, meine Gefühle in Wallung zu bringen, mir sogar wieder ein, zwei Tränen zu entlocken. Das schaffen wenige Bücher bei mir.
Ein großer Teil des Romans spielt im zweiten Weltkrieg in Frankreich. Die Dramatik liegt also in der Natur der Sache und hier wird es wirklich aufwühlend. Ich fühlte mich im besten Sinne an „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah erinnert und konnte wunderbar mit den facettenreichen Charakteren mitfiebern. Eine große Stärke von Ruth Druart ist es, dass sie bei keiner Person eine schwarz-weiß-Zeichnung braucht, um die Tiefe der Persönlichkeit auszuloten. Außerdem ist das Buch zu keinem Zeitpunkt rührselig sondern immer ungemein ehrlich und glaubhaft.
Auch der Erzählstrang, der 20 Jahr nach dem Krieg spielt, konnte mich packen. Das ist deshalb schon bemerkenswert, weil ich oft in Büchern mit zwei Erzählebenen mit einer Ebene hadere. Hier passt aber nicht nur alles harmonisch zusammen, sondern die Spannung bleibt immer hoch.
Erneut also ein Leseerlebnis von Ruth Druart, welches ich auf keinen Fall missen möchte. Wer solche Geschichten über den zweiten Weltkrieg liest, weil er daraus etwas für die Gegenwart lernen möchte, der ist hier genau richtig. Die Autorin ist für mich kein Geheimtipp und ich hoffe auf weitere Bücher von ihr.
Aktuell lese ich sehr gerne Bücher, die die Zeit des 2. Weltkriegs und oder Nachkriegszeit thematisieren. Und genau das vereint dieses Buch. Élise Geheimnis ist mein erstes Buch ...
Meine Meinung und Fazit:
Aktuell lese ich sehr gerne Bücher, die die Zeit des 2. Weltkriegs und oder Nachkriegszeit thematisieren. Und genau das vereint dieses Buch. Élise Geheimnis ist mein erstes Buch aus der Feder von Ruth Druart. Ihr erstes Buch steht bereits auf meiner Wunschliste.
Élise wächst im besetzten Paris auf und tut alles dafür, unbeobachtet zu bleiben. Ja nicht mit Deutschen in Kontakt kommen, unsichtbar bleiben. Sie geht ihtene Weg und versucht trotzdem ein einigermaßen lesbares Leben zu schaffen und sie riskiert viel. Doch gegen die Liebe kann man nichts tun, sie kommt einfach und dann passieren schöne Dinge und weniger schöne Dinge, die die dunklen Seiten der Menschen nach vorne kehren. Und es beginnt eine Zeit des Schweigens, niemand redet über diese Zeit doch um Wunden zu heilen, muss man offen sein. Wie soll man sonst verzeihen?
Was Ruth Druart schafft ist, dass man bei den Protagonisten nah ist. Man fühlt und leidet mit ihnen. Man ist ein Teil. Das Buch lässt mich nachdenklich zurück, warum schweigt man und neidet dem anderwb Glück? Ein wunderschönes, wundervolles Buch, was ich sehr gern weiterempfehle.
Hier noch meine Lieblingsstellen:
Kapitel 5 "Worte besitzen Macht. Sie können einen niederschmettern, sie können einem Auftrieb geben das Herz erheben und einen dazu bringen sich zu verlieben. Oder einen hassen lassen.
Kapitel 39 "Den Krieg gewonnen? Gab es dabei überhaupt Sieger? Mir kam es vor, als hätten wir alle etwas verloren. Von jetzt an würde ich mich nur noch verstellen. Niemand durfte je erfahren, wie es wirklich in meinem Herzen aussah.
Mein Dank geht an das Team von lesejury.de und dem Lübbe Verlag für das bereitgestellte Rezi-Exemplar und die Autorin für die angenehmen Lesestunden. Das Buch regt zum Nachdenken an und ist für mich ein Buch gegen das Vergessen.