schwacher Reihenabschluss
„Und jetzt wusste ich nicht mehr, wer ich war, nachdem mir diese Leichtigkeit abhandengekommen ist.“
(Alicia in No waves too high)
Worum geht’s?
Bis zu einem fatalen Haiangriff vor einem halben Jahr ...
„Und jetzt wusste ich nicht mehr, wer ich war, nachdem mir diese Leichtigkeit abhandengekommen ist.“
(Alicia in No waves too high)
Worum geht’s?
Bis zu einem fatalen Haiangriff vor einem halben Jahr war Alicia Taylor so etwas wie eine Berühmtheit in der kleinen Küstenstadt Eden: Die 22-Jährige wollte nie etwas anderes sein als Surferin, und sie war richtig, richtig gut. Doch als Alicia jetzt endlich aus der Reha entlassen wird und sich voller Vorfreude ihr Surfbrett schnappt, stellt sie fest, dass sie sich ihrem geliebten Meer nur noch bis auf wenige Meter nähern kann. Dann brechen die Erinnerungen über sie herein – und mit ihnen die nackte Panik. Weil Alicia keinesfalls zu einem Psychologen gehen möchte, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an den Meeresbiologen und Haiexperten Ethan Parfit. Bald verbindet die beiden nicht nur ihre gemeinsame Liebe zum Ozean. Doch Ethan hat ganz andere Vorstellungen davon, welche Art von Hilfe Alicia wirklich braucht, als sie selbst. Ist ihr Vertrauen zu ihm groß genug, um sich auf ein völlig neues Wagnis einzulassen?
No waves too high ist Band 3 der Love down under-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der Vorbände kommen am Rande vor, wodurch Spoiler entstehen. Vorkenntnisse sind nicht zwingend nötig, aber hilfreich.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive durch Alicia und Ethan erzählt. Im Buch ist sexuell expliziter Content enthalten. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Inhalte, insbesondere aus dem Bereich Angststörung und Panikattacken.
Meine Meinung
Auf No waves too high habe ich mich tatsächlich sehr gefreut. Ich mochte die Reihe bisher sehr, die entspannten Vibes haben mich verzaubert und ich war besonders auf Alicias Geschichte gespannt, nachdem der Haibiss bereits in Band 2 angesprochen wurde. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, aber leider konnte mich das Buch nur bedingt begeistern.
Die Geschichte startet nach Alicias Rückkehr aus dem Krankenhaus und der Reha. Sie kehrt nach Hause zurück und freut sich sehr darauf, wieder auf ihr Brett und ins Wasser zurückzukehren. Die Ärzte haben ihr bescheinigt, dass ihr Bein wieder werden wird, sie aber noch etwas Zeit benötigen wird. Womit Alicia nur niemals gerechnet hätte: Sie kriegt Panikattacken, wenn sie sich dem Wasser nähert. Anfangs redet sie es noch klein, doch schon bald merkt sie, dass sich das Problem nicht einfach wegreden lässt. Und so kommt Ethan ins Spiel, der Haiforscher ist und vor Ort für seinen Einsatz bei der Tierrettung bekannt ist. Eines Tages steht sie überfallsartig vor seiner Tür und bittet ihn um Hilfe. Denn Alicia will ihre Angst rational angehen und einfach möglichst viel über Haie erfahren, um den Elefanten in ihren Gedanken zu zerstören. Aber Gefühle, Angst und das aus einem derartigen Angriff resultierende Trauma sind eben nicht rational und einfach so angreifbar.
Ich muss sagen, dass ich von Alicia und ihrer Energie in den Vorbänden eigentlich sehr angetan war, aber komischerweise hat sie mich in diesem Buch etwas gestört. Ich fand sie überdreht und aufdringlich, gleichzeitig verstellt sie sich insbesondere ihren Freunden gegenüber doch sehr. So thematisiert sie ihre Angst nie, „lügt“ ihre Freunde an und tut so, als wäre alles in Ordnung. Ein Stück weit hatte ich dafür Verständnis, weil sie selbst überfordert und überrumpelt ist, weil sie selbst Angst vor der Angst hat. Und weil da natürlich noch die Geschichte mit ihrer Mutter ist, die bereits seit langer Zeit mit Depressionen kämpft, zwischenzeitlich aufgrund ihrer medikamentösen Einstellung Alicia stark vernachlässigt hat und was dazu führt, dass Alicia Angst davor hat, sich professionelle Hilfe zu suchen. Alles in allem kommen so also ein paar Probleme zusammen, auf deren Lösung ich sehr gespannt war. Nur irgendwie passiert sehr wenig, die Geschichte zieht sich und manchmal dreht sie sich auch im Kreis. Ich mag, dass die Autorin sich nicht für eine Wunderheilung entschieden hat, sofort von 0 auf 100 gesprungen ist. Heilung braucht Zeit, sich den Ängsten zu stellen auch. Das Problem ist aber, dass mir dafür zu wenig von den inneren Vorgängen aufgezeigt wurde. Die Autorin hatte eine gute Idee, hat sich meiner Meinung nach aber nur eingeschränkt getraut, das ganze Thema um die Angst anzugehen. Auch hätte ich mir in dem Konflikt Alicia und ihre Mutter mehr Tiefe und Feingefühl gewünscht, denn Alicia ist teilweise schon recht ruppig ihrer Mutter gegenüber.
Was mich leider noch weniger abholen konnte, war allerdings die Verbindung zu Ethan. Er ist ein netter Kerl, süß, unschuldig, gutmütig, hat noble Ziele und engagiert sich für die Umwelt. Durch ihn kommt das Thema Artenschutz, bedrohte Meerestiere, die Gefahren der Fischerei und das komplexe System aus finanziellen Interessen in die Geschichte. Auch ist Ethan unglaublich bemüht, Alicia zu helfen, wenngleich ich manchmal doch nicht so begeistert davon war, dass eben der Weg „unprofessionelle Hilfe“ so präsent ist. Aber irgendwie hat mir der Funke, das Knistern zwischen ihnen gefehlt. Schon Alicias überrumpelndes Auftreten bei Ethan fand ich irgendwie unangenehm, danach eiern beide lange rum und plötzlich kommen sich sie näher. Warum, das war für mich nicht greifbar. Und auch die weiteren Entwicklungen sind dann einfach da. Ich weiß nicht wieso, aber die ganze Geschichte hat sich für mich so unrund angefühlt, ein wenig sprunghaft und emotional einfach nicht so abholend, aber gerade das hatte ich erwartet, weil einfach Alicias Trauma etwas ungewöhnliches ist. Dafür habe ich viel über Tierschutz gelernt, interessante Einblicke in die Arbeit der Tierretter auf hoher See erhalten und generell viel über Haie gelernt. Nur leider war es wie bei Band 2 dann doch teilweise schon so, dass ich einige Sachen sehr pushy und missionierend empfand, etwas zu sehr belehrend und nicht so natürlich und liebevoll eingebaut, wie etwa in Band 1. Auch habe ich die tolle Energie der Clique dieses Mal sehr vermisst.
Mein Fazit
No waves too high konnte mich irgendwie nur bedingt abholen. Es gibt gute Ideen, aber die Umsetzung war für mich eher etwas inkonsequent. Alicia konnte mich leider nicht so verzaubern, die Liebesgeschichte war schwach und wenig greifbar. Leider ein mittelmäßiger Reihenabschluss für mich.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]