Lahmes Hin und Her um Liebe und Selbstliebe, nervenzehrend und gekünstelt ohne Empathie für die Figuren
Cleo Wilder ist 29 Jahre alt, lebt in London und ist Autorin einer Single-Kolumne eines Online-Magazins. Unglücklich mit ihrem andauernden Single-Dasein, worunter ihre Kolumne leidet, überredet ihre Chefin ...
Cleo Wilder ist 29 Jahre alt, lebt in London und ist Autorin einer Single-Kolumne eines Online-Magazins. Unglücklich mit ihrem andauernden Single-Dasein, worunter ihre Kolumne leidet, überredet ihre Chefin sie zu einer Auszeit auf einer Insel vor der irischen Küste, wo sie das soziale Experiment der Selbstverpartnerung wagen und lernen, sich selbst zu lieben soll.
Mack Sullivan ist 35 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier Kinder und arbeitet als Fotograf in Boston. Von seiner Ehefrau ist er getrennt, möchte aber seine Familie nicht aufgeben. Mit dem Aufenthalt auf Salvation Island kommt er dem Wunsch seiner Frau nach Abstand nach und arbeitet gleichzeitig an einem Fotoprojekt über seine familiären Wurzeln, die ihn mit Salvation Island verbinden.
Auf der Insel angekommen stellen beide fest, dass die Otter Lodge doppelt gebucht ist und da keiner von ihnen die Insel so schnell verlassen möchte, müssen sie sich das Ferienhäuschen gezwungenermaßen gemeinsam teilen. Nach Startschwierigkeiten und anfänglicher Antipathie kommen sich die unfreiwilligen Mitbewohner durch ihre nächtlichen Gespräche, in denen sie immer mehr über sich preis geben, näher als sie wollen - im Wissen, dass ihr Aufenthalt endlich ist und sie anschließend nichts mehr miteinander verbinden wird. Oder?
Männlein und Weiblein, beide einsam und zusammen auf engstem Raum - da ist vorprogrammiert, wie sich die Geschichte entwickeln wird, was bei Liebesromanen auch verzeihlich ist. Das Setting ist dennoch ein wenig einfallslos und konstruiert: eine Ferienunterkunft, die doppelt belegt ist und gleichzeitig die einzige Übernachtungsmöglichkeit ist; eine Insel, die nur einmal wöchentlich per Boot angesteuert wird, was aufgrund der Witterung aber derzeit unmöglich ist.
Abwechselnd aus beiden Perspektiven geschildert, ist die Geschichte klassisch aufgebaut, aber es fällt dennoch schwer, eine Verbindung zu den Hauptfiguren aufzubauen, deren Leben abseits der Insel fremd bleiben. Auch ist keine Chemie zwischen beiden spürbar. Einziges verbindendes Element ist die Lodge und der Versuch, tiefgehende Gespräche hinter ihrer Demarkationslinie zu führen.
Egal wie man zu Selbstverpartnerung und der inszenierten Ich-Heirat stehen mag, ist unverständlich, warum Cleo so zwanghaft an diesem Konzept festhält. Selbst für ihre Kolumne wäre es ehrlicher gewesen zuzugeben, dass sie allein einsam und sie sich selbst eben nicht genug ist. So kann man die Solo-Zeremonie mit Ring und weißem Kleid als Zeichen der Selbstliebe interpretieren, wofür man vermutlich etwas esoterisch angehaucht sein sollte. Macks Verhalten wirkt dagegen unentschlossen, was angesichts seiner familiären Konstellation aber glaubwürdiger ist. Die Beweihräucherung, wie sehr er seine Söhne liebt, ist als sein einziges Merkmal jedoch ermüdend.
Der Roman wird euphorisch als "die romantischste Geschichte des Jahres" angepriesen, was Erwartungen weckt, die die Geschichte nicht halten kann. Auch wenn die äußeren Umstände gegeben sind, kommen die Emotionen nicht an, die Charaktere bleiben blass und selbst die Insel entwickelt nicht den Charme, der die Geschichte etwas liebenswürdiger, facettenreicher und lebhafter gemacht hätte. Das andauernde Hin und Her um Liebe, Mikroliebe und Selbstliebe ist nervenzehrend und zu gekünstelt, als dass es ein warmes Gefühl und die Hoffnung auf ein Happy End wecken würde.