Roman | Großer Familien-Roman auf der Shortlist des Aspekte-Literaturpreises
Eine deutsche Familie, ein großer Roman
Anders als Harry findet Ruth Schönwald nicht, dass jedes Gefühl artikuliert, jedes Problem thematisiert werden muss. Sie hätte Karriere machen können, verzichtete aber wegen der Kinder und zugunsten von Harry. Was sie an jenem Abend auf einem Ball ineinander gesehen haben, ist in den kommenden Jahrzehnten nicht immer beiden klar. Inzwischen sind ihre drei Kinder Chris, Karolin und Benni erwachsen. Als Karolin einen queeren Buchladen eröffnet, kommen alle in Berlin zusammen, selbst Chris, der Professor in New York ist und damit das, was Ruth sich immer erträumte. Dort bricht der alte Konflikt endgültig auf.
»Schönwald« ist der mitreißende Roman einer Familie und zweier Generationen, die nie gelernt haben, miteinander zu reden – und die ein großes Geheimnis miteinander verbindet.
»›Schönwald‹ ist ein entlarvender, preisverdächtiger Roman, vielleicht sogar ein Buch des Jahres.« ― WDR 5 „Bücher“
Die Familiengeschichte fand ich wunderschön. Sie betrifft mehrere Generationen und ist aufregend, spannend, aber auch interessant und nachdenklich stimmend. Mir hat gleich das Cover sehr gut gefallen, ...
Die Familiengeschichte fand ich wunderschön. Sie betrifft mehrere Generationen und ist aufregend, spannend, aber auch interessant und nachdenklich stimmend. Mir hat gleich das Cover sehr gut gefallen, ebenso die kurze Inhaltsbeschreibung und auch der Titel. Beim Lesen wurde ich nicht enttäuscht. Die Geschichte hat meine Erwartungen übertroffen. Ich empfehle sie deshalb sehr gerne weiter.
Die Familie kommt zur Eröffnung von Karolins queeren Buchladen zusammen. Die Eröffnung wird durch eine Demonstration von "Instagram-Kids" gestört. Dadurch kommen verdrängte Konflikte ans Licht und die ...
Die Familie kommt zur Eröffnung von Karolins queeren Buchladen zusammen. Die Eröffnung wird durch eine Demonstration von "Instagram-Kids" gestört. Dadurch kommen verdrängte Konflikte ans Licht und die heile Welt zerbricht.
Der Autor geht in diesen Buch der Frage nach, was bedeutet Familie und wie viele Geheimnisse hält sie aus. Der Autor erzählt leicht und trotzdem tiefgründig. Er greift aktuelle Probleme auf, wie die Gleichberechtigung, nimmt aber auch Zeitgeist Phänomene auf die Schippe. Die Geschichte wird nicht linear erzählt. Es gibt viele Rückblicke und die Personen, aus deren Sicht geschrieben wird, wechseln auch ständig ohne dass explizit darauf hingewiesen wird. Dadurch erfordert das Buch einige Konzentration.
Dem Autor ist es gelungen, eine stimmige Familiengeschichte zu schreiben. Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen. Nur der offene Schluss hat mich etwas gestört. Meiner Meinung nach hätte es noch weitergehen können.
Schönwald ist ein komplexer Familienroman, dessen knappe Zusammenfassung eine Herausforderung für mich geworden wäre. Deshalb gebe ich hier der Einfachheit halber den Klappentext vollumfänglich wider.
Anders ...
Schönwald ist ein komplexer Familienroman, dessen knappe Zusammenfassung eine Herausforderung für mich geworden wäre. Deshalb gebe ich hier der Einfachheit halber den Klappentext vollumfänglich wider.
Anders als Harry findet Ruth Schönwald nicht, dass jedes Gefühl artikuliert, jedes Problem thematisiert werden muss. Sie hätte Karriere machen können, verzichtete aber wegen der Kinder und zugunsten von Harry. Was sie an jenem Abend auf einem Ball ineinander gesehen haben, ist in den kommenden Jahrzehnten nicht immer beiden klar. Inzwischen sind ihre drei Kinder Chris, Karolin und Benni erwachsen. Als Karolin einen queeren Buchladen eröffnet, kommen alle in Berlin zusammen, selbst Chris, der Professor in New York ist und damit das, was Ruth sich immer erträumte. Dort bricht der alte Konflikt endgültig auf.
Meine persönlichen Leseeindrücke
Eines muss man Philipp Oehmke lassen; er ist ein souveräner und smarter Erzähler, der weiß, wie man Menschen skizziert und sie im Gefüge einer funktionierenden, oder eben nicht funktionierenden Familie einfließen lässt. Er analysiert eine Familie und ihre einzelnen Komponenten glasklar, ohne Empathie, und erstellt die Profile objektiv. Er wechselt geschickt die Perspektiven, um vom vermeintlichen Schönwald-Fluch zu erzählen und greift immer wieder Erzählfäden auf, die er eben noch abgelegt hat. Damit gibt er seinen Figuren, besonders Ruth und ihrem ältesten Sohn Christopher, große Plastizität und charakterliche Profile.
Christopher Schönwald ist für mich die faszinierendste Figur in diesem groß aufgezogenen Familien- und Gesellschaftsroman. Der große Bruder, der immer zur Stelle ist für seine Geschwister und der sich selber in eine Situation gebracht hat, aus der er schwer herausfindet.
Eine weitere Persönlichkeit, die omnipräsent im Roman ist, ist Ruth. Selbst eine grandiose Germanistin, blieb ihr die Verwirklichung ihrer großen akademischen Karriere verwehrt. Schlussendlich musste auch sie sich der gesellschaftlichen Erwartung fügen und ihre Rolle als Ehefrau und Mutter ausüben. Ein Schritt, den sie nach dem Motto ihres Vaters „Never complain, never explain“ der Familie mit Depression quittierte und ihr ein Dogma den Verdrängen aufzwängte.
Leider wird die ganz große Frage, für was schlussendlich die Geschwister Christopher, Karolin und Benni Schönwald geschichtlich geradestehen müssten, nicht geklärt. Schade, denn das hätte mich schon interessiert.
Der Leser sollte sich besonders bei den Abschnitten, die von Chris handeln, nicht an den Anglizismen stören. Auch die Passagen, die von der aktuellen Social Media Welt und ihrer abstrakten Kommunikationsweise erzählen, sind voll von englischen Begriffen. Mir war das z. T. auch zu viel, weil ich ja Deutsch lesen möchte, aber ich verstehe, dass etwaige Übersetzungen, sofern es sie überhaupt in Deutsch gibt, in diesem Kontext wahrscheinlich nicht so authentisch rübergekommen wären.
Fazit
Schönwald ist ein Familienepos und eine brillante Darstellung der aktuellen Gesellschaft, von Philipp Oehmke souverän und smart zu Papier gebracht. Die markanten Charakterisierungen der einzelnen Protagonisten in einem familiären Kontext, eine vermeintliche Nazivergangenheit des Großvaters, die sich in der Gegenwart wiederfindet und das von der Mutter aufgezwängt Familienkonzept des Verdrängens und Nichtaussprechens, gibt ein wenig schmeichelhaftes Bild der narzisstischen Jetzt-Zeit.
Karolin, Mittvierzigerin, eröffnet, zusammen mit ihrer Freundin, in Berlin einen Buchladen mit queerer Literatur. Grund genug, alle Familienmitglieder zu diesem Ereignis zusammenzuführen. Sogar ...
Karolin, Mittvierzigerin, eröffnet, zusammen mit ihrer Freundin, in Berlin einen Buchladen mit queerer Literatur. Grund genug, alle Familienmitglieder zu diesem Ereignis zusammenzuführen. Sogar Bruder Chris reist aus Amerika an. Doch am Eröffnungstag verüben Aktivisten eine Farbbeutelattacke auf das Geschäft. Während der Laden geschlossen bleibt, melden sich die Dämonen bei der Familie Schönwald. Nicht nur, dass der Laden mit dem Erbe des Großvaters mit angeblicher Nazivergangenheit finanziert wurde. Auch die anderen Familienmitglieder, die Eltern Ruth und Harry, die Kinder Chris, Karolin und Benni lecken ihre Wunden. Ruth plant noch ein zweites Familientreffen. Doch in den Köpfen und Gemütern herrscht Chaos und die Familie treibt auf die Katastrophe zu.
Autor Oehmke zieht uns förmlich hinein in die Geheimnisse und das Doppelleben der einzelnen Charaktere der Familie Schönwald, außergewöhnliche Charaktere. Er offenbart uns die Pfründe der amerikanischen und deutschen Gesellschaft. Mit einem unterschwelligen Humor macht er uns zu Mitwissern ungeheurer Familiengeheimnisse.
Der Schreibstil des Autoren gefällt mir sehr gut, flüssig, spannend und anspruchsvoll. Die Charaktere beschreibt er klar und authentisch. Das schlichte Cover passt gut zu dem Roman.
Eine deutsche Familie ...
Der Schreibstil des Autoren gefällt mir sehr gut, flüssig, spannend und anspruchsvoll. Die Charaktere beschreibt er klar und authentisch. Das schlichte Cover passt gut zu dem Roman.
Eine deutsche Familie – viele dunkle Geheimnisse, Halbwahrheiten und ungelöste Probleme. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Perspektive der jeweiligen Personen erzählt. Harry Schönwald (Staatsanwalt in Pension), seine Frau Ruth (hat auf ihre Literatur-Karriere verzichtet), die Kinder Chris (Literaturprofessor in New York), Karolin und Benni.
Als Karolin einen queeren Buchladen in Berlin eröffnet, kommt die ganze Familie Schönwald zusammen. Der Buchladen wird von Internetbloggern mit Farbbeuteln beworfen. Sie behaupten, der Laden sei mit Nazi-Geld des Großvaters finanziert.
Nun beginnen die verdrängten Konflikte der Familie aufzubrechen. Kommunikation wurde in der Familie nie gepflegt. Einige verschwiegene Geschichten und Heimlichkeiten kommen langsam ans Licht.
Die Geschichte hat mich in den Bann gezogen. Welche Konflikte und Geheimnisse der Familie Schönwald konnte man in diesem großartigen kritischen Gesellschaftsroman erfahren.