Solange die Hoffnung uns gehört
Linda Winterberg
Inhaltsangabe / Klappentext:
Bis wir einander wiederfinden
Frankfurt, 1938: Als Sängerin darf die Jüdin Anni nicht mehr auftreten. Nur mit Mühe kann sie für sich und ihre kleine Tochter Ruth sorgen. Die Angst vor dem NS-Regime wird immer größer, aber all ihre Bemühungen, gemeinsam auszureisen, scheitern. Schließlich ringt sich Anni zu der wohl schwersten Entscheidung für eine Mutter durch: Um wenigstens ihre Tochter in Sicherheit zu wissen, schickt sie Ruth mit einem der Kindertransporte nach England. So bald wie möglich will Anni ihr folgen. Doch dann bricht der Krieg aus, und sie kann das Land nicht mehr verlassen …
Die berührende Geschichte einer jungen Mutter, die ihr Kind zu retten versucht, indem sie es auf eine Reise ins Ungewisse schickt.
Meine Meinung:
Ein sehr bewegendes Buch das Linda Winterberg da geschrieben hat, ein Buch das nach einer wahren Geschichte geschrieben wurde, ein Buch das mich sehr bewegt, aber auch von Anfang bis Ende gefesselt hat.
Der Schreibstil der Autorin war flüssig und mitreißend. Ich war sofort in der Geschichte drinnen und ich hatte immerzu ein Bild vor Augen. Auch das Cover fand ich sehr gelungen – man sieht auf den ersten Blick das die Geschichte in einer anderen Zeit spielt und Titel/ Cover lassen erahnen das es ein Buch ist das ans Herz geht, eines der Bücher das einen auch nachhaltig noch lange beschäftigen wird.
Die Geschichte wird aus Sicht von Anni erzählt. Einer jungen Frau, alleinerziehend mit kleiner Tochter. Anni arbeitet als Sängerin an der Frankfurter Oper, alle sind begeistert von ihr. Alles könnte so schön sein, aber sie ist Jüdin und in der Zeit in der die Geschichte spielt ist das ein schweres Los. Ich durchlebe die Zeit mit Anni, fühle mit ihr und kann verstehen / nachvollziehen das sie sich große Sorgen um die Zukunft macht, aber auch das sie sich um ihre kleine Tochter sorgt. Es wird immer schwerer für Anni, keine Arbeit mehr, kaum Geld, kaum Essen. Für die Juden wird es immer schwerer und schließlich entscheidet sich Anni dafür ihre Tochter mit einem Kindertransport nach England reisen zu lassen. Man spürt wie schwer ihr diese Entscheidung getroffen ist, aber sie merkt wie alles schwerer wird, wie viele bekannte Gesichter verschwinden und möchte einfach das ihre Tochter in Sicherheit lebt. Sie bespricht alles mit Ruth, erklärt ihr alles ganz genau, aber sagt ihr auch das sie bald nachkommen wird. Ruth reist ab, Anni zerbricht fast an der Trennung, nur der Gedanke an ihre baldige Reise nach England lässt sie nach vorne schauen – nichtsahnend das alles anders kommt wie geplant: Der Krieg bricht aus und sie kommt nicht mehr aus dem Land raus.
Sehr einfühlsam wird die Geschichte von Anni und Ruth erzählt. Ruth ist in Sicherheit und lebt nun in England, in Gedanken immer wieder bei der heißgeliebten Mutter. Wird sie sie jemals wieder in die Arme schließen können?
Sehr bewegend wird dann geschildert wie es für Anni ohne Ruth weitergeht. Mit dem Ausbruch des Krieges wird es für sie noch schwerer, einzig der Gedanke an das Wiedersehen mit der Tochter gibt ihr Kraft. Es ist sehr bewegend zu lesen wie es ihr in der Zeit ergeht, wie sie aufpassen muss, wie aus nervigen Nachbarn plötzlich die besten Freunde werden, aber auch umgekehrt wie aus Freunden Feinden werden. Wem kann man noch trauen, wie geht es weiter – inzwischen merkt sie aber auch das es die richtige Entscheidung war Ruth nach England zu schicken. Sie weiß ihre Tochter in Sicherheit, sie muss sich nicht um sie sorgen und sie hofft nur das sie sie bald wieder in die Arme schließen kann.
Die Geschichte um Anni und Ruth hat mich sehr mitgenommen. Ich hatte immerzu ein Bild vor Augen und konnte mit den Charakeren mitfühlen. Alles war sehr authentisch beschrieben, man hatte das was damals passiert ist vor Augen und der Gedanke das dieses Buch nach einer wahren Geschichte geschrieben wurde hat mir oftmals die Tränen in die Augen getrieben, mich oftmals schlucken lassen. Besonders gut gefallen hat mir auch das man nach Ruths Abreise die Geschichte in zwei parallelen Handlungssträngen erzählt wurde. So las man abwechselnd aus der Zeit in Deutschland, aber auch was gerade in England bei Ruth passierte. Ruth war in nun in Sicherheit, sie lebte ein ganz anderes Leben wie ihre Mutter, aber auch sie hatte es nicht immer einfach. Dazu die Trennung von der Mutter die es zu verarbeiten gab, aber auch die Ängste die sie um die Mutter hatte.
Sehr bewegend auch der kurze Briefwechsel der anfangs regelmässig zwischen England und Deutschland stattfand, bis die Briefe dann irgendwann ganz ausblieben. In dem Moment leidet man dann schon sehr mit Ruth.
Aber auch die Nebencharaktere sind der Autorin unheimlich gut gelungen, allen voran Georgina. Jeder hatte in dieser Zeit sein Päckchen zu tragen, jeder musste schauen wie er in dieser schweren Zeit überlebt und es gab immer wieder Überraschungen und Wendungen mit denen ich so nicht gerechnet hätte. Die Jahre vergehen, sie gehen nicht spurlos an den Charakteren vorüber aber auch nicht an mir. Das Ende des Buches hat mir dann richtig gut gefallen, es war realistisch und passte zu der authentischen Geschichte."Nichts ist wie es scheint" trifft hier oftmals zu.
Mein Fazit:
Ein Schicksal von vielen wurde in „Solange die Hoffnung uns gehört“ authentisch nacherzählt.Ein fesselndes Buch welches mir viel Hintergrundwissen mit auf den Weg gegeben hat. Ein Buch das einerseits spannend war, auf der anderen Seite sehr einfühlsam und bewegend. Es ist eines der Bücher die einen berühren, die nicht immer leicht zu lesen sind weil man weiß das hinter der Geschichte Namen stehen. Menschen die genau das mitgemacht haben – ich hatte diese Menschen immer vor Augen. Ein Buch das ich nicht nur Erwachsenen sondern auch Jugendlichen wärmstens empfehlen kann.
Von mir gibt es für „Solange die Hoffnung uns gehört“ von Linda Winterberg eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne.