Cover-Bild Remember Mia
14,90
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 22.04.2016
  • ISBN: 9783423261012
Alexandra Burt

Remember Mia

Thriller
Susanne Goga-Klinkenberg (Übersetzer)

»Ich muss mich erinnern, um sie zu finden.«


Eine junge Mutter kämpft darum, ihr Gedächtnis wiederzuerlangen – während die Welt sie für die Mörderin ihres Kindes hält.

Nach einem Autounfall erwacht Estelle Paradise im Krankenhaus und kann sich an nichts erinnern. Man hat sie in einer tiefen Schlucht aus dem Wrack ihres Wagens geborgen – schwer verletzt. Doch nicht alle Verletzungen stammen von dem Unfall: Es hat auch jemand auf Estelle geschossen. Wer? Nur sehr langsam dringt die wichtigste Frage in ihr Bewusstsein: Wo ist Mia, ihre sieben Monate alte Tochter? Sie war nicht mit im Unfallwagen. In einem schmerzlichen Prozess kehrt Estelles Erinnerungsvermögen zurück: Mia war schon drei Tage vor dem Unfall aus ihrem Apartment in New York verschwunden. Und Estelle wird auf einmal vom Opfer zur Hauptverdächtigen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nebel im Gehirn

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Estelle Paradise erwacht in einem Krankenhausbett und hat keine Ahnung, wie sie dort hingekommen ist...
Laut den Ärzten hatte sie einen schweren Autounfall und wurde am Grund einer Schlucht aus dem Wrack ...


Estelle Paradise erwacht in einem Krankenhausbett und hat keine Ahnung, wie sie dort hingekommen ist...
Laut den Ärzten hatte sie einen schweren Autounfall und wurde am Grund einer Schlucht aus dem Wrack geborgen.
Die Verletzungen passen aber nicht alle zu dem Unfall – sie hat auch eine Schusswunde..!
Wollte sie jemand umbringen ?
Oder sie sich selbst ?
Estelle kann sich an nichts erinnern...
Sie bezeichnet ihren Zustand einmal selbst als „Nebel im Gehirn“ und treffender kann man es wohl wirklich nicht ausdrücken...

Doch dann dringt ein weit wichtigere Frage an die Oberfläche: wo ist Mia, ihre 7 Monate alte Tochter ?

Diese scheint schon Tage zuvor aus dem New Yorker Appartment verschwunden zu sein und der Unfall ereignete sich Meilen entfernt...

Hat Estelle ihrer Tochter etwas angetan und wollte sich danach umbringen, von Schuldgefühlen getrieben ? Spielt sie allen nur etwas vor, um ihre Tat zu verbergen ?

Oder wurde Mia entführt und man hat versucht, sie aus dem Weg zu räumen, weil sie vielleicht doch etwas beobachtet hat, an das sie sich jetzt nur nicht mehr erinnern ?

Der Klappentext verheißt „Ein Pageturner, der süchtig macht“ (Zitatquelle: Oprah.com)... Das finde ich ein wenig hoch gegriffen und ganz so weit würde ich daher nicht gehen...

Ohne Frage ist „Remember Mia“ ein gut durchdachter und absolut spannend präsentierter Thriller mit einer wendungsreichen Geschichte, aber ich habe nicht so an den Seiten „geklebt“, wie ich das z. Bsp. bei Thrillern von Chris Carter tue, die ich als „Pageturner“ bezeichne.

Dafür hat mir einfach die Durchgängigkeit der Spannung gefehlt. Diese ist sicherlich von Beginn an recht hoch, allein schon durch das Verschwinden des kleinen Mädchens und die Amnesie der Mutter, alles noch sehr undurchsichtig, aber für mich flachte die Geschichte auch ein paar Mal ab bzw. war für meinen Geschmack zu langatmig erzählt, so dass ich mir da eine gewisse „Straffung“ gewünscht hätte.

Ich war sehr gespannt auf die Auflösung, da diese ja nun in mehrere Richtungen gehen konnte... Diese fand ich aber doch überzeugend und vergebe daher noch vier Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Psychografie einer Mutter

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Estelle - was hast du nur getan? Diese Frage hat sich mir die ganze Zeit aufgedrängt. Was ist mit der kleinen Mia geschehen und welche Rolle außer die einer Mutter hat Estelle gespielt?
"Remember Mia", ...

Estelle - was hast du nur getan? Diese Frage hat sich mir die ganze Zeit aufgedrängt. Was ist mit der kleinen Mia geschehen und welche Rolle außer die einer Mutter hat Estelle gespielt?
"Remember Mia", das Debüt der Autorin Alexandra Burt, erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft umfasst 384 Seiten und ist in der Kategorie des Thrillers angesiedelt.

Für mich war es allerdings eher eine Art der Unterhaltungslektüre. Natürlich kam Spannung auf, schon meine erste Frage spiegelt das wider, doch über viele Kapitel zog sich die Geschichte endlos in Estelles Erinnerungen dahin.

Aber erst einmal kurz zur Story :
Estelle erwacht im Krankenhaus. Ein schwerer Autounfall hat sie fast das Leben gekostet. Doch da ist noch mehr - eine Schusswunde und Estelles Erkenntnis das irgendwo da draußen ihre kleine Tochter Mia ist, die bereits vor dem Unfall verschwunden war.
Für die Polizei, die Medien, ihrem persönlichem Umfeld ist schnell ein Urteil gesprochen, Estelle hat Mia etwas angetan!
Aber stimmt das auch? Kann eine Mutter ihrem geliebten Kind Schaden zufügen? Estelle setzt alles daran ihre Erinnerungen wieder zu bekommen. Ein Aufenthalt in einer Klinik soll ihr endlich Gewissheit verschaffen und sie zurück führen zu dem Tag an dem Mia verschwand und das Wie und Warum zu Tage fördern.

Estelle, die Mutter; Jack, der Vater; Mia, das Kind - eine Familie die gar keine mehr ist. Hat der Vater etwas mit Mias Verschwinden zu tun?
Er kommt im Buch schlecht weg, ein Unsympath, Egoist und alles andere als guter Ehemann.
Auch Estelle wirkte oft negativ. Eine Mutter die an Rande ihrer Grenzen steht, körperlich wie auch seelisch. Mia macht ihr schwer zu schaffen, ein Schrei-Kind das alle Aufmerksamkeit fordert.

Doch auch ihr Umfeld bekommt zur genüge ihr Fett weg.
Die ermittelnden Polizisten sind ja fast schon klischeehaft dargestellt in ihren unfähigen und abstrusen Ermittlungen zum Verschwinden Mias.
Estelles fast schon einziger Vertrauter in der Klinik und ein Gehilfe auf dem Weg zur Erinnerung, der Psychologe, kam mir als einziger im positiven Sinne rüber.

Viele Teile des Buches sind einzig den Erinnerungen Estelles gewidmet. Das hat mich stellenweise sehr gestört, da darüber immer mehr der Spannung verloren ging. Hätte ich nicht um diese Schusswunde gewusst und damit dass irgendetwas ganz gewaltig aus dem Runder lief, dann wäre ich bestimmt üner so manche Seiten hinweg geflogen um nur den oder diesen Abschnitt beenden zu können.

Während der ganzen Zeit konnte ich mir keinen Reim machen wer gut oder böse ist. Wer will Estelle wirklich helfen und wer eben nicht?
Diese Szenerien um die Problematik mit ihrem Kind, den ständigen Gewissensbissen der Kleinen nicht gerecht zu werden.
Ihre Sorgen und Nöte, ihr Gefühl von Versagen und Einsamkeit war sehr gut geschildert.
Aus psychologischer Sicht wirklich klasse gemacht, tiefgründig genug und mit sehr schön ausgearbeiteten Sätzen und Abschnitten.
Das hat mich mehr als einmal sehr berührt.
Und doch war es mir einfach zu viel davon, diese Wiederholungen störten mich ungemein und so hat der Reiz der Geschichte sich mehr oder eher weniger in Wohlgefallen aufgelöst.

Der Prolog war ein Pageturner, der Rest eher angenehmer Zeitvertreib. In den letzten Kapiteln hin wurde es dann (viel zu spät) spannend und brachte einige Dinge zum Vorschein die ich so nie erwartet hätte.

Der Schluss selbst hat mit Sicherheit eine wichtige Bedeutung für die Autorin, mir hat er sich nicht erschlossen und so blieb ich ratlos zurück.

3,5 von 5 Sternen, da es mich letztendlich gefesselt hat, denn ich musste es unbedingt wissen - Estelle, was hast du getan?
c)K.B. 06/2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mein Leseeindruck

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Schon das Cover hatte mich sehr neugierig gemacht und dann der Titel. Da konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich MUSSTE dieses Buch unbedingt haben.


Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte ...

Schon das Cover hatte mich sehr neugierig gemacht und dann der Titel. Da konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich MUSSTE dieses Buch unbedingt haben.


Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte in Beschläge genommen. Hier kurz zum Inhalt: Estelle Paradise erwacht in einem Krankenhaus. Man erzählt ihr, dass sie einen Autounfall hatte. Jedoch kann sie sich selbst nicht an den Unfall erinnern. Nicht an den Unfall und nicht daran, was vor dem Unfall war. Nur eines spukt immer wieder in ihrem Kopf herum: Ihre 7 Monate alte Tochter Mia.

Die Ärzte stellen fest, dass sie von einer Kugel getroffen wurde. Da sich Erstelle aber an nichts erinnern kann ist unklar, ob sie angeschossen wurde oder sich selbst umbringen wollte.

Als ihr Mann Jack ins Krankenhaus kommt, hagelt es statt Besorgnis und verzweifelten Fragen, lediglich nur Schuldzuweisungen. Letztendlich lässt er Erstelle eine Selbsteinweisung in eine psychiatrische Klinik unterschreiben. Aber noch immer stellen sich die Fragen: Was ist passiert? Wo ist Mia? Und, wo sind Mias Sachen?


Mehr möchte ich jedoch nicht über den Inhalt verraten.


Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich Jack als richtigen Kotzbrocken empfunden habe. Er war mir von Anfang an sehr unsympathisch. Obwohl er, mit Abstand betrachtet, sich nicht wirklich falsch verhalten hat, hm....vielleicht einfach nur sehr unglücklich ausgedrückt. Jedoch fand ich die Schuldzuweisungen schon sehr heftig.


Estelles krankhaftes Verhalten bei der Schwangerschaft war mir schon ein bisschen zu viel des Gutes. Das "Frau" sich Sorgen macht, ist ja verständlich. Aber so??? Da konnte ich Jacks Verhalten teilweise schon verstehen und fand ihn stellenweise sogar sehr ruhig.


Interessant fand ich auf die abgesetzten Polizei Nachrichten. Somit wurde dem Leser auch die Berichterstattung vermittelt. Raus aus der Geschichte, rein in die öffentliche Berichterstattung. Ein emotionales Loslassen von der Dramatik.


An manchen Stellen waren mir die Untersuchungen bzw. Befunde doch etwas zu .... na ja, sagen wir mal seitenfüllend. Sie waren nicht langweilig, aber manchmal doch schon sehr ausschweifend.


- Fazit -


Die Autorin hatte es geschafft, mich auf fast 380 Seiten sehr gut zu unterhalten. Ein Thriller, der wirklich die Psyche der Protagonisten widerspiegelt. Für mich war es ein sehr spannendes Leseerlebnis, das ich mit 4 Sterne bewerte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was habe ich getan?

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Estelle Paradise ist eine junge Mutter, die nicht mehr weiß, was mit ihrem 7 Monate altem Baby geschehen ist. Sie selbst ist nur knapp einem Unfalltod entgangen und leidet seitdem unter Amnesie. In den ...

Estelle Paradise ist eine junge Mutter, die nicht mehr weiß, was mit ihrem 7 Monate altem Baby geschehen ist. Sie selbst ist nur knapp einem Unfalltod entgangen und leidet seitdem unter Amnesie. In den Tiefen ihres Unterbewusstseins ist irgendwo der Schlüssel zu ihrer Vergangenheit begraben, doch für die Öffentlichkeit ist schnell klar: Estelle ist eine Mörderin, die ihren Gedächtnisverlust nur vorschiebt, um sich der Verantwortung für ihre grausame Tat zu entziehen. Mit Hilfe des Psychiaters Dr. Ari begibt sie sich auf Spurensuche und rekonstruiert Stück für Stück die Ereignisse, kurz vorm Verschwinden ihrer kleinen Mia. Doch die Zweifel lassen sich nicht zerstreuen und Estelle fragt sich unaufhörlich, zu welcher Tat sie fähig sein könnte und ob ihre Sinne sie nicht trügen.
Dieser Thriller hat es in sich, denn er fokussiert nicht nur ein Tabu-Thema unserer Gesellschaft, sondern erzeugt eine ganz eigene, intensive Atmosphäre die dem Roman seine ständig vorhandene Präsenz gibt. Im Mittelpunkt des Geschehens steht eine junge Frau, die sich mit einer schweren postnatalen Depression und einer daraus resultierenden Psychose durchs Leben schlagen muss und der kaum Hilfe angeboten wird. Die Autorin schildert bildlich und damit auch beängstigend die seelische Belastung, die schweren Selbstvorwürfe und die möglichen schrecklichen Konsequenzen, die sich aus dem labilen Gesundheitszustand der Mutter ergeben. Für persönlich Betroffene sind die entsprechenden Textstellen wohl nur schwer zu ertragen, weil sie gezielt die innere Verzweiflung und Leere heraufbeschwören, die ein ständig schreiendes Baby bei der überforderten Bezugsperson hervorrufen.
Gut die Hälfte des Thrillers beschäftigt sich mit dieser Thematik, ohne wirklich einen Handlungsfortgang zu präsentieren. Genau dieser Umstand führt dazu, dass es von mir Punktabzug gibt, denn ich empfinde die Szenerie als ein Psychogramm einer verirrten Seele und weniger als nervenaufreibenden Thriller. Dafür bekommt der Leser ein wirklich lückenloses Bild des Krankheitsverlaufs geschildert, welches durchaus seine Reize hat. Erst im zweiten Teil des Buches nimmt der Thriller dann Tempo auf, weil die Hauptprotagonistin ihre verschüttete Erinnerung an die Oberfläche holen kann.
Der Schreibstil liest sich flüssig und auch die Einteilung des Buches in mehrere Teile ergibt Sinn und animiert zum Lesen. Positiv zu beurteilen sind auch die Schriftgröße und die Handlichkeit des Buches, denn man kann es sich damit richtig bequem machen.
Fazit: Meine Erwartungen wurden hier nicht ganz erfüllt, weil ich mir mehr Nervenkitzel und ungeahnte Wendungen erhofft habe. Die Entwicklung des Romans ist sehr vorhersehbar, die Verdächtigen stehen bald fest und es gibt kaum Überraschungen. All das sind für mich jedoch wesentliche Bestandteile für einen Thriller. Dennoch konnte mich das Buch fesseln, weil es eine andere Richtung eingeschlagen hat, bei der es kontinuierlich blieb. Ich vergebe insgesamt 3,5 Sterne (aufgerundet 4) für einen Thriller mit psychischer Komponente und gut ausgearbeiteten Charakteren, der ein Gefühl der Beklemmung hervorrufen kann und die Grenze zwischen den Möglichkeiten und den Unwahrscheinlichkeiten gekonnt verwischt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von der Liebe einer Mutter

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Wer Estelle mit ihrem Baby begegnet, widersteht selten dem Drang, die Augen zu verdrehen und sich die Ohren zuzuhalten. Mia schreit und schreit, ungehindert, ein beinahe dämonisches Kreischen, wenn man ...

Wer Estelle mit ihrem Baby begegnet, widersteht selten dem Drang, die Augen zu verdrehen und sich die Ohren zuzuhalten. Mia schreit und schreit, ungehindert, ein beinahe dämonisches Kreischen, wenn man so will. Schnell kommt man zu dem Schluss, das Paradebeispiel einer schlechten Mutter vor sich zu haben. Wenn das Baby nun spurlos verschwindet und Estelle, scheinbar ohne jegliche Erinnerung, es der Polizei nicht gemeldet, sondern die Beweismittel beseitigt hat? Wenn man ihr das Irre schon an den Augen ablesen kann und sie in einer Schlucht gefunden wird, offensichtlich, weil sie sich das Leben nehmen wollte? Wer hielte sie dann nicht für die kaltblütige Mörderin ihres eigenen Kindes – zumal sie sich selbst nicht ganz sicher ist...

Was ist mit Mia passiert? Vordergründig beschäftigt sich die Geschichte mit der Klärung dieser Frage. Aber vielmehr noch geht es um den Prozess des Erinnerns. Und ganz besonders darum, dass eine Mutter lernt, die eigene Verantwortung nicht in Form von grenzenloser Schuld auf den Schultern mit sich herumzutragen. Um Vertrauen in sich selbst und Vertrauen in andere. Letztlich auch darum, Probleme und Anliegen anderer mit der nötigen Anerkennung und einem selbstverständlichen Respekt gegenüberzutreten: so verrückt sie auch scheinen.

Spannung wird hier sehr allmählich aufgebaut, mit so viel Vor- und Nachbereitung, dass der Weg zum Maximum und wieder hinunter etwas zäh ist. Man stelle sich jedoch den Mount Everest vor, da ist es ja genau dasselbe. Der Blick von ganz oben ist es, weshalb man erst raufgestiegen ist. Seinetwegen lohnt sich die Mühe. Der Berg "Remember Mia" ist allerdings nicht ganz so hoch (das wäre wohl allzu gigantisch).
Deshalb bin ich erleichtert, dass – obwohl es noch möglich gewesen wäre – nicht weitere Hintergründe, ein Epilog, Perspektivwechsel, hinzugekommen sind. Das hätte die Handlung wirklich trüb werden lassen und meinen persönlichen Vorstellungen von einem Thriller nicht mehr
entsprochen.

Die Figuren sind schlüssig und mehr oder weniger detailliert ausgearbeitet, je nach Relevanz der Person für die Geschichte. Man verliert nie ganz das Misstrauen gegenüber Estelle, ebenso wenig wie sie selbst, was ich genial finde. Das liegt daran, dass man sie nie allzu genau kennenlernt. Wer weiß, vielleicht verbirgt sich doch ein Psychokiller hinter der hilflosen Fassade einer überforderten Frau? Ein Gedanke, den die Autorin geschickt aufrechtzuerhalten weiß.

Die Sprache ist einfach und schnörkellos. So überlässt sie größtenteils der Handlung das Feld, wenn es um Tiefe und Interpretationen geht. Vor jedem der vier Teile, in die der Text grob gegliedert ist, werden jedoch Zitate von Lewis Carroll aufgeführt; aus den Werken "Alice im Wunderland" und "Durch den Spiegel". So bleibt der Phantasie zumindest ein kleiner Spielraum, metaphorische Parallelen zu finden, oder sich mit der Erinnerung, Verrücktheit, Vorstellungskraft an sich auseinanderzusetzen.

Die grausige Darstellung von Mias Geschrei wirkte zunächst wie eine Aufforderung, sich niemals Kinder anzuschaffen (wobei mein Wortlaut wirkt, als spräche ich von einem Hund oder einer Kommode). Es wird aber zügig klar, dass genau das Gegenteil angestrebt worden ist: Eine Hommage an das Muttersein, an die grenzenlose Liebe, die nur Mütter empfinden können.

Insgesamt ein wirklich gelungener Thriller, wobei der Höhepunkt der Spannung der Vorbereitung und dem Abflauen derselben nicht hundertprozentig gerecht geworden ist. Da kann man es wohl keinem gerecht machen, denn während ich mir möglichst viel Interpretationsspielraum wünsche, bevorzugen andere es, jedes Detail, jeden Werdegang so zu erfahren, wie es sich die Autorin (oder der Autor, allgemeiner formuliert) selbst vorstellt. Insofern wurde ein solides Mittelding gefunden.