1933 Österreichs Weg in die Dunkelheit
Obwohl Oberinspector Nechyba in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt, ist es kein Krimi. Dennoch halten mich die realen Ereignisse in Atem. Nechyba ist der aufmerksame Zeitungsleser und Beobachter der ...
Obwohl Oberinspector Nechyba in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt, ist es kein Krimi. Dennoch halten mich die realen Ereignisse in Atem. Nechyba ist der aufmerksame Zeitungsleser und Beobachter der Veränderungen in seinem privaten Umfeld. Und ich als Leser erlebe den rasanten Umbau Österreichs in eine Kopie Nazideutschland durch ihn hautnah mit.
Zudem schildert der Autor das Schicksal einzelner Personen aus Nechybas Bekanntenkreis exemplarisch und füllt die politischen Tatsachen und sozialen Verhältnisse mit Leben. Besonders berührt haben mich der kleine Erich und der Oberkellner aus dem Cafe Jellinek. Erich ist der kleine Sohn des Hausmeisters, der unter den unvorhersehbaren Wutausbrüchen des Vaters leidet. Der Oberkellner Nowak hat mit der Jüdin Dorli seinen sicheren Hafen gefunden und sieht nun seine Liebe bedroht.
Was den Roman für mich besonders lesenswert macht, sind die authentischen wiedergegebenen Zeitungsartikel. Nechyba ist ein begeisterter Zeitungsleser und so über die aktuellen Entwicklungen gut informiert und somit auch ich. Erschreckend fand ich, dass man durch diese Berichte wissen konnte, was Faschismus bedeutet : Bücherverbrennungen, Zensur, Versammlungsverbote, politische Attentate, Todesstrafe .
Gebrochen und desillusioniert durch die politischen Entwicklungen stirbt Nechyba im Sommer 34. Gut, dass er die weiteren Entwicklungen nicht mehr erleben musste.
Für mich ist der Roman ein bewegendes und lebendiges Zeitdokument. Niemand soll sagen, er habe nichts gewusst.
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