Sehr interessant und spannend
Europa versinkt in Wasser. Heftige Regenfälle, Hagelschauer, Dauerregen, Erdrutsche, Sturmfluten, Hochwasser – überall in Deutschland und Europa scheint das Wetter durchzudrehen, aber die Politik rät dazu, ...
Europa versinkt in Wasser. Heftige Regenfälle, Hagelschauer, Dauerregen, Erdrutsche, Sturmfluten, Hochwasser – überall in Deutschland und Europa scheint das Wetter durchzudrehen, aber die Politik rät dazu, ruhig zu bleiben, es bestehe keine Gefahr. Doch ist dem wirklich so? Drei Menschen - die Wolkenkundlerin Fjella Lange, der IT-Spezialist Arian Fischer und der Schadensgutachter Philipp Graf -, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, lernen sich im Zuge ihrer Nachforschungen kennen und beschließen gemeinsam herauszufinden, was los ist und die Menschen zu warnen, bevor es wohlmöglich noch schlimmer kommt. Aber was, wenn nicht nur der Klimawandel bei all dem eine Rolle spielt? Was, wenn das alles viel größer ist, als sie es je gedacht hätten?
Anfangs ist das Buch durch die vielen Charaktere recht unübersichtlich. Es dauert, bis man herausgefunden hat, wer wer ist, wer wichtig ist und wie das alles miteinander in Verbindung steht. Man wird in die Handlung geworfen und muss schwimmen.
Die Kapitel sind meistens recht kurz und immer aus einer bestimmten Sichtweise erzählt, die sich aber bei jedem neuen Kapitel ändert. Am meisten Anteil haben die drei Protagonisten Fjella Lange, Arian Fischer und Philipp Graf und ein verwitweter Vater, Jan Baumann, der versucht sich und seine kleine Tochter buchstäblich über Wasser zu halten. Aber es kommen noch einige weiter zu Wort, manche nur ein einziges Mal, andere tauchen wiederholt auf, aber immer muss man sich wieder neu zurechtfinden, was teilweise nicht ganz leicht ist. Am Ende macht es Sinn, aber bis dahin, wird man ab und an verwirrt.
Jeder der drei Protagonisten stolpert in die Sache mehr oder weniger hinein. Sie erkennen Unregelmäßigkeiten oder werden wegen ihrer Expertise hinzugezogen, aber am Ende tun sie sich zusammen, um gemeinsam herauszufinden, was mit dem Wetter los ist.
Jan Baumann versucht das nicht, ihm geht es nur ums Überleben, seins, aber vor allem das seiner kleinen Tochter Mia. Er ist es, der vor allem die gesellschaftlichen Folgen zu spüren bekommt, Nachbarn, die einander bestehlen, Fremde und Freunde, die zur Gefahr werden, was es bedeutet ein Flüchtling zu werden. Überall lauert Gefahr und Mangel, beides Dinge, die der normale Durchschnittsdeutsche eigentlich nicht mehr kennt.
Im Verlauf kommen noch weitere Charaktere hinzu, denen man länger folgt, eine Feuerwehrfrau und Ermittler der Polizei. Aber auch Politiker kommen zu Wort, allerdings durchweg negativ.
Fazit: Ich fand das Buch sehr interessant und spannend. Immer wieder hatte ich wegen der vielen Sichtweisen so meine Probleme, weil gerade, wenn viele neue dazukommen, es schwierig ist, sich alles zu merken. Erst wenn man weiß, wer wichtig ist und auf wen man besonders achten muss, bekommt man einen besseren Überblick. Interessant war es vor allem, weil man diese drei Ebenen hatte, die Wissenschaft, die Politik und die Gesellschaftliche. Die drei Protagonisten vertreten die Wissenschaft, die Politik tritt vor allem durch Nichtstun auf und Jan Baumann und seine kleine Tochter symbolisieren die Gesellschaft, die, die da mitten hineingeraten und einfach bloß überleben wollen.
Faszinierend wie düster und egoistisch es auf der Welt zugeht, wenn es eng wird. Das merkt man im Kleinen immer wieder, aber hier im Großen auf breiter Fläche, obwohl es auch genug gibt, die ihr eigenes Leben und ihre Sicherheit für andere riskieren.
Ich fand die Auflösung sehr interessant und gruselig. Ich persönlich hätte es anders etwas besser gefunden, aber empfand die Erklärung als stimmig.
Von mir bekommt das Buch 4,5 Sterne.