Cover-Bild Macht
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 14.02.2023
  • ISBN: 9783832182229
Heidi Furre

Macht

Roman
Karoline Hippe (Übersetzer)

Liv ist Pflegerin, Mitte dreißig und führt ein scheinbar perfektes Leben in einem Osloer Einfamilienhaus. Sie liebt ihren Mann Terje und ihre beiden Kinder Rosa und Johannes. Aber was kaum jemand weiß, nicht einmal ihr Mann: Liv ist vor Jahren vergewaltigt worden.
Der Gang zum Zahnarzt ist für sie eine Herausforderung; wenn sie nachts von der Bushaltestelle nach Hause läuft, muss sie Terje anrufen. Überall lauert die Angst. Liv bemüht sich, die Oberfläche frei von Kratzern zu halten. Auch wenn sie hinter der Fassade damit beschäftigt ist, ihr Trauma zu bewältigen: Sie will die Opferrolle nicht annehmen. Der Vorfall liegt ein halbes Leben zurück, warum soll er immer noch bestimmen, was sie im Hier und Jetzt tut?
›Macht‹ ist ein Buch mit großer Schlagkraft. Eindringlich schildert Heidi Furre das Nebeneinander von Zweifel und Selbstbestimmtheit, Mut und Wut.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2023

Gedankenwelt

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Gedankenwelt

"Der Gedanke, allein auf der Welt zu sein, war beruhigend." (S. 38)

Ein Buch, bei dem man sich schon zu Beginn mit dem Klappentext auseinandersetzen muss. Ist es ein Thema, dass ich aushalten ...

Gedankenwelt

"Der Gedanke, allein auf der Welt zu sein, war beruhigend." (S. 38)

Ein Buch, bei dem man sich schon zu Beginn mit dem Klappentext auseinandersetzen muss. Ist es ein Thema, dass ich aushalten kann? Denn es geht das ganze Buch um Liv und das was ihr angetan wurde. Sie wurde vergewaltigt.

Wir leben in ihren Gedanken. Wir begleiten sie in Alltagssituationen und schweifen immer wieder in die Vergangenheit ab. Zwischendrin lebt sie plötzlich wieder in einer sehr oberflächlichen Welt, nur um dann im Pflegeheim zu arbeiten und zu überlegen, welche Pille sie wohl heute einnehmen kann um sich zu beruhigen.

Der Schreibstil ist recht nüchtern. Es werden kurze Sätze genutzt und kaum Beschreibungen der Umwelt. Außer es geht um das Aussehen, vor allem anderer Frauen.

Ich bin unschlüssig wie ich das Buch bewerten soll. Es ist fast eine kurze Begleitung der Gedankenwelt einer Frau, die etwas schlimmes erlebt hat. Nicht daran denken, will, sich ablenkt und dann doch wieder den Namen ihres Täters googelt.

Daher versuche ich es objektiv und gebe dem Buch 4 Sterne. Es ist gut geschrieben und man hat wirklich die ganze Zeit das Gefühl in ihren Gedanken zu leben. Dennoch hat mir etwas die Tiefe gefehlt.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Eindringlich und komplex

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Ein Foto im Innendeckel von Heidi Furres Roman "Macht" zeigt, wie die Künstlerin Niki de St Phalle auf eine Wand schießt. Diese berühmten "Schießbilder" von St Phalle sind Teil eines persönlichen Verarbeitungsprozesses ...

Ein Foto im Innendeckel von Heidi Furres Roman "Macht" zeigt, wie die Künstlerin Niki de St Phalle auf eine Wand schießt. Diese berühmten "Schießbilder" von St Phalle sind Teil eines persönlichen Verarbeitungsprozesses von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung.

Mit dem erlebten Trauma fertig zu werden, es zu verarbeiten, darum geht es in Furres Roman. Genau wie Niki de St Phalle verbirgt und unterdrückt die Protagonistin die erfahrene Vergewaltigung jahrelang. Sie heiratet und wird Mutter. Doch die Nähe und Verbindung zu ihrem eigenen Kind löst Ängste aus und lässt Unterdrücktes wieder an die Oberfläche dringen.

Alles in ihrem Alltag scheint sie an das Erlebte zu erinnern. Da ist der Schauspieler, dem sie auf ihrer Arbeit begegnet und dem vorgeworfen wird, dass er eine sexuelle Straftat begangen hat. Da ist die Angst in der Dunkelheit, auf einsamen Wegen, der Besuch beim Zahnarzt, die Angst davor, was ihre eigene Tochter eines Tages erleben konnte oder die Nachbarskinder...

Die Vergewaltigung nimmt einen immer größeren Raum in ihrem Leben ein. Und gleichzeitig kann sie das Wort nicht denken, geschweige denn aussprechen. Stattdessen bewahrt sie mit aller Macht den Schein. Ihr Äußeres ist ihr wichtig. Sie will nicht negativ auffallen, in keine Opferrolle gedrängt werden. Macht über die Fassade zu haben, bedeutet für sie, die Kontrolle über ihr Leben zu behalten.

Furres Roman fokussiert sich auf die Spuren, die eine Vergewaltigung in der Psyche des Opfers hinterlässt. Er zeichnet den jahrzehntelangen Kampf mit dem Trauma nach und stellt gleichzeitig die Frage nach Mutterschaft, Sexualität, Erwartungen und Macht.

"Macht" ist ein eindringlicher und komplexer Roman, der dem Thema der sexueller Gewalt in der Hinsicht gerecht wird, als dass er aus dem Innersten seiner Protagonistin erzählt. Zwischen Leser*in und Protagonistin steht keine Erzählstimme, die eine Distanz schafft. Die Protagonistin selbst wirkt daher zu jeder Zeit mit dem, was sie denkt und fühlt, glaubhaft und das ist sicherlich die Stärke dieses Buchs.

Weniger überzeugend ist jedoch das Ende, das sich vom Rest der Geschichte abhebt und etwas zu literarisch konstruiert wirkt. Auch manche Aspekte, die im Laufe des Romans aufgeworfen werden, finden keinen richtigen Abschluss. Das ist zwar bedauerlich, aber letztlich nicht schwerwiegend genug, um diesen Roman nicht zu empfehlen. Denn dafür ist sein Thema zu wichtig und die Umsetzung insgesamt, von den erwähnten Schwächen abgesehen, zu gelungen!

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Lebenswege beeinflusst

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"Macht" von Heidi Furre ist ein Roman, der einen noch eine ganze Weile gedanklich beschäftigt.
Liv lebt mit Mann und beiden Kindern in einem Einfamilienhaus in Oslo. Sie liebt ihre Familie und auch ihren ...

"Macht" von Heidi Furre ist ein Roman, der einen noch eine ganze Weile gedanklich beschäftigt.
Liv lebt mit Mann und beiden Kindern in einem Einfamilienhaus in Oslo. Sie liebt ihre Familie und auch ihren Beruf als Pflegerin. Doch sie hat Angst, bewußt und unbewußt und diese beeinflußt ihr Leben und ihr Denken.
Liv wurde vergewaltigt, vor sehr langer Zeit und sie kommt aus ihrer Opferrolle nicht heraus, obwohl sie gerade dieses so sehr möchte.
Für mich sehr problematisch ist hier, dass Liv nicht darüber spricht, nicht mit ihren nächsten Angehörigen und Vertrauten und auch nicht mit der Polizei. Das ist der Weg, wie sie damit umgeht, ihr persönlicher Weg.
Im Roman bekommen wir Einblick in ihr Leben, viele kleine Episoden aus ihrem Alltag, wichtige und auch unwichtige und teilweise auch ungeordnet. Es ist nicht immer leicht dem Handlungsstrang zu folgen, da ja nicht viel geschieht.
Nur im Inneren von Liv geschieht etwas, wobei ich von ihren Gedanken und Reaktionen vieles nicht verstehen und nachvollziehen kann, aber gerade das regt zum nachdenken an.
Ein wichtiges buch zu einem sehr wichtigen Thema, dem ich aber nicht immer zu folgen vermag.

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Veröffentlicht am 10.05.2023

Wieviel Macht steckt drin?

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Liv hat vor längerer Zeit eine furchtbare Erfahrung gemacht, die jede zehnte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben macht. Sie wurde von einem Bekannten vergewaltigt und trägt diese Erfahrung ...

Liv hat vor längerer Zeit eine furchtbare Erfahrung gemacht, die jede zehnte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben macht. Sie wurde von einem Bekannten vergewaltigt und trägt diese Erfahrung seither mit sich rum. Gemeinsam mit ihr erlebt man ihren Alltag, in dem sie sich dafür entschieden hat, niemandem davon zu erzählen und das Erlebte selbst zu verarbeiten.

Sie selbst ist der Meinung, dass sie selbst die Macht über ihr Leben behalten möchte und deshalb frei entscheiden kann, wie sehr dieses Erlebnis ihr Leben beeinflusst.

Sehr schnell wird einem als Leser klar, wie stark ihre Selbstwahrnehmung von der Außenwahrnehmung des Lesers abweicht.
Was sie selbst als Stärke und Macht interpretiert, sehe ich als fremdregiertes und kopfloses Leben an.

Liv ist stolz darauf, ohne Therapie und fremde Hilfe klar zu kommen und doch dreht sich ihr ganzes Leben und Denken um dieses eine Ereignis. Nach außen hin hat sie eine Fassade aus Härte und Kraft aufgebaut, innerlich funktioniert sie scheinbar kaum noch. Im Kopf dreht sich alles um das Thema Vergewaltigung, ihre Gedanken fahren scheinbar Karussell, sodass sie nur noch mit Tabletten abschalten kann.

Einerseits finde ich es sehr eindrucksvoll das Thema aus Sicht eines klaren Opfers geschildert zu bekommen. Dadurch, dass das gesamte Buch aus mehr oder weniger zusammenhängenden Gedankenschnipseln besteht, spürt man sehr deutlich, wie stark das Denken von diesem Ereignis beherrscht wird. Was es mit dem Opfer seelisch anstellt und wie sehr die meist weiblichen Opfer auf Hilfe angewiesen sind.

Gleichzeitig bekommt man aber auch den Spiegel vorgehalten, wie sehr die Gesellschaft aber auch dagegen geprägt ist. Selbst eine Frau, die die Erfahrung selbst gemacht hat, scheint andere dafür zu verurteilen. Diese Gedankenkonstrukte, die Liv offenbar von klein auf eingeimpft wurden, eine Selbstschuld zu suchen, andere Frauen zu verurteilen und das Geschehene einfach totzuschweigen, sind nur schwer zu verdauen.

Wer in diesem Buch eine Lobeshymne an die Stärke der Frau sucht, kann meiner Meinung nach lange suchen. Mir stellt sich eher die Frage, wer hier wirklich die Macht hat. Liv ist es meines Erachtens nicht. Vielleicht doch eher der Täter, der ungerührt sein Leben weiterlebt oder die Gesellschaft, die Livs Schicksal einfach übersieht obwohl die Zeichen mehr als deutlich sind.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

In Norwegen wird statistisch gesehen jede 10. Frau vergewaltigt

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Liv lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Oslo. Sie hat einen Job, wohnt in einem hübschen Häuschen und könnte glücklich sein. Doch kaum einer weiß, dass sie vor 15 Jahren vergewaltigt wurde und seitdem ...

Liv lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Oslo. Sie hat einen Job, wohnt in einem hübschen Häuschen und könnte glücklich sein. Doch kaum einer weiß, dass sie vor 15 Jahren vergewaltigt wurde und seitdem damit körperlich und seelisch zu kämpfen hat. Es gibt gute Tage, und weniger gute. Doch sie lässt sich selten was anmerken. Sie lebt hinter einer Maske.

"Hätte ich es verhindern können? Die Antwort lautet immer ja. Ja, ich hätte es verhindern können." (S.69)

Solche Gedanken wie Liv sie hat, sind natürlich falsch, doch als Vergewaltigungsopfer fragt man sich das danach ein Leben lang. Auf jeden Fall ist es ein schweres Thema, welches viele Jahre nach der Tat aus Sicht des Opfers erzählt wird. Doch so richtig erzählt Liv auch wieder nicht. Die Handlung ist eher sprunghaft. Sowohl von den Zeiträumen als auch vom Inhalt her. Mir ist es schwer gefallen, einen sinnvollen Kontext zu finden. Liv erzählt von ihrer Zerrissenheit, aber auch von ihrer Arbeit, ihrem Alltag sowie sehr detailliert von ihrem Sohn. Die Beziehung zu ihrem Mann Terje ist mir leider etwas zu knapp ausgefallen. Dafür erfährt man als Leser:in, in welchen Situationen sie die Angst überkommt, sie wie gelähmt reagiert und vieles oftmals nur mit Tabletten zu überstehen ist.

Einerseits ist es eine traurige Geschichte, andererseits hat sie für andere Opfer mit Sicherheit eine aufmunternde bzw. bessere Bedeutung, nämlich nicht allein dazustehen, dafür verstanden zu werden. Trotzdem hätte ich mir im Verlaufe des Buches eine positivere Einstellung und ein glücklicheres Ende für Liv gewünscht.

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