Cover-Bild Wir verlassenen Kinder
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19,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Kremayr & Scheriau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 04.02.2020
  • ISBN: 9783218012089
Lucia Leidenfrost

Wir verlassenen Kinder

Ein abgeschiedenes Dorf. Leere Bauernhöfe. Eine aufgelassene Schule. Die Erwachsenen haben nach und nach das Dorf verlassen. Zurückgeblieben sind die Kinder. Sie empfangen Pakete und Geld. Sie kochen, putzen und pflegen die Großeltern und kleinen Geschwister. Scheinbar soll Krieg herrschen rundherum. Als auch der einzige Lehrer das Dorf verlässt, beginnen die Kinder, ihre eigenen Gesetze und Regeln aufzustellen. Was harmlos beginnt, wird rasch zu einem System aus Gewalt und Macht, dem sich alle zu unterwerfen haben. Nur Mila will sich nicht beugen und wird zur Außenseiterin, die bis zum Ende für das Gute kämpft.Lucia Leidenfrost entwirft in ihrem ersten Roman eine unheimliche und vielstimmige Parabel. Das Dorf könnte überall stehen, zu jeder Zeit. Gerade das verleiht dem Roman eine durchdringende Aktualität. Doch so düster die Aussichten auch sein mögen, die Hoffnung leuchtet kraftvoll wie ein Stern in der Dunkelheit.„Wir umarmen uns zum Abschied, stecken nach der Umarmung unsere Hände in die Hosentaschen. Wir spüren noch den Druck ihrer Körper auf unserer Brust. Jetzt steigen sie ins Auto, jetzt startet der Motor, jetzt fahren sie los.“

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2020

Kinder allein

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Die Erwachsenen verlassen das Dorf, um Arbeit in der Stadt zu finden. Ihre Kinder lassen sie zurück und diese sind auf sich allein gestellt.

Der Schreibstil ist wirklich schön. Irgendwie poetisch und ...

Die Erwachsenen verlassen das Dorf, um Arbeit in der Stadt zu finden. Ihre Kinder lassen sie zurück und diese sind auf sich allein gestellt.

Der Schreibstil ist wirklich schön. Irgendwie poetisch und spielt mit vielen Bildern und Metaphern. Dabei entsteht eine echt packende Stimmung, die sich durchs ganze Buch zieht und immer intensiver wird.
Die Personen sind dabei sehe interessant. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich gut mit ihnen mitfühlen konnte, aber man lernt sich auf eine andere Weise kennen. Außerdem ist das Buch etwas anspruchsvoll und man muss auch zwischen den Zeilen lesen, um es zu verstehen.

Aber genau das macht den Reiz aus. Ich habe während des Lesens viel über die Geschichte nachgedacht und zwischendurch ist sie wirklich schockierend. Aber sie wird nicht langweilig. Die Stimmung hat mich von Anfang an gepackt und ich wollte nicht mehr aufhören zu lesen. Und auch jetzt nach dem Lesen bietet sie noch viel zum Nachdenken. Eine sehr eindringliche Geschichte, die ich sehe empfehlen kann und mich etwas an das Buch "Herr der Fliegen" erinnert.

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Die Kinder unterm Königsnussbaum

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„Eines Tages wird es alles nicht mehr geben hier. Es wird langsam sein, dass wir verschwinden. Wir werden es fast nicht merken. Irgendwann sind wir alle nicht mehr hier. Wir nicht, unsere Geschwister nicht ...

„Eines Tages wird es alles nicht mehr geben hier. Es wird langsam sein, dass wir verschwinden. Wir werden es fast nicht merken. Irgendwann sind wir alle nicht mehr hier. Wir nicht, unsere Geschwister nicht und das Dorf nicht und die Tiere nicht.“

Inhalt

Es herrscht Krieg, die Bomber kreisen über den Köpfen, doch immer ziehen sie weiter, die Eltern sind fortgegangen, um irgendwo ein neues, besseres Leben aufzubauen, die Alten blieben etwas länger, doch nun ziehen auch sie in den Krieg, der ebenso verloren scheint, wie der Rest der Welt. Zurück bleiben die Kinder des Dorfes, welches langsam zerfällt. Sie sind auf sich gestellt, es gibt kein Geld, keine Versorgung und niemanden mehr, der ihnen irgendetwas beibringen kann. Sie sind allein miteinander, mit ihren eigenen Regeln, ihren Sorgen und der kleinen Flamme der Hoffnung, das bald schon irgendwer an ihnen Interesse zeigt, sie holen kommt und wieder mitnimmt, in eine sehnsüchtig erwartete Heile-Welt, in der Kinder Menschen an ihrer Seite wissen, die sich um sie kümmern. Doch es kommt niemand und die Vorräte neigen sich dem Ende entgegen …

Meinung

Der Klappentext hat mich schon sehr neugierig gemacht auf den Debütroman der österreichischen Autorin, von dem ich mir eine berührende Geschichte über Einsamkeit und Verzweiflung erhofft habe. Und obwohl die komplette Handlung eher an eine Utopie erinnert, als an ein tatsächlich denkbares Szenario, liegt ihr großer Pluspunkt an einer fast erdrückenden Emotionalität, die selbst unrealistische Ereignisse und Entwicklungen nachvollziehbar werden lässt.

In kurzen Kapiteln erzählen diverse Protagonisten von einer Zeit, die geprägt ist von Ängsten und Hoffnungslosigkeit. In einem Ausmaß der Verwüstung begegnet der Leser einer gemischten Gruppe von Kindern, die allein auf sich gestellt sind und die ihre eigenen Gesetze aufstellen. Zwischen der Sorge, ihren Hunger zu stillen und der Möglichkeit ihre Eltern einmal wiederzusehen, erfüllt die Langeweile ihren Tag und es kommt zu Gewalthandlungen und Ausgrenzungen untereinander. Gerade Mila, eine der Älteren versucht sich die Kinderschaar vom Hals zu halten und gleichzeitig so etwas wie Normalität zu etablieren, indem sie unterrichten möchte. Auch die Eltern und andere Dorfbewohner kommen zu Wort, in Briefen an die Zurückgebliebenen, beschwichtigen sie und versuchen ihr Fortgehen irgendwie zu begründen, vielleicht eine Entschuldigung zu formulieren, die ihr Verhalten erklärt, auch wenn dieses unentschuldbar bleibt. Der Schreibstil ist wirklich klasse, weil er direkt ins Herz trifft und alles so lebendig und echt wirken lässt, selbst wenn herkömmliche Logik zu kurz kommt.

Fazit

Ich vergebe gute 4 Lesesterne für einen ungewöhnlichen Roman, der sich zu einem wilden Erlebnis mit vielen versteckten Botschaften entwickelt. Obwohl ich kein großer Fan von fiktiven Erzählungen in einer Welt kurz vor dem Untergang bin, konnte mich dieses Buch hier weitgehend überzeugen. Man muss sich auf die Geschichte einlassen und darf keine genaue Aussage und auch keine weitreichende, umfassende Erklärung erwarten, gerade das offene Ende aber auch die angerissenen Erzählstränge lassen sehr viel Interpretationsspielraum und man kann die Tatsachen auf alle möglichen Ursachen zurückführen, ohne eine zufriedenstellende Antwort zu bekommen. Sobald man sich aber gedanklich auf das literarische Experiment einlässt, entfaltet sich ein emotionaler, bedrückender, facettenreicher Entwurf einer gottverdammten Welt, der man eigentlich nur entkommen möchte und es dennoch nicht ohne weiters kann. Selbst für mich als Liebhaber gesellschaftskritischer aber authentischer Belletristik hat sich dieses Buch gelohnt, obwohl es im Nachhinein doch ein wenig abstrakt wirkte.

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Veröffentlicht am 28.05.2023

düster

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Ein sterbendes Dorf. Zurück bleiben Kinder mit wenigen Erwachsenen, die meisten sind Alte.
Die Gründe werden nicht direkt erklärt. Es wird nur gesagt, dass die Eltern versuchen sich woanders ein neues ...

Ein sterbendes Dorf. Zurück bleiben Kinder mit wenigen Erwachsenen, die meisten sind Alte.
Die Gründe werden nicht direkt erklärt. Es wird nur gesagt, dass die Eltern versuchen sich woanders ein neues Leben aufzubauen.
Die Kindergemeinschaft entwickelt sich schließlich in eine neue Richtung.Sie schließen sich eng zusammen, als Wir werden sie aber auch gnadenlos.

Erzählt wird teilweise im Kollektiv. Das hat in der zeitgenössischen Literatur auch eine Tradition. Man denkt gleich an Jeffrey Eugenides Virgin Suiicides.
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Ab und zu kommen auch mal die Stimmen der Erwachsenen zu Wort, z.B. Briefe der Eltern an die Kinder. Es sind immer kurze Kapitel. Das prägt das Buch mit. Leider bekommen die Kind so als Individuen kein Profil. Einzige Ausnahme ist die junge Mila. Bei den Passagen mit ihr, wirkt das Buch manchmal wie ein Jugendbuch, denn ihre Emotionen kommen an.

Überwiegend ist es ein Buch mit düsterer Atmosphäre!
Wir verlassenen Kinder ist ein interessantes Buch, doch teilweise bleibt man ratlos zurück.Es ist aber auch ein Roman, der einen nachdenklich werden lässt.

Veröffentlicht am 18.08.2020

Wollte zu viel

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"Kinder an die Macht" sang schon Herbert Grönemeyer, und in diesem Roman passiert genau das, Die Kinder leben in einem verlassenen Dorf mit nur wenigen Erwachsenen und sozialisieren sich selbst. Dies nimmt ...

"Kinder an die Macht" sang schon Herbert Grönemeyer, und in diesem Roman passiert genau das, Die Kinder leben in einem verlassenen Dorf mit nur wenigen Erwachsenen und sozialisieren sich selbst. Dies nimmt sehr brutale, aber doch vorhersehbare Ausmaße an.

Das cover ist gut gewählt. die Farben zeigen das nahende Unheil, die Schatten das Verblassen der eigenen Kindheit. Formal gesehen besteht das Buch aus kurzen Kapiteln die aus verschiedenen Sichtweisen geschrieben sind. Es kommt immer wieder zu Orts- als auch Zeitsprüngen.
Die Handlung ist interessant. Ich habe nur einige Probleme damit. Zum einen tun sich mir Logiklöcher auf (die Zeitsprünge sind unklar, warum geben sich alle mit ihrer Situation zufrieden etc.), Zum anderen bin ich furchtbar enttäuscht von diesem super offenem Ende.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Durch die Perspektivwechsel und Erzählweise lernt man die Figuren sehr gut kennen. Sie handeln nicht unbedingt immer rational oder vorhersehbar und ich kann den Handlungsweisen nicht immer folgen.
Sprachlich ist dieses Buch ein wirkliches Vorbild. Durch Symbole und die bildhafte Sprache wirkt das Buch sehr lebendig. Allerdings ist es somit auch irgendwie eher wieder Kunst, als Unterhaltung und somit bin ich damit dann nicht so zufrieden.

Dieses Buch hat stark begonnen und konnte mich sehr lange fesseln. Irgendwann fehlte mir aber auch der Twist zu einem realen Bezug. Das ganze Werk ist mir dann doch zu viel Kunst und zu wenig Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Kinder an die Macht

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Buchbesprechung zu »Wir verlassenen Kinder« von Lucia LeidenfrostDiesen literarisch anspruchsvollen Debütroman habe ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks gewonnen. Die 190-seitige, gebundene Ausgabe ...

Buchbesprechung zu »Wir verlassenen Kinder« von Lucia Leidenfrost

Diesen literarisch anspruchsvollen Debütroman habe ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks gewonnen. Die 190-seitige, gebundene Ausgabe mit der EAN 978-3-218-01208-9 kostet 19.90 € (inkl. MwSt.) und erschien bereits am 4. Februar 2020 beim österreichischen Buchverlag Kremayr und Scheriau.

Ein abgeschiedenes Dorf. Leere Bauernhöfe. Eine aufgelassene Schule. Die Erwachsenen haben nach und nach das Dorf verlassen. Zurückgeblieben sind die Kinder. Sie empfangen Pakete und Geld. Sie kochen, putzen und pflegen die Großeltern und kleinen Geschwister. Scheinbar soll Krieg herrschen rundherum. Als auch der einzige Lehrer das Dorf verlässt, beginnen die Kinder, ihre eigenen Gesetze und Regeln aufzustellen. Was harmlos beginnt, wird rasch zu einem System aus Gewalt und Macht, dem sich alle zu unterwerfen haben. Nur Mila will sich nicht beugen und wird zur Außenseiterin, die bis zum Ende für das Gute kämpft.


Meinung
Beworben hatte ich mich wegen des schön gestalteten Titelbildes und der Inhaltsangabe, die mich stark an Herr der Fliegen erinnerte. Über den Gewinn hatte ich mich auch sehr gefreut. Das Format ist handlich und die Haptik ist für Unterwegs sowie zum Weiterreichen konzipiert.

Der zeitgenössische Schreibstil hat mich positiv überrascht und gefordert. Da gibt es gar nichts einzuwenden. Den mag ich. Durch die atmosphärische Dichte war ich zwar auch einerseits sehr begeistert, sodass es mich kaum verwunderte, dass die junge Autorin ein Arbeitsstipendium des Förderkreises für SchriftstellerInnen in Baden-Württemberg erhielt, andererseits beförderte die Geschichte als solche äußerst unangenehme und ablehnende Emotionen bei mir zutage. Mir fiel es schwer, das Buch zu Ende zu lesen.

Lucia Leidenfrost lässt ein abschreckendes und düsteres Szenario entstehen. Sie unterstreicht Anonymität, indem sie ihre Protagonisten in einem fiktiven Dorf und einem namenlosen Land rebellieren lässt. Das Geschehen könnte überall stattfinden.

Nachdem zwei Dutzend Kinder im schulpflichtigen Alter von ihren Eltern, die in den Krieg ziehen, verlassen werden, leben diese nach eigenen Gesetzen. Hunger und Langeweile bestimmen zunehmend den Alltag. Dadurch entsteht eine Art naive Anarchie, die wiederum Gewalt und Ausgrenzung mit sich bringt. Das jedenfalls hält die Autorin für möglich. Ich nicht.

Mila ist eines der älteren Mädchen. Sie stellt den personifizierten Wunsch nach Ordnung und Struktur dar. Sie möchte ihre Altersgenossen unterrichten. Aber wenn das Chaos ausbricht, hilft Bildung alleine nicht weiter. Dann muss man zunächst einmal die Ärmel hochkrempeln und dafür sorgen, dass man satt wird. In einer solchen Situation ist sich jeder selbst der Nächste und der Stärkere überlebt, oder übernimmt die Führung.


Fazit
Die Autorin hat hier, subjektiv betrachtet, ein eher unglaubwürdiges, sehr dystopisches Szenario entworfen, mit dem ich mich nicht anfreunden kann, weil es meinen eigenen Erfahrungen widerspricht. Wir verlassenen Kinder halte ich für einen philosophisch provozierenden Bildungsroman, der durchaus das Potenzial besitzt, als Unterrichtslektüre für die Oberstufe wahrgenommen zu werden. Ich vergebe 3 Sterne (5 für das Cover, 5 für den Schreibstil, einen für die negativen Gefühle, die bei mir ausgelöst wurden) und eine Leseempfehlung für Menschen, die gerne Dystopien lesen. Ich konnte dem Roman leider, so sehr ich auch wollte, nichts abgewinnen.


Gut zu wissen!
Lucia Leidenfrost wurde 1990 in Oberösterreich geboren. Sie studierte Germanistik, Skandinavistik und Germanistische Linguistik an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Sie erhielt das Start-Stipendium des Bundeskanzleramts Österreich und das Arbeitsstipendium des Förderkreises für Schriftstellerinnen in Baden-Württemberg.


© 08/2020 MAD-Moiselle | Alle Angaben sind ohne Gewähr.

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