Toller Krimi im Berlin der Kaiserzeit mit einem liebenswerten Gauner
Felix Blom kommt nach 3 Jahren Haft in Moabit auf freien Fuß. Er will seine Unschuld beweisen und sein Leben wieder in geregelte Bahnen führen, was leichter gesagt als getan ist. Und dann flattert ihm ...
Felix Blom kommt nach 3 Jahren Haft in Moabit auf freien Fuß. Er will seine Unschuld beweisen und sein Leben wieder in geregelte Bahnen führen, was leichter gesagt als getan ist. Und dann flattert ihm auch noch eine Morddrohung ins Haus…
Felix war mir von Anfang an sympathisch. Wir lernen ihn erst nach seiner Haftzeit kennen, vielleicht war er vorher als Gauner, der viel Geld gestohlen und sich Ansehen erschlichen hat, nicht so herzlich. Aber das Gefängnis hat ihn zumindest teilweise geläutert. Ebenso toll ist Mathilde seine neue Nachbarin, die mit beiden Beinen im Leben steht, sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat. Das Setting hat mir ebenso gut gefallen. Im Berlin der Kaiserzeit liegen Freud und Leid, die feine Gesellschaft und die bittere Armut nah beieinander und dieser Riss zwischen den Gesellschaftsschichten wird auch deutlich heraus gearbeitet. Einige Personen gab es wirklich und auch der Mord an einem jungen Mann basiert auf Tatsachen.
Der eigentliche Krimiplot ist Fiktion und sehr klug konstruiert. Ganz zum Schluss wird klar dass irgendwie mal wieder alles zusammenhängt, worauf ich natürlich auch mal wieder nicht drauf gekommen bin. Allgemein gibt es wenig Schauerliches und kaum Gewalt (was man sonst von anderen historischen Roman Noir durchaus anders gewohnt ist), was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Ein paar Dinge, wie zum Beispiel die Strukturen der sich gerade entwickelnde organisierte Kriminalität rund um Arthur Lugowski werden angerissen und hoffentlich im nächsten Teil noch etwas vertieft.
Ich empfehle dieses Buch gerne an alle, die das Berlin im Jahr 1878 kennenlernen möchten und an einer sehr guten Kriminalgeschichte mit einem tollen Hauptprotagonisten Freude haben.