Super Sommerroman
In Madame Picasso begegnet der Leser der jungen, lebenslustigen Eva Gouel. Sie ist eine wunderbare Protagonistin, die man sehr schnell in sein Herz schließt. Stellenweise kam sie mir etwas naiv vor, aber ...
In Madame Picasso begegnet der Leser der jungen, lebenslustigen Eva Gouel. Sie ist eine wunderbare Protagonistin, die man sehr schnell in sein Herz schließt. Stellenweise kam sie mir etwas naiv vor, aber dies tut der Sympathie keinen Abbruch. Picasso stattdessen wirkte auf mich sehr oberflächlich und nicht wirklich liebevoll. Die Nebenfiguren bleiben leider ein wenig blass. Ich hätte mir ein bisschen mehr Sylvette in dem Roman gewünscht.
Sehr gut gefallen hat mir, dass die Geschichte mit dem Fokus auf verschiedene Personen, hauptsächlich Eva und Picasso, erzählt wird. Außerdem macht die Verwobenheit der Story mit der historischen Grundlage das Buch zu etwas Besonderem. So treten verschiedene Personen in Erscheinung, die historisch belegbar sind. An erster Stelle sind dabei natürlich Pablo Picasso und Eva Gouel zu nennen. Außerdem sind noch Mistinguett, Gertrude und Leo Stein, Louis Marcoussis, Braque, Apollinaire, Max Jacob, Fernande Olivier und viele mehr dabei.
Die Ereignisse sind nicht ganz in der korrekten historischen Abfolge dargestellt (soweit ich das nach meinem Wissenstand beurteilen kann). Ein Unterschied ergibt sich bei den Namen. Während im Buch ihr richtiger Name Eva Gouel ist, lautet ihr "Parisername" Marcelle Humbert. In Wirklichkeit war es jedoch anders herum. Der größte Unterscheidung, die auch weitere Ungenauigkeiten nach sich zieht, ist die Tatsache, dass sich Eva und Picasso im Roman schon vor dem Diebstahl der Mona Lisa kennen lernen, während das erste Treffen zwischen den beiden erst für Ende des Jahres 1911 belegt ist und somit erst nach dem Verschwinden der Mona Lisa stattfand.
Ich persönlich empfinde diese Abweichungen nicht als störend, schließlich handelt es sich um eine fiktive Geschichte und ein bisschen Fiktion muss am Ende ja auch noch dabei sein.
Obwohl ich stellenweise das Gefühl hatte, die Figuren haben eine unhistorische Sprechweise, muss ich sagen, dass mir das Flair, das das Buch rüber gebracht hat super gefallen hat. Diese ganze Kunst und Kultur-Attitude kam extrem gut rüber. Auch die Beschreibungen von Paris und der ganze Lebensweise dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben mich total gepackt. Oftmals hatte ich das Gefühl selber durch die Stadt zu schlendern, das zu sehen, was die Protagonisten sehen und generell mit allen Sinnen diese Zeit zu erleben.
Leider hatte ich meine Probleme mit den künstlerischen Dingen, in dem Buch. So sagten mir beispielsweise die Bilder absolut gar nichts. Dies liegt aber eher an mir, als an dem Buch.
Madame Picasso ist ein großartiger Roman, der die künstlerisch geprägte Zeit um 1911 in Paris einfängt und lebendig werden lässt. Nicht nur für Kunstfreude ein super Sommerroman.