Schuld und Verantwortung
"Nichts war hier mehr wie früher, alles kaputt und ein Sack voller Schuld auf jedem Buckel."
April 1948 in Essen Rüttenscheid: Nachkriegsdeutschland liegt auch drei Jahre nach Kriegsende noch immer in ...
"Nichts war hier mehr wie früher, alles kaputt und ein Sack voller Schuld auf jedem Buckel."
April 1948 in Essen Rüttenscheid: Nachkriegsdeutschland liegt auch drei Jahre nach Kriegsende noch immer in Trümmern, überall beherrscht Armut, Hunger und Wohnungsknappheit den existenziellen Kampf ums nackte Überleben. Die Währungsreform macht erste zarte Hoffnung auf eine bessere Zeit, die Menschen versuchen ihr Leben wieder möglichst selbstbestimmt in den Griff zu bekommen. Sie sind auf Suche nach alltäglicher Routine und Stabilität, familiärer Geborgenheit und ein wenig persönlichem Glück.
Drei Morde, zuerst der an der Mutter des Nazi-Verbrechers und Massen-mörders Arnold Hoffmann, dann der an einem Essener Polizisten und letztlich der Mord am scheinbar gewissenlosen Arzt Dr. Lohfeld, halten Polizeiinspektor Carl Bruns mächtig auf Trab. Gleichzeitig kommt er aber auch seiner alten, großen Liebe Anna immer näher.
Doch irgendwie scheint plötzlich alles mit allem zusammenzuhängen.
Eine große Geschichte um Opfer und Täter, um Schuld und Verdrängen, Zerstörung und Leid, sowie um Moral und Menschlichkeit. Eine ungemein schwere aber gleichzeitig auch sehr prägende Zeit der jüngeren deutschen Vergangenheit wird hier bildhaft und in einer immer lebendigen Sprache geschildert. Die Charaktere erscheinen durchweg glaubwürdig und wirken authentisch. Die Kriminalgeschichte an sich hat einen angenehm hohen und durchgängigen Spannungsbogen.
Die Auflösung kann schließlich mit einigen für mich durchaus unerwarteten und überraschenden Wendungen überzeugen.
Eva Völler ist es gelungen mit "Helle Tage, dunkle Schuld" einen wichtigen Roman zu einem sehr ernsten Thema einfühlsam zu schreiben.
Lesempfehlung für alle, die sich darauf einlassen können, eine hoch emotionale Reise in das entbehrungsreiche Leben der Nachkriegsjahre anzutreten.