Berührender Roman
Nachdem mich der erste Roman von Alena Schröder schlicht umgehauen hat, bin ich mit großen Erwartungen in den zweiten Roman um Familie Borowski gegangen.
Silvia Borowski fährt im Jahr 1989 mit ihrer Babytochter ...
Nachdem mich der erste Roman von Alena Schröder schlicht umgehauen hat, bin ich mit großen Erwartungen in den zweiten Roman um Familie Borowski gegangen.
Silvia Borowski fährt im Jahr 1989 mit ihrer Babytochter Hannah von Berlin zurück in ihre Heimat ins baden-württembergische Ildingen zu ihrer Mutter Evelyn. Evelyn und Silvia haben, seit Silvia nach Berlin gegangen ist, keinen bis maximal sporadischen Kontakt. Trotzdem hat Silvia das Bedürfnis, aus Berlin rauszukommen und zu ihrer Mutter zu fahren. Dies ist die eine Zeitebene, während sich die zweite Ebene mit Silvias Aufwachsen in Ildingen befasst. Sie beginnt noch vor Silvias Geburt mit dem Kennenlernen von Evelyn und ihrem zukünftigen Ehemann Karl und begleitet Silvias Aufwachsen. Auch wird im Laufe des Romans klarer, was zu Silvias überstürzter Flucht nach Berlin im Teenageralter geführt hat.
Auch „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ habe ich sehr gerne gelesen. So umgehauen wie der erste Roman um Familie Borowski hat mich der zweite Teil nicht, das kann aber auch daran liegen, dass ich zu hohe Erwartungen hatte.
Der Schreibstil von Alena Schröder ist leicht und gut zu lesen und ihr gelingt es, die zum Teil beklemmende Atmosphäre im Ort Ildingen und im Haus Borowski über die Jahrzehnte greifbar und vorstellbar zu machen. Auch die immer komplizierte und distanzierte Beziehung zwischen Evelyn und Silvia ist realistisch beschrieben, weder zu dramatisch oder übertrieben ins Gegenteil verkehrt. Nicht nur die Personen Silvia und Evelyn sind mehrdimensional und plastisch beschrieben, auch die anderen Charaktere haben Raum bekommen und wirken authentisch. Dadurch entwickelt sich eine ganz eigene Spannung.
Alles in allem würde ich „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ als ein Plädoyer für Kommunikation und offene Gespräche bezeichnen. Der Roman ist gut geschrieben und schildert die Entwicklung der Beziehung zwischen Mutter und Tochter über mehrere Jahrzehnte anschaulich. Ich kann den Roman weiterempfehlen.