1920er, beruhend auf einer wahren Begebenheit: Clärenore Stinnes wächst in einer wohlhabenden Familie und männerdominanten Welt auf. Entgegen aller Konventionen und den Wünsche ihrer Mutter, engagiert sie sich im Familienunternehmen, kann nicht nur selbst Auto fahren, sondern hat auch schon an einigen Autorennen teilgenommen. Sie ist sehr starrköpfig, manchmal zu sehr, und willensstark. Ich finde sie eine starke und beeindruckende Frau. Ihr Wunsch ist es, mit dem Auto um die Welt zu fahren, und so startet sie nach einer monatelangen Vorbereitungszeit mit zwei Mechanikern, einem Fotografen und ihrem Hund in ein großes Abenteuer. Von Frankfurt a. M. fährt die junge Frau mit einem Adler über Russland und China, nach Nord- und Südamerika um am Ende mit einer weiteren Fähre den Atlantischen Ozean zu überqueren und in Berlin an ihrem Ziel anzukommen. Diese lange Strecke ist in der vorderen und hinteren Buchklappe eingezeichnet, wohin ich während des Lesens auch oft geblättert habe.
Es ist nicht nur beeindrucken, dass die junge Frau mit den Vorurteilen ihrer Mechaniker und den schiefen Blicken auf ihre Hose vonseiten der Gastgeber in den 1920ern ihren Traum verwirklicht, sondern auch den Bedingungen trotzt, die sie auf ihrer Reise begegnen. Wochenlang nur Eier als Proviant, sengende Hitze oder enorme Kälte, oftmaliges Schlafen im Auto, all das macht Clärenore nichts aus und sie steht es im Gegensatz zu einiger ihre Mitfahrer klaglos durch. Es ist beeindruckend, auf welche Hindernisse sie damals auf der Fahrt gestoßen sind. Kein Navi, nur Karten und der Rat der Einheimischen, kein isoliertes Auto mit Klimaanlage, sondern Kälte und Hitze ausgesetzt, kaum ausgebaute Straßen, oft nur Schotterpisten, dünne Pfade an Felsen und einige unsichere Gegenden. Im Begleitfahrzeug befinden sich zwar Ersatzmaterialien und Treibstoff, doch diese mussten stets ausreichen. Egal wo sie hinfahren, es gibt immer ein Problem zu lösen oder die jeweilige Kultur zu bestaunen.
Trotzdem hat sich die Geschichte für mich irgendwann gezogen. Die Autorin hat Cläreonores Erlebnisse und die vielen Buchcharaktere anschaulich beschrieben und wirklich gut dargestellt, sodass ich nicht sagen kann und will, dass das Buch langweilig wurde. Vielleicht lag es auch daran, dass durch das erste und weitere eingeschobene Kapitel schon ein Teil der späteren Handlung fest stand. Ich hab das Buch teilweise parallel und über einen längeren Zeitraum gelesen. Aber trotzdem ist es eine tolle Geschichte über eine starke Frau, die Unglaubliches erlebt und geleistet hat.
Fazit:
„Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt“ ist eine anschauliche Geschichte über eine wahre Persönlichkeit. Cläreonore Stinnes hat trotz Vorurteilen und kaum verfügbarer Infrastruktur ihren Traum wahr gemacht und jahrelang mit dem Auto den Globus umrundet. Eine beeindruckende Frau und sehr lesenswerte Geschichte!