...und Action!
Was war ich froh, Harry Hole wieder zu begegnen. Jo Nesbos EIFERSUCHT-Episoden haben mich beileibe nicht vom Hocker gerissen, auch wenn der erste Streich genial war. Und nun – Harry hat mich wieder, meine ...
Was war ich froh, Harry Hole wieder zu begegnen. Jo Nesbos EIFERSUCHT-Episoden haben mich beileibe nicht vom Hocker gerissen, auch wenn der erste Streich genial war. Und nun – Harry hat mich wieder, meine ganze Aufmerksamkeit gehört ihm. Und ich bin gespannt, wie und wann ich diesen „Blutmond“ in seiner ganzen Schönheit erleben werde.
Das Wiedersehen mit Harry war nicht so prickelnd, ich musste mich ihm wieder annähern. Aufgeben jedoch war keine Option, Harry Hole ist schließlich einer meiner liebsten Ermittler. Unkonventionell, anders, schroff und störrisch, sehr eigenwillig, ja unnahbar, wie es zuweilen den Anschein hat. Und doch mag ich ihn, diesen unnachahmlichen Charakter. Ist er alt geworden? Hat er gar seinen messerscharfen Verstand versoffen? Dranbleiben war die Devise – und es hat sich gelohnt. Nach dem doch etwas langatmigen Einstieg hatte er mich wieder eingefangen. Und wie! So kenne und so schätze ich ihn.
Der mittlerweile 13. Fall ist – wie auch die Vorgängerbände – in sich abgeschlossen, man kann also hiermit direkt einsteigen.
Zwei Mädchen werden ermordet, ein reicher Immobilienmakler wird damit in Verbindung gebracht. Die Osloer Kommissarin Katrine Bratt will Harry Hole in ihr Team holen, ihre Vorgesetzten verwehren es ihr. Harry, mittlerweile in L.A. versumpft, wird jedoch von dem Verdächtigen mit viel Geld geködert. Und so stellt er seine Recherchen bald neben der Polizei an, stellt sich sein spezielles Ermittlerteam zusammen wie etwa einen korrupten Polizisten. Er passt perfekt, bewegt sich immer am Rande der Legalität oder ein Stück drüber. Auch ein dealender Freund aus längst vergangenen Tagen sagt zu und ein sterbenskranker Psychologe, den Harry sehr schätzt, gesellt sich zu ihnen. Sein Krankenzimmer dient sozusagen als ihre Einsatzzentrale.
Es geht ganz gehörig zur Sache und wird zunehmend unappetitlich. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dramatische Szenen wechseln sich ab mit eher Alltäglichem. Zwischendurch lese ich von einer gestörten Seele, wie es scheint. Und es kommt, wie es kommen muss – ich habe es geahnt. Der Schluss kommt nicht ganz überraschend, auch wenn ich mich in die Irre führen ließ, zunächst anderes favorisiert habe. Es wäre zu offensichtlich gewesen und das gibt es bei Jo Nesbo nicht. Da kam das vertraute Herzklopfen-Feeling auf, das fast-nicht-durchatmen-können und die Erkenntnis vom „Blutmond“, diesem rötlich-kupferfarbene Mond, dem die Mondfinsternis folgt. Ein sehr treffendes Cover. „Harry Hole – unerbittlich wie nie.“