Cover-Bild Keine gute Geschichte
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 14.03.2023
  • ISBN: 9783498003456
Lisa Roy

Keine gute Geschichte

Eine Geschichte über die Suche nach Familie und Herkunft, nach Identität und Liebe. Keine gute Geschichte.

Arielle Freytag, Anfang dreißig, hat es eigentlich geschafft: Aufgewachsen im Essener Stadtteil Katernberg, verdient sie als Social-Media-Managerin in Düsseldorf mittlerweile viel Geld. Bis eine Depression sie aus der Bahn wirft und für eine Weile in die «Klapse» bringt. Kaum wieder zu Hause, erreicht Arielle ein Anruf aus Katernberg, und zum ersten Mal nach zwölf Jahren kehrt sie an den Ort ihrer Jugend zurück. Dort werden seit ein paar Tagen zwei Mädchen vermisst – was Arielle mit Wucht an ihre Mutter erinnert, die vor vierundzwanzig Jahren spurlos verschwand.

Damals blieb Arielle allein bei ihrer eigenwilligen Großmutter zurück. Wer ihr Vater ist, weiß sie nicht, auch ihr dunkles, lockiges Haar und die Hautfarbe sind nur ein vager Hinweis: italienisch, türkisch, kroatisch? Während in Katernberg fieberhaft nach den Mädchen gesucht wird, stellt Arielle sich den schmerzhaften Fragen, auf die sie immer dringender Antworten braucht.  Hat ihre Mutter sie verlassen, oder ging sie nicht freiwillig?

«Lisa Roy ist ein erstaunlicher Debütroman gelungen. Eine Mischung aus Coming-of Age- und Gesellschaftsroman mit einer Prise Krimi und einer Heldin, die schön, cool und rotzig erscheint, aber eigentlich sehr verletzlich ist.» dpa


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2023

Eine gute Geschichte

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Mir hat das Buch ganz gut gefallen. Anfangs hat es mich ein wenig verwirrt, dass die Geschichte aus der Sicht von Arielle, der Hauptprotagonistin, geschrieben wird und es sich zum Teil lesen lässt wie ...

Mir hat das Buch ganz gut gefallen. Anfangs hat es mich ein wenig verwirrt, dass die Geschichte aus der Sicht von Arielle, der Hauptprotagonistin, geschrieben wird und es sich zum Teil lesen lässt wie eine Art Brief, weil man als Leser zunächst mit „du“ angesprochen wird. Später stellt sich heraus, wer dieses „du“ ist und das hat es sehr spannend gemacht. Gut finde ich auch, dass der Alltag im Block ungeschönt und realistisch dargestellt wird, allerdings gibt es auch einige Szenen, die ich eher seltsam und unauthentisch fand, wie den Moment, in dem Arielle den Finger eines fremden Mannes in den Mund nimmt. Allgemein war Arielle mir zeitweise unsympathisch und einigermaßen empathielos, sodass ich einige Handlungen nicht ganz nachvollziehen konnte. Andererseits ist das Buch sehr aktuell und es gibt viele Bezüge zur reellen Welt und dazu der Handlungsstrang mit zwei verschwundenen Mädchen, der dazu geführt hat, dass ich die Geschichte sehr spannend fand. Ich persönlich fand es traurig, dass extrem schlimme Dinge wie Vergewaltigung, Depressionen und Suizid geschildert werden wie kleine Alltagsprobleme und hätte mir hier gewünscht, dass solche Thematiken mehr aufgearbeitet werden.
Das Ende hingegen hat mir unglaublich gut gefallen. Es ist schockierend, unvorhersehbar und hat dem ganzen Buch einen guten Abschluss verliehen.

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Veröffentlicht am 13.06.2023

Der Titel entspricht den Tatsachen

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Zum Buch:

Arielle Freytag ist in einem Essener Problemviertel aufgewachsen, ihre Mutter ist spurlos verschwunden als sie noch ein Kind war, sie lebte bei ihre Großmutter. Dennoch hat sie es ...

Zum Buch:

Arielle Freytag ist in einem Essener Problemviertel aufgewachsen, ihre Mutter ist spurlos verschwunden als sie noch ein Kind war, sie lebte bei ihre Großmutter. Dennoch hat sie es "geschafft", sie lebt in Düsseldorf, ist erfolgreich in ihrem Beruf und trägt nur noch einfarbige Kleidung. All das ist ihr wichtig. Bis sie wegen einer Depression in due Klinik musste. Kaum entlassen bekommt sie einen Anruf, ihrer Großmutter geht es nicht gut, sie soll kommen. So kehrt sie nach über zehn Jahren zurück nach Essen.


Meine Meinung:

Ich war sehr neugierig auf die Geschichte, Titel und Klappentext sprachen mich an. Aber als ich dann Anfing zu lesen dachte ich das ein oder andere Mal, hier ist der Titel Programm. Es ist wirklich keine gute Geschichte. Erstmal hat es unendlich lange Kapitel, dann ist es ein sehr gewöhnungsbedürftiger Erzählstil. Es scheint als erzählt sie alles ihrer Mutter, als Ich-Erzähler. Dann kommt ein Absatz und es wird in dritter Person erzählt. Solche Wechsel mag ich gar nicht. Hinzu kommt natürlich das es eine traurige Story ist, es werden ja schließlich zwei Mädchen vermisst. Soweit würde es ja noch gehen, aber Arielle wurde mir nie sympathisch sie denkt in erster Linie nur an sich. Letztendlich konnte mich die Geschichte trotz der Dramatik nicht packen und mir waren es auch zu viele Klischees. Es war einfach nicht mein Fall.

Veröffentlicht am 07.06.2023

Keine gute Geschichte?

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Gestaltung:
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Das Cover mit den farbigen Titel- und Autorenangaben auf grauem Hintergrund wirkt eher schlicht. Und vielleicht hat es mich genau deswegen angesprochen. Frei interpretiert könnten ...

Gestaltung:
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Das Cover mit den farbigen Titel- und Autorenangaben auf grauem Hintergrund wirkt eher schlicht. Und vielleicht hat es mich genau deswegen angesprochen. Frei interpretiert könnten damit die guten, farbigen Momente in Arielles Leben gemeint sein, die vor dem grauen Alltag des Ruhrgebiets positiv in den Vordergrund treten.
Als Hardcover ist das Buch sehr wertig verarbeitet und besonders schön ist, dass es ein Lesebändchen gibt.

Inhalt:
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Arielle Freytag hat ihre Kindheit und Jugend im Essener Stadtteil Katernberg verbracht. Vater unbekannt, vermutlich mit Migrationshintergrund. Die Mutter, sehr fürsorglich, verschwand plötzlich, als Arielle sechs Jahre alt war. Aufgezogen wurde sie danach von ihrer Großmutter, die eigentlich Heidrun heißt, sich aber von allen nur Varuna nennen lässt.
Um ihrer inneren und auch der Leere im Ruhrpott zu entgehen, ist Arielle weggezogen und hat sich in der Werbebranche hochgearbeitet.
Nun kehrt sie zurück, weil Varuna gestürzt ist und eine Bekannte sie anrief, damit ihre Großmutter nicht alleine ist für eine Weile. Im Stadtteil werden 2 Mädchen vermisst, eine davon die Tochter ihrer ehemaligen Schulkameradin. Arielle wird nun schmerzlich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und mit der Frage, was mit ihrer Mutter wirklich geschah.

Mein Eindruck:
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"Ein Tritt in die Magengrube, als ich den Block sah. So gut wie nichts hat sich verändert. Das Senfgelb ist jetzt dreckige Eierschale, ansonsten alles wie früher. Diese Siedlung ist beständig in ihrer Beschissenheit - wie ein kleines afrikanisches Land, das nach Millionenzuschüssen noch genauso arm, korrupt und undemokratisch ist wie vorher."
(S. 17)

Ich stehe diesem Roman etwas zwiegespalten gegenüber. Die Geschichte hat mich gepackt und durch das Rätsel um die verschwundenen Mädchen sowie um Arielles Mutter war für mich eine hintergründige Spannung gegeben, sodass ich das Buch fast in einem Zug durchlesen musste.
Die Handlung ist durchweg aus Arielles Sicht geschrieben, sie erzählt alles in Gedanken ihrer verschwundenen Mutter. Ich konnte mich teilweise in die Protagonistin reinversetzen. Sie hatte es nicht leicht mit ihrer Großmutter, die sie eher mit großer emotionaler Distanz großzog. Durch das Verschwinden blieb eine innere Leere und das führte zu Depression, Alkoholsucht und scheinbar auch zu einer Essstörung. Deswegen war sie vor ihrer Rückkehr ins Ruhrgebiet auch länger zur Behandlung in einer Klinik. Offenbar zunächst mit wenig Erfolg. Sie fühlt sich anfangs als etwas Besseres ihrer alten Umgebung und den Bekannten gegenüber. Denn sie hat es geschafft, ist schlank und erfolgreich und weggezogen. Außerdem macht sie gleich den Vater eines der verschwundenen Mädchen sexuell an. Das fand ich offen gesagt ziemlich verstörend.
Später sagt sie selbst: "Seit einer Weile schon war Sex irgendwie nicht mehr sexy, mehr so was, was ich aus Gewohnheit oder fürs Selbstbild machte." (S. 50)

Doch langsam bröckelt ihre Fassade und je näher sie der Wahrheit um ihre Mutter kommt, desto mehr öffnet sie sich und findet Frieden in sich und Freunde. Mir gefielen zeitweise der etwas böse Humor und die Treffsicherheit, mit der Arielle ihre Welt wahrnimmt.
Doch ihr Verhalten machte sie auch manchmal unsympathisch und über allem schwebte dauerhaft eine düstere, melancholische Stimmung. Zudem gibt es lange Passagen über die Welt der Werbung und insbesondere Social Media. Das fand ich überflüssig und langweilig, sodass ich diese Abschnitte nur quergelesen habe.

Am Ende werden die Rätsel um die Mädchen und die Mutter gelöst, allerdings konnte mich vor allem die Auflösung um die Mutter nicht vollends überzeugen: "Wenn das hier ein Krimi und nicht mein Leben wäre, würde ich über dich und dein Verschwinden als Puzzle nachdenken. Ich habe ein paar Teile, ein paar sind für immer verloren, aber irgendwo muss es auch noch welche geben, und wenn ich die fände, wäre vielleicht genug vom Puzzle zusammen, um das Bild zu erkennen, auch wenn es ein unvollständiges bleibt." (S. 226)

Fazit:
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Vergangenheitsbewältigung und Selbstfindung im Ruhrgebiet: melancholisch, verstörend, mit teils schwarzem Humor und Spannung

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Veröffentlicht am 06.05.2023

Zwischen weit weg und hautnah

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Es ist ein kleines Buch. Nur fünf Kapitel auf nur 240 Seiten. Es liegt gefällig in der Hand, fühlt sich gut an. Und hat es gleichzeitig so faustdick hinter den Ohren, oder vielmehr zwischen den Seiten, ...

Es ist ein kleines Buch. Nur fünf Kapitel auf nur 240 Seiten. Es liegt gefällig in der Hand, fühlt sich gut an. Und hat es gleichzeitig so faustdick hinter den Ohren, oder vielmehr zwischen den Seiten, in jeder Zeile, in jedem Wort. Es ist eine Geschichte über ein Leben, von dem man hofft, dass es niemandem wirklich so geht, und man gleichzeitig ganz genau weiß, dass es die Realität ist. Nicht für jeden von uns, schon gar nicht für einen selbst, was für ein Glück. Aber es gibt Leben wie dieses der Protagonistin Arielle, gar nicht so weit weg, viel näher, als man denkt, viel näher, als man möchte: dieses Leben zwischen Altbauwänden, ungewaschenen Gardinen, misstrauischen Blicken, Angst, Verzweiflung, Sorgen, Not. Es gibt diese Schicksale, die sich in Existenzängsten entfalten, in Identitätskrisen, in mehr Fragen als Antworten. Wer soll sie auch geben, in diesem Leben, in dem ein Schicksal so sehr dem anderen gleicht.

"Keine gute Geschichte" hat mich sehr betroffen gemacht und ist mir sehr nahegegangen. So nahe, dass ich mich sehr von dem Buch distanzieren musste, um es lesen zu können. Es ist keine Geschichte für nebenbei, schon gar nicht für zwischendurch. Es erfordert fast Mut, sie zu lesen. Der Schreibstil und damit Erzählstil der Protagonistin ist direkt, unverblümt, ungefiltert und ungebremst. Er ist voller Emotionen, von Vorwurf bis Anklage und tiefer Ehrlichkeit. Nichts für zarte Gemüter, nichts für Lesende auf der Suche nach schönem. Denn der Titel verrät nicht zu viel.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Beklemmende Geschichte, aber nicht mein Schreibstil

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Auch wenn der Titel des Romans „Keine gute Geschichte heißt“ erwartet man dennoch eine gute Geschichte. Und diese Geschichte hier spielt in einem Stadtteil von Essen und in ärmlichen Verhältnissen.
Denn ...

Auch wenn der Titel des Romans „Keine gute Geschichte heißt“ erwartet man dennoch eine gute Geschichte. Und diese Geschichte hier spielt in einem Stadtteil von Essen und in ärmlichen Verhältnissen.
Denn dorthin begleiten wir Protagonistin Arielle, die nach einem Klinikaufenthalt wegen Depression dorthin zurückkehrt, um ihre Großmutter krankheitsbedingt zu unterstützen. Wer nun auf eine liebevolle Oma, Enkelin à la weißt-Du-noch-damals-Geschichte hofft wird hier nicht fündig werden. Denn das Verhältnis zwischen den beiden ist alles andere als liebevoll. Und das obwohl Arielle bei ihrer Oma aufgewachsen ist, nachdem ihre Mutter damals verschwand. Genauso verschwunden sind jetzt auch zwei Mädchen aus diesem Viertel.
Das Besondere an diesem Roman ist wohl das Setting und die beklemmende Atmosphäre. Sie wird unterstützt von dem groben Schreibstil und den Gedankenausführungen, die Arielle an ihre Mutter richtet. Und obwohl das alles wunderbar in diese ärmlichen Verhältnisse passt, konnte ich mich mit dem Buch nicht ganz anfreunden. Mir war der Schreibstil zu derb und die Geschichte zu offen. Doch das ist ja schließlich eine Geschmacksfrage.
Wer also Geschichten mag, die nicht rosarot sind, sondern auch das traurige, schwere Leben zeigen, sollte hier zugreifen.

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