Wenn Reality-TV zur Realität wird
Jeder kennt diese hypothetische Frage danach, was man auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Aber was, wenn es dabei ums blanke Überleben geht? „Stranded“ greift diesen Gedanken auf und verpackt ihn in ...
Jeder kennt diese hypothetische Frage danach, was man auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Aber was, wenn es dabei ums blanke Überleben geht? „Stranded“ greift diesen Gedanken auf und verpackt ihn in einen nervenaufreibenden Spannungsroman, der aber auch ein paar Längen hatte.
Zum Inhalt: Maddy will ihr altes Leben hinter lassen und bewirbt sich für eine Survival-Realityshow, die das Ende der Welt nachstellen soll, wobei es darum geht ein Jahr lang auf einer abgeschlagenen Insel zu überleben. Was als witziges Projekt beginnt wird schnell bitterer ernst, denn die Rationen sind knapp und plötzlich droht die Stimmung zu kippen.
Tendentiell greift das Buch ein Konzept auf, dass es in abgewandelter Form ja tatsächlich bereits als TV-Formate gibt, dementsprechend war das Konfliktpotential der Situation sehr vorhersehbar. Prinzipiell zeigt das Buch auf, wie Moral und vernunftgesteuertes Handeln zu kippen drohen, sobald eine Extremsituation eintritt.
Das Buch ist durchweg aus Maddys Sicht geschrieben, die quasi nach ihrer Rettung in einem Interview die Geschehnisse wiedergibt, die der Leser als Rückblenden erfährt. Das ist nett gemacht, wäre aber nicht unbedingt notwendig gewesen, da die Präsenz-Perspektive kaum zusätzliche Einblicke liefert. Die chronologische Erzählung hätte für mein Empfinden vollkommen ausgereicht.
Die Konflikte und Fallstricke des neues Lebens auf der Insel waren durchaus interessant und spannend zu lesen. Trotzdem hatte ich das Gefühl dass es immer mal wieder Redundanzen gab bzw. die Handlung auf der Stelle trat. Klar passiert in über einem Jahr auf einer Insel nicht immer was spannendes, aber die Spannungskurve flachte dadurch immer mal wieder ab. Hier wurde in meinen Augen einiges an Potential verschenkt, vor allem nach Auffinden der ersten Leiche.
Insgesamt fand ich die Geschichte schon aufgrund der diffizilen Charaktere und der „was wäre wenn“ Situation sehr ansprechend. Man bangt schon mit Maddy mit und überlegt wie man selber handeln würde. Trotzdem hätte es spannungstechnisch gerne knackiger und weniger vorhersehbar sein dürfen.