Die richtige Kindererziehung prägt für ein Leben
In dem zweiten Teil der Schönbrunn-Saga „Die Kinder von Schönbrunn“ von der Autorin Beate Maly, erschienen am 26. Januar 2023, befinden wir uns wieder in der schönen Stadt Wien und begleiten die uns bekannten ...
In dem zweiten Teil der Schönbrunn-Saga „Die Kinder von Schönbrunn“ von der Autorin Beate Maly, erschienen am 26. Januar 2023, befinden wir uns wieder in der schönen Stadt Wien und begleiten die uns bekannten Schwestern Emma und Greta. Es sind einige Jahre vergangen und diesmal erlebt der Lesende das Leben aus Gretas Sicht. Noch immer trauert sie ihren verschollenen Ehemann Gustav nach und zieht die gemeinsame Tochter Gisela groß. Emma und ihr Mann Julius haben inzwischen die alte Tierarztpraxis des Vaters übernommen.
Durch einen plötzlichen Zufall trifft Greta eines Tages auf die lebensfrohe und extrovertierte Melanie, die sie mit in das Schloss Schönbrunn schleppt. Dort erwartet sie ein spontaner Eignungstest als Erzieherin für die Kinder des dort ansäßigen Kinderheimes.
Nie im Leben hätte sich Greta ihre Zukunft so vorgestellt und stößt dort während der Ausbildung auf Menschen, die unter dem Wort „Kindererziehung“ durchaus andere Ansichten ans Tageslicht bringen als sie selbst. Kinderpädagogik geht dort in den 1920er Jahren mit körperlicher und seelischer Gewalt einher. Greta, die ihre Tochter zu einem lieben Mädchen erzieht, kann die Einstellungen einiger Erzieherinnen absolut nicht teilen. Zum Glück findet sie in dem stellvertretenden Heimleiter Michael Brenner einen Verbündeten. Am Anfang hat Greta durchaus Hürden zu meistern, entwickelt sich jedoch von Tag zu Tag weiter, sodass sie recht schnell ihre Rolle als Erzieherin annimmt und die Kinder im Heim immer mehr Vertrauen zu ihr aufbauen. Gerade Fredl, der aus sehr schwierigen Verhältnissen kommt und verhaltensauffällig ist, benimmt sich ihr gegenüber offener als bei anderen Frauen im Heim.
Die neue Freundschaft zu Melanie wird immer tiefer, auch wenn diese merkt, dass sie mit Kindern doch nicht so viel anfangen kann und sich als Künstlerin weiter bewirbt, reißt der Kontakt zwischen den beiden nicht ab. Kann Greta mit ihrer Art der Erziehung die Kinder von Gewalt und Mobbing lösen und ihr Herz auch anderen Menschen gegenüber wieder öffnen, vielleicht auch einem neuen Mann?
Nachdem ich den ersten Teil „Die Frauen von Schönbrunn“ direkt davor gelesen habe, fiel mir der Einstieg in die Fortsetzung sehr leicht. Mir kamen die Personen gleich wieder in den Sinn und auch der Zeitsprung hat die Geschichte nicht auseinander gerissen. Was ich ein wenig schade finde, ist, dass in den Jahren sehr viel passiert ist, dieses jedoch nur in wenigen Sätzen erzählt wird. Ich persönlich hätte gerne mehr erfahren wollen, zum Beispiel über die Hochzeit von Emma und Julius und vor allem über das Studium der Tiermedizin von Emma. Da denke ich, dass während ihrer Studienzeit so einiges passiert ist, negatives, wie auch positives. An einigen Stellen hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.
Die Charaktere wurden alle detailliert dargestellt. Man kann sie gleich mit ihren Gefühlen und Einstellungen zum Leben einschätzen. Am liebsten mag ich Greta, sogar noch ein wenig mehr als ihre Schwester. Ihre Entwicklung in der Geschichte finde ich beeindruckend. Sie verwandelt sich von einer schüchternen, traurigen Hausfrau in eine selbstbewusstere und liebenswerte Frau, die ihre eigenen Werte kennt und diese auf ihre Art weitergibt. Selbst wenn sie durch eine intrigante Mitstreiterin angegiftet und angefeindet wird, lässt sich Greta nicht aus der Ruhe bringen. Diese bemerkenswerte innere Ruhe ist ein Segen und kann in ihrer Anstellung überaus hilfreich sein.
Manche Protagonisten mochte ich zwar, konnte aber an einigen Stellen im Buch nicht so richtig zuordnen, ob sie sich in die richtige Richtung entwickeln. Das beste Beispiel ist Melanie. Sie freundet sich mit Greta an, ist auch sympathisch und wirkt wie eine echte Freundin, aber dieses Überschwängliche mit ihrem neuen Job als Künstlerin, lässt mich mit einem komischen Gefühl zurück. Auch Michael Brenner ist mir an einigen Stellen im Roman ein wenig zu übergriffig. Natürlich ist er ein toller Charakter, aber ab und zu hat er Sätze hervorgebracht, die mir zu verurteilend waren, obwohl er Greta noch gar nicht richtig kannte.
Positiv finde ich die Aussage in dem Buch. Kindererziehung ist mit Sicherheit auch heute noch ein strittiges Thema. Aber Gewalt, egal ob physisch und psychisch, ist eine Methode, die absolut verboten gehört. Auch, dass die Erzieherinnen früher so hart und emotionslos waren, kommt nicht in meinem Kopf an. Das Ganze zeigt einem mal wieder, was wichtig ist im Leben und welche Einstellungen man auf keinen Fall selber irgendwann mal haben möchte.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass mir der zweite Teil auch gut gefallen hat und das Thema wirklich gut aufgegriffen und umgesetzt wurde. An einigen Stelle wären mehr Informationen und Details wünschenswert gewesen, aber wer weiß, ob es nicht noch weitere Bände der Schönbrunn-Reihe geben wird. Gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus und vergebe 4 von 5 Sternen.