Leben passiert
Es handelt sich beim Buch um eine Sammlung von zehn Erzählungen. Diese sind außergewöhnlich gewöhnlich, dabei aber nicht alltäglich und dadurch so besonders. Da ist der Schock des Kindes über den lange ...
Es handelt sich beim Buch um eine Sammlung von zehn Erzählungen. Diese sind außergewöhnlich gewöhnlich, dabei aber nicht alltäglich und dadurch so besonders. Da ist der Schock des Kindes über den lange zurückliegenden Tod des Vaters und die hieraus resultierende Entfernung von Tochter und Mutter, die unüberbrückbar zu sein scheint.
„Sie hatte sich so danach gesehnt, Hanne in den Arm zu nehmen. In den Arm genommen zu werden. Lass mich dich halten, hatte sie gebeten, immer und immer wieder.“ (Seite 137)
Da ist der Großvater, der hart und ungerecht seine Enkel behandelt hat, und nun am Bett seiner Enkelin zurückblickend merkt, dass sein Verhalten falsch und unangebracht war. Nun ist es vielleicht zu spät, die Reue und sein Selbstmitleid haben keinen Empfänger, verpuffen ungehört.
„Er hatte nie gelernt zu beten. Er wusste lediglich, wie man bettelte. Er bettelte, dass man dieses Kind verschonen solle, aber selbst im kleinen Echoraum seines eigenen Kopfes war seine Stimme nur schwach.“ (Seite 190)
Menschen, Schicksale, Leben; mal mehr, mal weniger aufregend, dabei aber immer interessant und unterhaltsam, verbunden mit einem leichten voyeuristischen Effekt für mich als Leser. Mir haben bis auf die letzte Erzählung alle gefallen, die abschließende Story war mir etwas zu mystisch, oder aber ich habe den Hintergedanken einfach nicht verstanden. Die Autorin hat ein großes und besonderes Talent, Alltägliches und Banales wunderbar miteinander zu mischen, herausgekommen ist eine schöne Sammlung von Kurzgeschichten, die mich unglaublich gut unterhalten haben. Gerne vergebe ich dafür fünf Sterne und eine Leseempfehlung.