Viele Blickwinkel fließen zusammen
Eine alte Frau, Signe, lebt in einem einsam gelegenen alten Holzhaus an einem norwegischen Fjord. Sie liegt auf der Bank und erinnert sich an ihren geliebten Mann Asle, der vor vielen Jahren losging, um ...
Eine alte Frau, Signe, lebt in einem einsam gelegenen alten Holzhaus an einem norwegischen Fjord. Sie liegt auf der Bank und erinnert sich an ihren geliebten Mann Asle, der vor vielen Jahren losging, um nach seinem Boot zu sehen und dann nie wiederkam. Ihre Trauer, ihre Sehnsucht aber auch eine leise Hoffnung werden deutlich. Sie sinniert, ob er sie verlassen hat oder mit dem Boot verunglückte. Während man dies erfährt wechselt immer wieder die Perspektive: die Frau sieht sich am Fenster stehen und hinausschauen, Feuerholz nachlegen, draußen etc. Dabei ist sie teilweise jünger. Sie sieht Menschen, die vor ihr in dem Haus gelebt haben, die Vorfahren ihres Mannes, die auch Verluste hinnehmen mussten und anders damit umgingen. Während sie dies alles beobachtet, gibt es auch die Stimme ihres Mannes, der teilweise ebenfalls in der Vergangenheit unterwegs ist, sowie die einiger Vorfahren.
Es passiert nicht viel in dieser Geschichte und doch erfährt man Vieles über eine ganze Familienlinie. Alle erlebten drastische Verluste in dieser kargen Gegend und sie gingen unterschiedlich damit um.
An den Erzählstil musste ich mich gewöhnen, konnte mich erst im zweiten Anlauf darauf einlassen. Die monotonen Wiederholungen und abrupten Wechsel hätte mein Deutschlehrer mir angekreidet, sie lesen sich nicht „gefällig“, aber sie wirken sehr intensiv. Das sprachliche Unvermögen der Menschen wird deutlich, das übereinander nachdenken, aber nicht miteinander reden bis es zu spät ist. Durch die vielen Wechsel fließt alles ineinander und spiegelt damit auch die Gegend wieder, in der die Geschichte angesiedelt ist.
Für alle, die exzessive Sprachschleifen aushalten und mit den spröden Emotionen der Figuren umgehen mögen.