Eine willensstarke, mutige, junge Frau bricht aus den Fängen des Alltags aus
Eine junge Frau in den Zwanzigern, die sich in ihrer kleinen Welt im Judenviertel von Boston eingesperrt fühlt. Als Annie von einer Wette erfährt, die besagt, dass es einer Frau niemals gelänge mit einem ...
Eine junge Frau in den Zwanzigern, die sich in ihrer kleinen Welt im Judenviertel von Boston eingesperrt fühlt. Als Annie von einer Wette erfährt, die besagt, dass es einer Frau niemals gelänge mit einem Fahrrad um die Welt zu fahren, ergreift sie die Möglichkeit und beschließt aller Welt das Gegenteil zu beweisen. So entkommt sie der Gefangenschaft ihres Lebens für 15 Monate und gewinnt genug Geld um ihre Familie aus dem Judenviertel zu holen.
Erschwerend zum Verlassen ihrer Familie und dem Fakt, dass sie auf sich gestellt um die Welt radeln soll, kommen zusätzliche merkwürdige Wettbedingungen auf Annie zu. So darf sie nur eine Garnitur Unterwäsche zum Wechseln mitnehmen und muss unterwegs 5000 Dollar verdienen, ohne jedoch Geschenke annehmen zu dürfen.
Unterwegs erwarten Annie verschiedenste Gefahren und Zweifel. Gleichzeitig lernt sie die Liebe kennen und wächst über sich hinaus. Man erfährt viel aus Annies Erzählungen, ihrem Reisetagebuch und Zeitungsartikeln - wirklich beeindruckend was sie alles erlebt und wie sie sich auf der doch sehr beschwerlichen Reise schlägt.
Mir hat es wirklich sehr gut gefallen, Einblicke in die damalige Welt durch Annies Augen zu bekommen. Dabei waren, neben den Problemen und Vorurteilen gegenüber einer (jüdischen) Frau im Allgemeinen, vor allem die daraus resultierenden Folgen für Annies Reise interessant. Annie fährt zum Beispiel wegen ihrer jüdischen Abstammung nicht unter ihrem eigenen Nachnamen Kopchovsky, sondern nimmt den Namen Annie Londonderry an. Erst recht wird sie schräg angeschaut und teilweise abstoßend behandelt als sie sich anstelle ihres Kleides mit Korsett eine fahrradtauglichere Garnitur zulegt.
Außerdem ist es viel spannender eine Geschichte, die in der Vergangenheit spielt, zu lesen, wenn man weiß, dass sie (zumindest größtenteils) wirklich so geschehen ist.
Der Schreibstil von Susanna Leonard hat mir gut gefallen. Ich habe vor mir auch andere ihrer Romanbiografien vorzunehmen . Obwohl es nicht viel geschichtliche Grundlage von und über Annie Londonderry gibt, wirkt das Buch sehr authentisch. Annie erwarten immer neue Hindernisse und Gefahren auf ihrem Weg. Es bleibt immer spannend wie sie damit zurecht kommt und was als nächstes wohl geschehen wird. Es gibt einen stetigen Wechsel zwischen Annies Erzählungen, Einträgen aus Annies Reisetagebuch und Situationen bei den Dowes in Amerika - ein sehr abwechslungsreicher Erzählstil also.