Guter Psychothriller!
Für alle, die keine Lust auf Thriller haben, in denen die Ermittlungen im Vordergrund stehen.
„Overkill: Der Sündenfall“ ist der Beginn einer neuen Serie von Astrid Korten, in der Mo Celta die leitenden ...
Für alle, die keine Lust auf Thriller haben, in denen die Ermittlungen im Vordergrund stehen.
„Overkill: Der Sündenfall“ ist der Beginn einer neuen Serie von Astrid Korten, in der Mo Celta die leitenden Ermittlungen übernimmt. Obwohl ich diese Erwähnung irrelevant finde, denn die junge Hauptkommissarin nimmt genau wie die Bearbeitung des Falls eine untergeordnete, nicht nennenswerte Rolle ein.
Hasenkadaver, die gezielt positioniert und inszeniert wurden, rütteln die friedliche Gemeinde in einem Ort in Starnberg auf. Doch erst ein Mord, der in dem Mehrfamilienhaus der Johannesgasse 17 geschieht, erschüttert die Menschen. Niemand will was gesehen oder gehört haben, dabei sind die Wände dünn wie Papier, und keiner kommt rein, wenn er nicht den Türcode kennt. Vier Familien – von denen jedes einzelne Mitglied verdächtig ist …
An dieser schrecklichen Tat und allen, was folgt, lässt uns hauptsächlich Lektorin, Ehefrau und Mutter Julia teilhaben, denn obwohl sie ihre Trauer nicht zeigen darf, trifft sie der Mord ihres Nachbarn tief. Die zweite Perspektive ist eine unbekannte – intensiv und gefährlich, wankelmütig und unberechenbar. Eines ist jedoch sicher: diese Person ist näher, als Julia denkt, vielleicht zu nah, denn ihr Rachefeldzug ist noch nicht vorüber.
Dadurch, dass jeder in diesem Haus Geheimnisse hat, manche tragisch alltäglich, wir nur kurze Eindrücke bekommen und das Verhalten in Stresssituationen, mit Angst im Nacken, selbst den nettesten Menschen verzehren kann, bleibt jeder verdächtig. Julias Sorge, die Paranoia und das Misstrauen, das die Johannesgasse 17 durchziehen, sind ansteckend.
„Overkill: Der Sündenfall“ ist ein Psychothriller, der durch detaillierte, teils blutige Bilder Gänsehaut verursacht, mit stets neuen potenziellen Tätern samt Motiven lädt Astrid zum mitdenken ein und hält das Interesse konstant aufrecht. Dennoch trat die Handlung öfter auf der Stelle, fortlaufende Monologe und Schilderungen wurden nur selten von Dialogen unterbrochen. Wie typisch für die Autorin gibt es einen Bezug zu aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen, viele Aussagen setzen sich fest, neue Hinweise und Entdeckungen führen zu plötzlichen Twists. Stilistisch wirkt das Gelesene distanziert, berechnend und kühl, subtil und doch ausdrucksstark sehen wir in die verschiedenen Abgründe, die in diesem Haus – und vielleicht auch in unserem, nur eine Tür weiter – lauern.
Zum Schluss bleibt zu sagen … „Wenn wir die Gelegenheit und ein starkes Motiv haben, können wir alle zu Mördern werden.“