Eine Frau geht ihren Weg
Teresa und ihr Bruder Rupert sind Waisen, ihre Mutter ist schon länger tot, der Vater vor kurzem gestorben. Mittellos sind sie mit einem Handelszug unterwegs nach Nürnberg, um dort beim Onkel ein neues ...
Teresa und ihr Bruder Rupert sind Waisen, ihre Mutter ist schon länger tot, der Vater vor kurzem gestorben. Mittellos sind sie mit einem Handelszug unterwegs nach Nürnberg, um dort beim Onkel ein neues Zuhause zu finden. Doch die Zeiten sind unruhig, der Krieg tobt und Landsknechte überfallen immer wieder Dörfer und plündern sie. Bei einem dieser Überfälle wird Rupert getötet, und das, obwohl er sich auf einen Schutzzauber verlassen hat, der ihm Unverwundbarkeit verleihen sollte. Von einem Händler hatte er gegen gutes Geld ein kleines Zettelchen erstanden, das Unverwundbarkeit für einen Tag versprach. Falls doch der Tod eintreten sollte, sollte die Seele nun dem Teufel gehören.
Teresa kann entkommen, sie findet eine Anstellung in Passau bei dem Klingenschmied Stantler, wo sie das machen kann, was sie der Vater gelehrt hat: Schnitzen. Eigentlich ein Handwerk, das damals den Männern vorbehalten war, doch Teresa hat das Talent des Vaters geerbt und dieser hatte ihre Ausbildung vorangetrieben. Die Wochen vergehen, Teresa findet in der Magd Magda eine Freundin und lernt den Studenten Christian kennen, die beiden verlieben sich. Doch das Schicksal hat anderes mit Teresa vor.
"Die Kunst des Teufels" ist das zweite Buch das ich von der Autorin Nicole Steyer gelesen habe, im Vergleich zu "Der Fluch der Sommervögel" ist das Buch ungleich düsterer. Sie entführt ihre Leser ins Jahr 1620 in die Region Passau, wo sie die Stadt zur damaligen Zeit vor dem Inneren Auge aufleben lässt. Die Zeiten waren für eine Frau gefährlich, zu viele Männer betrachteten sie als Freiwild, eine Frau war sowieso nicht viel wert. Die Menschen waren streng gläubig, Andersgläubige wurden als Ketzer bezeichnet und mussten mit Verfolgung rechnen. Teresas bisher friedliches Leben ändert sich mit dem Tod des Vaters und Bruders schlagartig, sie ist auf sich allein gestellt und muss sich als Magd verdingen. Als eine Dienstmagd, die wenig Rechte hatte. Nur der Gutmütigkeit Thomas Stantlers hat sie es zu verdanken, dass sie Messergriffe schnitzen darf anstatt im Haushalt zu helfen.
Nicole Steyer beschreibt das Leben der einfachen Menschen sehr anschaulich, es wird wieder einmal deutlich wie hart das damalige Leben war. Außer der Arbeit gab es kaum Vergnügungen, die Mägde und Knechte waren ihrem Dienstherrn ausgeliefert, durften ohne Genehmigung nicht einmal heiraten. Durch die schlechten Lebensbedingungen und die mangelnde medizinische Versorgung waren die Menschen anfällig für Krankheiten, wurden dahingerafft. Im Verlauf müssen viele lieb gewonnene Figuren ihr Leben lassen, sei es durch Gewalt oder Krankheit.
Die Charaktere sind schön gezeichnet, allen voran Teresa, mit der ich mitfühlen konnte. Bei Theresa merkt man auch eine Entwicklung, von dem unsicheren Mädchen mausert sie sich zu einer willensstarken Frau, die für ihre Ziele kämpft, aber auch Rückschläge einstecken muss. Zum Glück hat sie den alten Knecht Josef zur Seite, der in ihr die Tochter sieht, die er nie hatte.
Die Handlung wirkt authentisch, der Plot ist dicht und teilweise sehr spannend, fast schon ein historischer Krimi. Der bildhafte und detaireiche Schreibstil lässt die damalige Zeit aufleben, ich konnte beim lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen. Auf über 500 Seiten bietet das Buch perfekte Leseunterhaltung für Fans des Genres und bietet nebenbei noch allerhand interessante Informationen. Man merkt, dass die Autorin auch hier wieder sehr genau recherchiert hat.
Fazit: Spannender historischer Roman um eine starke Frau, die ihren Weg geht.