"Nur eine Lüge. Zwei Familien, eine tödliche Verbindung “ von Malin Stehn ist das erste Buch der Autorin für mich. Der Klappentext hat mich extrem angesprochen, also konnte es eigentlich nur gut werden.
Wer allerdings auf Tempo oder Action hofft, sollte Abstand nehmen. Denn hier handelt es sich eher um einen tiefgreifenden und sensiblen Roman um Schuld und wie sehr ein Erlebnis dich zerstören und prägen kann.
Der Schreibstil ist sehr fesselnd und einnehmend, die Atmosphäre sehr bedrückend und etwas düster.
Hierbei sind die Charaktere enorm interessant und es gibt einige. Dabei erfährt man unterschiedliche Perspektiven, je nachdem, wer gerade im Zentrum des Geschehens steht.
Mein Fokus lag vor allem auf Erik und seine Sicht der Dinge. Vielleicht weil er mich seelisch auch sehr berührt und einfach mitgenommen hat. Ich mochte seine Art zu denken und zu fühlen unglaublich gern. Man spürt einfach, wie das Ganze ihn verändert und auf eine zerstörerische Art und Weise prägt.
Auch die anderen Charaktere waren nicht schlecht, zumal man nicht einfach so verurteilen kann, wie man es gern möchte.
Denn hier gibt es auch sehr viel Verletzlichkeit.
Annika jedoch hat mich ununterbrochen so wütend gemacht. Sie war sehr Ich-bezogen und lebte in ihrer eigenen Welt. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, worum es ihr eigentlich geht. Um sich selbst oder um ihren Sohn.
Sie hat eine sehr ungesunde, fast manisch-obsessive Ader. Und ja, man kann sie nicht einfach in eine Schublade stecken. Denn sie ist nicht nur eindimensional.
Insgesamt sehr ausdrucksstarke und greifbare Charaktere, deren Handlungen und Gedankengänge man gut nachvollziehen kann.
Ich brauchte etwas um in der Story anzukommen. Vieles war anfangs sehr verwirrend für mich und es dauerte etwas, bis ich klar sehen konnte.
Was auch mit daran liegt, dass zwischen Vergangenheit und Gegenwart gewechselt wird. Wobei für mich die Vergangenheit definitiv um einiges spannender war.
Was man hier erlebt ist sehr heftig und ich habe mich ununterbrochen gefragt, wie man damit leben kann. Aber es geht nicht nur darum.
Es geht vor allem darum, wie übergriffig über dein Leben entschieden wird. Wie wenig an das danach und nur an das eigene Wohl gedacht wird.
Dabei hat mich der Background extrem mitgenommen. Ich habe gefühlt und verstanden, wie sehr man daran zugrunde gehen kann. Wie sehr man dabei zerstört wird. Und das schlimmste daran, niemand sieht es oder nimmt es gar ernst.
Das zu sehen, zu erleben, zu fühlen und dieses ganze Ausmaß zu begreifen ist so niederschmetternd, so erschütternd und schockierend.
Denn hier geht es um Menschen, die ein Bewusstsein haben. Keine Marionetten, keine Puppen, die man steuern kann.
Es sind Menschen, die leben, atmen und fühlen.
Die sensibel, sanft und ja, auch unschuldig sind. Das spricht sie deswegen nicht von allem frei. Denn jeder hat hier mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen.
Und dann wird alles zerstört. Im Bruchteil einer Sekunde. Und es macht dich einfach nur so wütend und hilflos.
Obwohl es um zwei Familien geht, war tatsächlich nur eine in meinem Fokus, in dieser Hinsicht hätte man vielleicht noch ein bissel mehr herausholen können.
Malin Stehn hat sowohl die psychologischen als auch zwischenmenschlichen Aspekte einfach großartig ausgearbeitet und genau so funktioniert dieser Roman auch.
Insgesamt hat er mich unglaublich gut unterhalten und sehr berührt.
Definitiv eine Leseempfehlung.
Fazit:
Malin Stehn hat mit ihrem Werk „Nur eine Lüge. Zwei Familien, eine tödliche Verbindung“ eine sehr tiefgreifenden, psychologisch gut durchdachter Roman zu Papier gebracht ,der mich sehr aufgewühlt und berührt hat.
Bedrückend, ausweglos und tragend.
Die Thematik ist ziemlich heftig, aber in meinen Augen hat sie es sehr gekonnt und auch feinfühlig umgesetzt.
Definitiv eine Leseempfehlung.