Cover-Bild Der Vorweiner
(18)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Claassen
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 31.08.2023
  • ISBN: 9783546100380
Bov Bjerg

Der Vorweiner

Roman | Nach der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2020: Der neue Bov Bjerg!

Der neue große Roman des Bestsellerautors von „Auerhaus“ und „Serpentinen“  

Resteuropa, Ende des Jahrhunderts. Bürgerkriege und Naturkatastrophen haben die Welt verwüstet. Eine dicke Schicht Beton hebt den Rumpfkontinent über den steigenden Meeresspiegel. In den Auffanglagern Neuschwanstein und Neulübeck versammeln sich dänische, ghanaische oder niederländische Geflüchtete. Einer von ihnen ist Jan.  

Mit nichts am Leib tritt er in die Dienste von A. wie Anna. Für sie war es höchste Zeit, sich einen Trauergastarbeiter zuzulegen.  

Tränen bringen Prestige, und nur wer über einen fähigen Vorweiner verfügt, um den wird am Ende überzeugend geweint. Zu echter Trauer ist ohnehin niemand mehr in der Lage. Auch nicht B. wie Berta, Annas Tochter. Berta ist die Erzählerin und das lidlose Auge unserer Geschichte. Und wie sie erzählt: furios, komisch und ohne Mitleid.  

Bov Bjergs neuer Roman ist ein kühner Wurf: barock wie ein Menuett, gegenwärtig wie ein Liveticker, fernsichtig wie eine Vorhersage. Und mit absolutem Gehör für Sprache und ihre Möglichkeiten komponiert. Der Vorweiner ist ein preiswürdiges Erzählkunstwerk über eine Welt, die in Staunen versetzt.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2023

Weinen um die Zukunft

0

Bov Bjerg lässt seinen Roman in einem „Resteuropa" spielen, das aus diversen Rettungsversuchen vor den Folgen des Klimawandels entstanden ist - einem beklagenswerten, öden Ort. Hier kauft sich A. wie ...

Bov Bjerg lässt seinen Roman in einem „Resteuropa" spielen, das aus diversen Rettungsversuchen vor den Folgen des Klimawandels entstanden ist - einem beklagenswerten, öden Ort. Hier kauft sich A. wie Anna einen jungen Flüchtling, der bei ihr leben und sie nach ihrem Tod öffentlich betrauern soll. Trauer wird (wie auch andere Arbeit) von der Oberschicht "Dienstleistern“ übertragen; denn Emotionen und Empathie gelten hier als nicht standesgemäß; doch ganz ohne Tränen soll eine Trauerfeier auch nicht verlaufen. Während sich Anna und ihr Vorweiner besser kennenlernen, passiert allerdings etwas Unvorhergesehenes, und Annas Zerstreuungsfeier verläuft anders als geplant...
Vordergründig erzählt Bjerg Annas Geschichte, wechselweise aus der Sicht Annas und der ihrer Tochter Berta. Dahinter aber stecken zahlreiche grimmige, überspitzte Anspielungen auf (auch aktuelle) Gesellschaft und Politik, etwa wenn von der "endgültigen Rettung Resteuropas“ die Rede ist oder vom Umgang mit (Klima-)Flüchtlingen.
Gefühle spielen keine Rolle; das Verhältnis zwischen Berta und ihrer Mutter oder auch ihrem Partner Pete erscheint eher zufällig und unbedeutend. Und ebenso findet der Leser kaum Zugang zu den Protagonisten oder soll ihn nicht finden.
Der Roman ist in gut verständlichem Stil geschrieben, in knappen, deutlichen Sätzen und kurzen Kapiteln. Seine Form allerdings verlangt dem Leser mehr ab. Abgesehen von der wechselnden Erzählperspektive zwischen Anna und ihrer Tochter finden sich kursiv gedruckte kurze Szenen von Anna im Krankenhaus eingestreut. Wir erleben „schreiende" Nachrichten, verfasst von Berta, und erhalten immer wieder einmal einen Blick durch das allsehende, filmische „Gottesauge“.
Neben spielerischem Umgang mit einzelnen Wörtern, die manchmal humorvoll sind, manchmal bösartig, blitzt auch immer wieder viel Sarkasmus auf.
Eine Gesellschaft ohne Empathie, in der es keine emotionalen Bindungen und Beziehungen mehr gibt; eine Rest-Erde nach Klimakatastrophen - ein solches Leben ist zu beweinen!



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2023

Sprachgewaltige und ungewöhnliche Dystopie

0

Die Handlung von Bov Bergs neuestem Werk spielt in "Resteuropa" Ende unseres Jahrhunderts. Der steigende Meeresspiegel hat dazu geführt, dass der verbliebene Teil des Kontinents mit einer Schicht Beton ...

Die Handlung von Bov Bergs neuestem Werk spielt in "Resteuropa" Ende unseres Jahrhunderts. Der steigende Meeresspiegel hat dazu geführt, dass der verbliebene Teil des Kontinents mit einer Schicht Beton angehoben wurde, viele Menschen, egal ob aus Afrika oder aus Holland oder Dänemark mussten in Auffanglager flüchten. Sie arbeiten nun als "Vorweiner" für die reiche Oberschicht, damit an deren Ende wer überzeugend um sie trauert.

Auch "A. wie Anna" holt sich einen solchen Vorweiner, Jan aus Holland. "B. wie Berta" ist ihre Tochter, sie ist die Erzählerin der Geschichte. Die Erzählung legt es aber (bewusst) nicht darauf an, dass man als Leser eine Bindung zu den beiden aufbaut und sich in sie hineinversetzen kann. Alles wird sehr distanziert und in einem neutralen Stil erzählt. Nach Vorbild Brechts wird zu Beginn der Kapitel in den Überschriften vorweggenommen, was passieren wird und es gibt, nicht ganz ernst gemeinte "Triggerwarnungen". Auch gibt es immer wieder so etwas wie Regieanweisungen für einen Film oder ein Theaterstück, die sehr genau veranschaulichen, wie man sich alles vorzustellen hat. Der Schreibstil ist also, genau wie die Wortwahl mit vielen Anspielungen und sprachlichen Bildern, sehr kreativ. Gut gefallen hat mir auch, wie die Thematiken Klimawandel, Flucht und das (ignorante) Verhalten der Oberschicht überspitzt dargestellt wurden. Allerdings erschloss sich mir der genaue Sinn einzelner Szenen für den Gesamtzusammenhang nicht ganz und diese erschienen mir so dann ziemlich abstrus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.08.2023

Resteuropa

0

In einer nahen Zukunft ist von der Welt nicht mehr viel übrig. Resteuropa, Restrussland, Restchina werden die Länder genannt, die sich innerhalb der Grenzen befinden, die noch nicht vom Wasser überspült ...

In einer nahen Zukunft ist von der Welt nicht mehr viel übrig. Resteuropa, Restrussland, Restchina werden die Länder genannt, die sich innerhalb der Grenzen befinden, die noch nicht vom Wasser überspült worden sind. Man existiert nur noch so lange, wie es Daten über jemanden gibt. Stirbt jemand, wird seine Asche zerstreut und die gesamte Existenz aufgelöst. Die Oberschicht bezahlt die Niederschicht, um einfache Arbeiten ausführen zu dürfen. Gefühle sind beinahe nonexistent. Deshalb halten sich viele aus der Oberschicht sogenannte Vorweiner - Migranten, die beim Tod des Arbeitgebers bei dessen Beerdigung (Zerstreuung) weinen und die emotionale Trauer übernehmen. Die Oberschicht lässt sich operieren und operieren, die Niederschicht träumt vom Vorweinen. Und A wie Anna? Träumt von Blut wie B wie Bertha, ihre Tochter, davon, Zeit totzuschlagen.

Auch einen Tag nach Beendigung des Buches weiß ich noch nicht genau, was ich davon halten soll. Einerseits ist es einfach zu verstehen. Der Autor hält uns einen Spiegel vor, angeblich von einer nahen Zukunft, aber was hier passiert, sind schon schmerzhaft nahe Einschläge am gelebten Jetzt. Es ist absurd und skurril - kein Wunder, wir leben in einer absurden und skurrilen Zeit und die Wahrscheinlichkeit, dass sich das in den nächsten Tagen, Wochen oder Jahren ändert, tendiert gegen Null. Gleichzeitig ist die Geschichte schräg, brutal und manchmal sogar banal. Lakonisch und abgehackt. Sogar eklig. Und erwähnte ich schon überspitzt? Keine Lektüre, die wirklich Spaß gemacht hätte, aber das sollte sie gar nicht. Irgendwo im Klappentext steht preiswürdig - und preiswürdige Bücher sind nicht dafür ausgelegt, von der Masse gemocht zu werden. Ich glaube, ich habe die Intention des Autors verstanden, aber es gibt Dinge innerhalb der Geschichte, die ich nicht verstanden habe. Vielleicht muss man das aber auch gar nicht. So oder so: ein unbequemes Buch, eines, das zu nahe dran ist, um es genießen zu können.

Veröffentlicht am 31.07.2023

Absurde Dystopie

0

Der Vorweiner ist eine Dystopie, welche Resteuropa beschreibt, welches übrig blieb, nach dem der Rest Europas durch die Klimakrise quasi unbewohnbar geworden ist.
Es ist sehr überspitzt dargestellt, ...

Der Vorweiner ist eine Dystopie, welche Resteuropa beschreibt, welches übrig blieb, nach dem der Rest Europas durch die Klimakrise quasi unbewohnbar geworden ist.
Es ist sehr überspitzt dargestellt, die Reichen bezahlen für die Ausübung sinnvoller Arbeit, die Niederschicht ist großflächig vertreten und hält die Gesellschaft am Laufen, noch unter dieser Rangieren die Flüchtlinge, welche von der Niederschicht rassistisch angegangen werden.
Alles wird outgesourced, Emotionen sind nicht erwünscht, dafür gibt es die Vorweiner.

Ein Menschenleben zählt nicht viel, die Verlängerung der Jugend jedoch alles. Für den, der es sich leisten kann.

Ich fand diese stilistisch interessante Dystopie durchaus lesenswert, sie hatte etwas drehbuchartiges, mit verschiedenen Zeitsprüngen und Perspektiven. Das Buch regt sehr zum Nachdenken an und lässt sich wunderbar interpretieren, ist aber auch ohne jegliche Interpretation fesselnd, da es schön ist, wenn sich die anfängliche Verwirrung legt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2023

Dystopie in Tränen

0

"Der Vorweiner" von Bov Bjerg ist ein dystopischer Roman, der sich nicht so einfach weglesen lässt. Trotz der Kürze braucht es über einige Längen schon etwas Durchhaltevermögen.
Wir bleiben hier in Europa, ...

"Der Vorweiner" von Bov Bjerg ist ein dystopischer Roman, der sich nicht so einfach weglesen lässt. Trotz der Kürze braucht es über einige Längen schon etwas Durchhaltevermögen.
Wir bleiben hier in Europa, ein Europa, das fremd wirkt, leider aber in einige Aspekten allzu vertraut. Die Idee hier ist überspitzt vertraut, die Menschen haben soviel erlebt, sie sind gefühllos geworden und können nicht mehr weinen.
Also werden andere Menschen engagiert, so wie Hilfsarbeiter, Menschen zweiter Klasse, die das mit dem weinen und trauern übernehmen.
Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, aber es gibt viele Parallelen zu unserer Zeit, der Gesellschaft und Politik. Hier wird auf ganz harte Weise der Spiegel vorgehalten.
Erzählt wird viel aus der Sicht von A wie Anna, ihrem Vorweiner und der Tochter B wie Berta.
Der Schreibstil ist überspitzt, sarkastisch und treffend. Ich hatte die erste Hälfte mit großem Interesse gelesen, danach wurde es mir teils zu abstrus und auch langatmig. Insgesamt trotz allem eine Erzählung, die einem länger im Gedächtnis bleibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere