Packender Kriminalroman
Vorab möchte ich eine Warnung aussprechen: „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ kommen Kinder zu schaden, was teilweise auch detailliert beschrieben wird. Wer damit Probleme hat, sollte vorab die Leseprobe ...
Vorab möchte ich eine Warnung aussprechen: „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ kommen Kinder zu schaden, was teilweise auch detailliert beschrieben wird. Wer damit Probleme hat, sollte vorab die Leseprobe austesten.
Der Einstieg packt mich sofort. Die Beschreibung der aktuellen Handlung ist plastisch. Ich kann alles genau vor mir sehen. Die Szenerie wirkt mitten aus dem Leben genommen und auch die Emotionen der Figur berühren mich. Ich folge gebannt, was passiert und mag den Aufbau des Buches sehr.
Mit jedem Kapitel wird der Ort, an dem die kommende Handlung spielt, angegeben, sowie ein Zitat eines der Hauptermittelnden. Jenes Zitat passt immer hervorragend zum jeweiligen Kapitel, wiederholt sich im Text jedoch nicht. Das ist angenehm. Gleichzeitig weiß ich auch, welchem Ermittler ich bei dessen Arbeit über die Schulter schauen darf.
Zu Beginn werden vom Autorenduo mehrere Personen erklärend eingeführt, sodass ich sie alle zügig zuordnen kann. Das ist besonders bei den Nebenfiguren hilfreich, da sie zwar in Schlüsselmomenten wichtig, aber sonst nicht oft wahrnehmbar sind. Hauptsächlich dreht sich die Geschichte „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ um zwei Fälle, die auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeit haben. Die Herangehensweise an beide Verbrechen ist unterschiedlich, was der Tatsache geschuldet ist, dass der eine Fall zu einer Serie gehört und der Zweite ein Familienverbrechen ist.
Die zwei Erzählfäden machen „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ spannend und abwechslungsreich.
Die Fallanalytikerin Sophie Kaiser ist für mich keine reine Sympathieträgerin. Ich brauche sehr, sehr lange, um mit ihr warm zu werden. Es hilft leider nur mäßig, dass das Autorenduo sich bemüht, mir ihr Verhalten näher zu bringen.
Sophie Kaiser wirkt durch ihr Asperger-Syndrom unnahbar, distanziert und damit in manchen Situationen unglaublich kalt. Dennoch ist es spannend zu erleben, wie sie die Welt wahrnimmt und auch, wie sie versucht, die Gefühle ihres Gegenübers zu deuten und damit umzugehen.
Näher komme ich ihr tatsächlich erst, nachdem Leonard Michels sie kennenlernt. Durch sein Verhalten Sophie gegenüber begreife ich erst so richtig, dass es auch Sophie nicht immer leicht hat, sich verstanden zu fühlen.
Leonard Michels ist Kommissar bei der Mordkommission und mir von Beginn an sympathisch. Ich mag seine offene und ungezwungen Art. Tatsächlich finde ich seinen Fall am interessantesten. Spannend ist hier, wie er arbeitet.
Ein bisschen kämpfe ich mit der Länge der Kapitel. Für mein Leseempfinden sind sie oftmals zu lang, obwohl der Schreibstil wirklich durchgängig flüssig und mitreißend ist. Das Autorenduo versteht es gekonnt, die Szenen bildlich zum Leben zu erwecken und ein realistisches sowie verständliches Bild einer guten Ermittlungsarbeit zu zeichnen. Manchmal mogeln sich kleinere Wiederholungen in kürzester Zeit in die Geschichte, die mich aber nicht groß stören und mich eher zum Schmunzeln bringen.
An sich ist der Kriminalroman gut umgesetzt. Die Zusammenhänge erahne ich früh, auch auf das Motiv der schrecklichen Morde des zweiten Falles, den Leonard Michels bearbeitet, komme ich rasch. Da ist es keine große Überraschung mehr bei der Auflösung. Ich mag die Umsetzung dennoch, denn sie verknüpft alle Ereignisse im Vorfeld sauber miteinander und ermöglicht dadurch auch, dass ich meinen Blick auf das Verbrechen ändere. Hier ist Gut und Böse nicht schwarz-weiß gezeichnet, sondern erst durch die Zusammenhänge wird das ganze Ausmaß dieser Tragödie klar.
Im Übrigen finde ich es sehr interessant, wie das Autorenduo einen realen Fall mit diesem Krimi verknüpft hat. Ja, „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ ist an sich fiktiv, aber das Vorgehen der Ermittelnden, aber auch die Motivation der Täter erschreckend real. Am Ende klärt das Autorenduo auch über Wahrheit und Fiktion auf, was ich unglaublich gelungen finde.
Das Finale von „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ mag ich. Es ist kein Happy End im eigentlichen Sinn, hier ist viel Wert auf Authentizität gelegt worden.
Fazit:
„Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ ist ein packender Kriminalroman, der authentische Züge trägt und vermittelt wie polizeiliche Ermittlungen funktionieren. Zwar ist nicht alles überraschend und manches kann sich der aufmerksame Lesende selber erschließen, aber unterhaltungstechnisch ist der Krimi empfehlenswert.