Ein wenig Fantasy, ein bisschen Mafia-Feeling und ein Hauch spice. Was will man mehr?
Bei "Happy Meat - Der Geschmack der Liebe" handelt es sich um den 3. Band der "Food Universe"-Reihe der deutschen Autorin Marie Graßhoff.
Bisher sind 3 Bände erschienen (Band 1: Hard Liquor - Der Geschmack ...
Bei "Happy Meat - Der Geschmack der Liebe" handelt es sich um den 3. Band der "Food Universe"-Reihe der deutschen Autorin Marie Graßhoff.
Bisher sind 3 Bände erschienen (Band 1: Hard Liquor - Der Geschmack der Nacht; Band 2: Spicy Noodles - Der Geschmack des Feuers). Ein vierter Band wurde bereits - für voraussichtlich 2024 - angekündigt ("Magical Fries - Der Geschmack des Lebens").
Alle Bücher sind unabhängig voneinander lesbar, wobei verschiedene Charaktere auch in jeweils anderen Bänden auftreten können. Die Geschichten der jeweiligen Protagonisten sind jedoch in sich abgeschlossen.
Ich habe zunächst nur den 3.Band gelesen und kannte die vorherigen Bücher nicht, aber das war auch kein Problem. Alle relevanten Informationen wurden gut eingestreut, sodass man nicht das Gefühl hatte komplett verloren zu sein.
Natürlich empfiehlt es sich dennoch, Band 1 und 2 gelesen zu haben um auch Cameo-Auftritte zu verstehen oder andere Details zu bemerken.
Die "Food-Universe"-Bücher lassen sich dem Genre Urban-Fantasy/ New-Adult zuordnen.
Grundsätzlich geht es im "Food Universe" um Götternachfahren und wie sie mit ihren vererbten Fähigkeiten, die meist durch bestimmtes Essen/Trinken getriggert/aktiviert werden, umgehen oder welche Probleme sie sonst deswegen haben.
Aufgrund dieser Lebensmittel-Affinität haben sich einige dieser Nachfahren auf diese Essenschiene spezialisiert und Lebensmittelunternehmen o.ä. wurden gegründet.
Der/Die Erstgeborene einer jeden Familie erhält die besondere Fähigkeit des jeweiligen Gottes.
Einige dieser Familien kennen sich untereinander und versuchen mittels Kooperationen ihre Macht (& Fähigkeiten) zu vergrößern, andere machen ein Geheimnis um die vererbte Fähigkeit und halten sich bedeckt. Kaum einer weiß also, wer welche Fähigkeit(en) besitzt/von welchem Gott man abstammt. Und die Normalsterblichen sind sowieso unwissend.
In "Happy Meat" geht es um Cava Hayes, eine 21-jährige Frau, die die Erbin des Familienunternehmenes "Very Happy Meat" und die Nachfahrin der Liebesgöttin Aphrodite ist.
Oberflächlich betrachtet besteht "Very Happy Meat" aus einem großen Familien-Metzgereiunternehmen mit diversen weiteren Zweigen wie in der Gewürz-/Saucenherstellung oder im Immobilienbereich, aber im Hintergrund arbeitet die gesamte Familie - inklusive Cava - als Auftragskiller und Organhändler.
Als Cava herausfindet, dass einer ihrer Brüder Informationen an eine Abteilung des FBI ("D.I.E.T.") weitergegeben haben soll, will sie natürlich die Familie und das Unternehmen schützen. Da sie eine Verschwörung vermutet, ermittelt Cava auf eigene Faust und lernt hierbei den Studenten Colt kennen, welchen sie als Sündenbock auserkoren hat, um ihre Vermutung der Verschwörung zu bekräftigen.
Bei ihren Ermittlungen jedoch erfährt Cava mehr über ihre Familie und einem Geheimnis als ihr lieb ist....
Cover-/Buchgestaltung:
Grundsätzlich fällt sofort auf, dass viel Liebe in die Gestaltung des Buches gesteckt wurde: Eine Darstellung des Familienstammbaums sowie Illustrationen einiger Familienmitglieder zu Beginn des Buches haben mir sehr gefallen. Es bietet eine super Übersicht und man findet sich als Leser schnell im Familienbusiness zurecht.
Auch die Kapitelüberschriften bzw. der Smiley, der sich auch auf dem Cover und in der im Buch angesprochenen Lieferapp finden lässt, gefallen mir sehr und zeigen die Liebe zum Detail / eine Brücke vom Cover zum Inhalt.
Die Triggerwarnung zu Beginn ist nicht umsonst, man sollte sie ernst nehmen. Wer Darstellungen von physischer & psychischer Gewalt, häuslicher Gewalt, Gewalt/Mord gegen/an Kindern oder emotionaler Vernachlässigung nicht gut verkraften kann, dem empfehle ich das Buch nicht.
Allgemeines Setting und Schreibstil:
Über die Handlung möchte ich wenig schreiben, da man sonst schnell spoilern könnte. Grundsätzlich (& so beschreibt es Marie Graßhoff selber in der Danksagung) handelt es sich bei diesem Band eher weniger um eine Urban-Fantasy-Geschichte sondern mehr um ein "softes Dark-Romance Mafiabuch". Natürlich sind die Fantasy-Elemente durch die Fähigkeiten der Götternachfahren vorhanden, stehen aber eher im Hintergrund. Im Vordergrund steht - auch weil dem Leser die Fähigkeit von Cava nicht von Anfang an bekannt ist - eher das dunkle Familiengeschäft als Auftragskiller und die Verschwörung mit D.I.E.T. bzw. Cavas Ermittlungen (wem kann sie vertrauen??).
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, es wurde teils auch mal recht blutig und (wie die Triggerwarnung schon vermittelt hat) gewalttätig und herb im Umgang.
Daneben gab es aber auch sehr rührende Gespräche oder Szenen zwischen verschiedenen Personen und etwas spice gab es auch! Also wer auf einen abwechslungsreichen Mix beim Lesen steht, dem kann ich das Buch empfehlen.
Der Text ist flüssig zu lesen und zu verstehen, sodass man die Kapitel schnell gelesen hat. Die Länge der Kapitel empfand ich als sehr angenehm.
Generell fand ich sowohl die eingebauten Rückblende als auch die Einspieler der Radioshow ein super eingesetztes stilistisches Mittel: So erhielt man als Leser direkt alle wichtigen Infos / Eindrücke. Allgemein empfand ich die Informationen (gerade von vorangegangenen Geschehnissen) sehr gut eingebaut: Es war nicht zu viel auf einmal und es war so platziert, dass es auch für mich als Leserin, die die ersten zwei Bände noch nicht gelesen hatte, schlüssig war. Und ich denke für Leute, die die vorherigen Bände gelesen haben, ist es wohl eine gute Wiederholung der Geschehnisse ohne langweilig zu sein.
Figuren:
Da es Spoilern würde, zu viel zu den Figuren zu sagen, nur so viel:
Cava war mir als Protagonistin sehr sympathisch! Man fühlt wirklich mit ihr mit und man kann sich recht gut in sie hineinversetzen. Cavas Gedanken und Handlungen sind nachvollziebar, nahbar und menschlich. Die teilweise "derbere" Sprache gefällt mir und passt zu dem beschriebenen Familiengeschäft. Cava scheint zwar eine toughe, - und wenn nötig - brutale Frau zu sein, die aber immer noch eine menschlichere/emotionale und verständnisvolle Seite hat. Über das Buch hinweg macht sie eine unglaubliche Charakterentwicklung durch und es hat Spaß gemacht ihr dabei zuzusehen.
Ich hoffe, Cava wird auch in den nachfolgenden Büchern Auftritte haben.
Einige andere Personen hingegen haben bei mir teilweise echt einen Nerv getroffen und ich war in Teilen wirklich sauer / schockiert über die Figuren und deren Verhalten. Ich denke, das zeigt, wie gut Marie Graßhoff es geschafft hat, einen in die Geschichte mit hineinzuziehen, sodass man auch solche Gefühle gegenüber fiktiven Personen entwickeln kann.
Fazit:
Die Götterthematik gepaart mit der (blutigen) Action durch die Themen Auftragskiller / "FBI" / Familienverrat / Ermittlungen sind eine gute und abwechslungsreiche Mischung, die Lust auf mehr macht (und ebenfalls das Thema Essen!?! Wer liest nicht gerne über Essen??). Dazu kommen der allgemein gute und flüssige Schreibstil und die so unterschiedlich unterhaltsamen, sympathischen und polarisierenden Figuren. Ergebnis: Klare Leseempfehlung.