Bewegender Roman, der strukturellen Rassismus thematisiert
Salomé ist 16 Jahre alt und muss eine sechsmonatige Strafe in einer Jugendhaftanstalt absitzen. Dahingebracht hat sie Wut. Wut über ihre Klassenkameradinnen, das Mobbing und den Rassismus, den sie tagtäglich ...
Salomé ist 16 Jahre alt und muss eine sechsmonatige Strafe in einer Jugendhaftanstalt absitzen. Dahingebracht hat sie Wut. Wut über ihre Klassenkameradinnen, das Mobbing und den Rassismus, den sie tagtäglich erfahren muss. Salomé ist in einer niederländischen Provinz aufgewachsen, wo ihre Hautfarbe fremd ist und von den Nachbarinnen und Mitmenschen nicht gern gesehen wird. Salomés Vater kommt aus Kamerun und hat selbst Rassismuserfahrungen erlebt, vor denen er seine Töchter lieber bewahren möchte. Damit diese mit ihrer Wut umgehen können, besorgt ihr Vater einen Punchingball für die Garage und zeigt ihnen, wie sie ihre Faust wirkungsvoll einsetzen können. Die enttäuschten Augen ihres Vaters, als Salomé aufgrund ihrer Wut und des Einsatzes ihrer Fäuste festgenommen wird, kann sie nicht vergessen. In der Jugendhaftanstalt soll sie über sich und ihr Verhalten nachdenken - mit Unterstützung des Therapeuten Frits, der sich in einer TV-Sendung rassistisch geäußert hat und Salomé daher alles andere als geeignet oder sympathisch erscheint.
Simone Atangana Bekono hat mit "Salomés Zorn" einen bewegenden Roman geschrieben, der die tiefe Wut Salomés in ihren Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen deutlich zum Ausdruck bringt. Sie erzählt von verschiedenen Situationen, in denen sie rassistisch beschimpft wurde, die Herausforderungen, die nur ihr gestellt wurden und von der Wut, gegen sie immer wieder ankämpfen musste und vor der ihr Vater sie nur bedingt schützen kann. Schauplatz ist hier eine niederländische Provinz, aber die Strukturen und Mechanismen, das Mindset der Gesellschaft, die hier exemplarisch Salomés Familie gegenübertritt und die Konsequenzen und Lebensfragen, die Salomé sich während ihrer Haft stellt, existieren und wirken überall.
Ein sehr beklemmendes und bewegendes Buch aus Sicht einer 16-Jährigen, die ganz viel und gleichzeitig sehr wenig versteht - sämtliche Fragen und gesellschaftliche Aspekte jedoch allein für sich ausmachen muss, obwohl die Strukturen das Problem sind und nicht sie.