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Die Kurzgeschichte „Uns geht`s allen total gut“ gefiel mir so gut, das auch dieses Werk des Autors bei mir einziehen musste! Der Klappentext verspricht wundervoll kurioses Lesen. „Ein irrer psychedelischer Trip“ (Paolo Bacigalupi, Autor) soll diese Geschichte sein, doch so ganz konnte diese Erwartung nicht erfüllt werden.
Lyda Rose ist Neurochemikerin und seit diesem einen verhängnisvollen Abend mit Gott verbunden. Dieser erscheint ihr als Engel – Dr. Gloria – sie gewann Erleuchtung und verlor so viel mehr. Lyda ist in ihrem Beruf nicht mehr tätig, springt von Droge zu Droge und von Drink zu drink. Ihre Odyssee endet in einer psychiatrischen Klinik, dort wo ihr Trip enden sollte, beginnt die Geschichte, mit dem Selbstmord eines jungen Mädchens. Doch der Grund für den Selbstmord kann unmöglich sein. Numen – die Gottesdroge. Lyda war Teil eines Teams welches ‚Numen‘ entwickelte und dafür sorgte das diese Droge niemals auf den Markt erscheinen sollte. Doch nun ist es der Entzug von ‚Numen‘, welches das Mädchen nicht verkraftete.
Drogen welche sich auf Papier drucken lassen. Götter in verschiedenen Erscheinungsformen, welche einen daraufhin begleiten. Die besten Zutaten also für ein psychedelisches Leseerlebnis, wie der oben zitierte Autor versprach! Aber eben dies kommt für mich innerhalb der Geschichte zu kurz und der Fokus wird zunächst falsch gesetzt.
Lyda wird aus der Psychiatrie entlassen und begibt sich auf die Suche nach dem Verantwortlichen, der ‚Numen‘ für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Gemeinsam mit der ehemaligen Geheimagentin Ollie, selbst auf Entzug, macht sie sich auf den Weg den Wahnsinn zu stoppen. Die Reise ist geprägt von Hindernissen, die Verfolgungsjagd nimmt einen großen Teil des Buches ein und soll „Schnell wie ein Thriller„ (Cory Doctorow, Autor) sein, das ist jedoch vom Genre sowie seiner Schnelligkeit weit entfernt. Kleine Actionszenen begegneten mir beim Lesen, eine Verfolgungsjagd mit kuriosen Protagonisten. Unterhaltsam ist es definitiv, aber für mich etwas zu langatmig. Eine ganz andere Thematik war viel interessanter, wurde aber für mich nicht weitreichend genug ausgearbeitet.
Eine Droge deren Nebenwirkung eine Gotteserscheinung ist. Die begleitende Frage im Buch behandelt die Konfrontation von Glauben und Wissenschaft. Handelt es sich um einen Drogentrip oder öffnet sich für den Konsumenten eine Tür, lässt Grenzen verschwimmen? Mit diesen Gedanken spielt der Autor Daryl Gregory. Er skizziert Protagonisten mit verschiedenen Ansichten, lässt sie in Gesprächen diskutieren und die aufkommenden Fragen unbeantwortet. Ergänzt wird die Geschichte durch Rückblicke, und auch dies hat mir sehr gut gefallen. Gegenwärtig fließen verschiedene Bemerkungen ein, welche erst durch die rückblickenden Erzählungen ein Gesamtbild der damaligen Geschehnisse entstehen lassen. Von der Entwicklung ‚Numen‘ bis hin zu dem verhängnisvollen Abend und seinen bitteren Konsequenzen.
Besonders die Kapitel um Sasha und ihren Karten gefielen mir gut. Ein Mädchen dessen Spielkarten sie beschützen, ein Haus welches non-verbal auf sie reagiert und eine berührende Geschichte. Ich wäre gerne länger in ihrer Welt geblieben. Dies kommt sehr Richtung Ende des Buches und von daher werde ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen.
Wie bereits erwähnt, wird sich im Mittelteil jedoch zu sehr auf die Verfolgungsjagd konzentriert. Lyda glaubt zu wissen wer ‚Numen‘ auf den Markt gebracht hat und will ihn zur Rede stellen, somit geht die eigentliche Thematik leider unter – Gibt es Gott wirklich oder ist es durch ‚Numen‘ ein endloser Trip? Und gibt es wenn dann nur einen wahren Gott?
Es ist die Art wie der Autor sich damit auseinandersetzte, welche mich faszinierte und ich hätte mir bezüglich dessen eine intensivere Auseinandersetzung gewünscht.
"Wenn ich irgendwas gelernt habe, dann, was für ein verlogenes Miststück das Gehirn ist." -- (S. 238)
Neben Gott ist auch die Wissenschaft ein Thema, nicht nur im Kontrast zur Religion. Es geht um die Entwicklung von ‚Numen‘, die Gehirnfunktionen und den Einfluss der Droge darauf. Dies jedoch auf eine leicht verständliche Art und Weise, sodass keine Kenntnisse über Synapsen-Funktion oder ähnlichem vorausgehen müssten.
Eine interessante Grundidee, welche sich mehr Tiefgang hätte zutrauen und psychedelischer sein dürfen. Dennoch ein wirklich gut zu lesendes Buch, bei dem ich eine Verfilmung sehr reizvoll finden würde. Drogen, Gott und die Wissenschaft mit einer guten Portion Humor!