Exotisches Abenteuer
19. Jh. China. Seit frühester Kindheit ist Shanghai das Zuhause der jungen Russin Anastasia, ihrem Bruder Aron und ihrer Familie. Die Familie besitzt einen kleinen Laden, indem auch Anastasia mithilft. ...
19. Jh. China. Seit frühester Kindheit ist Shanghai das Zuhause der jungen Russin Anastasia, ihrem Bruder Aron und ihrer Familie. Die Familie besitzt einen kleinen Laden, indem auch Anastasia mithilft. Als der Vater plötzlich stirbt, ist das für die Familie ein Schock. Doch dann erfährt Anastassia von ihrer Mutter auch noch, dass diese nur ihre Stiefmutter ist und sie sich in Zukunft nicht mehr um Ana kümmern will. Anas bekannte Welt bricht zusammen, denn Stiefmutter und Bruder übersiedeln zurück nach Russland und lassen sie allein zurück in Shanghai. Aber Ana sammelt alle ihr verbliebenen Kräfte und findet eine Anstellung beim Händler Felix Hoffmann. Kurz darauf trifft sie auf die Chinesin Clio, die aus einem Bordell geflohen ist und in einer Notlage steckt. Die beiden Frauen tun sich zusammen und begleiten Felix auf eine Reise zur Insel Formosa, wo dieser geschäftlich zu tun hat. Ana gefällt es auf der Insel und findet in der christlichen Missionsstation eine neue Aufgabe als Lehrerin, während Clio auf ihren Verlobten Nobu trifft, der sich inzwischen einer anderen Frau zugewandt hat. Werden die beiden Frauen auf Formosa bleiben, und welche Abenteuer werden sie erleben?
Tereza Vanek hat mit ihrem Buch „Die schöne Insel“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vor exotischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gleichzeitig bildgewaltig. Er lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen, um an Anas Seite eine abenteuerliche Zeit zu erleben. Die Autorin verhilft dem Leser zu einer Reise von China bis hin zur japanisch besetzten Insel Formosa. Die Orts- und Landschaftsbeschreibungen ebenso wie die damaligen Lebensweisen und Traditionen der unterschiedlichsten Kulturen sowie die politischen Verhältnisse werden sehr schön beschrieben. Hier zeigt sich die akribische Recherchearbeit der Autorin, die diese Kenntnisse wunderbar mit ihrer Handlung verwebt hat.
Die Charaktere sind so vielfältig wie individuell angelegt, wobei die Autorin sehr darauf geachtet hat, den unterschiedlichen Kulturen der Protagonisten in ihrem Handeln und ihrer Denkweise gerecht zu werden. Sie wirken alle lebendig und authentisch. Ana ist eine junge Frau, die recht behütet aufgewachsen ist und von einem Moment, völlig auf sich allein gestellt, erwachsen werden muss. Wirkte sie vorher etwas unsicher, so besitzt sie doch die Neugier und den Mut der Jugend, sich ins Leben zu stürzen. Oftmals wirkt sie naiv und viel zu gutgläubig, doch sie streift Niederlagen auch schnell ab wie ein lästiges Insekt und tarnt es mit Gleichgültigkeit. Während des Romans gewinnt Ana immer mehr an Stärke und wird vor den Augen des Lesers erwachsen. Die Chinesin Clio ist aufgrund ihrer Erziehung das Gegenteil von Ana. Sie ist wirkt oft teilnahmslos, gleichgültig und oberflächlich, manchmal könnte man meinen, man habe ein verwöhntes Kind vor sich. Doch Clio hat schon einige Schicksalsschläge hinter sich und ist ein Kind ihrer Kultur, wo Gefühlsregungen einem Gesichtsverlust gleichkamen. Felix Hoffmann ist ein für seine Zeit recht fortschrittlicher Mann, der hilfsbereit, offen und ehrlich seinen Mitmenschen gegenüber tritt. Difang ist ein junger Mann, der keine Berührungsängste kennt. Allerdings ist er auch geheimnisvoll und manche seiner Handlungen sind nur schwer nachzuvollziehen. Auch die übrigen Protagonisten bilden eine schöne Ergänzung und tragen zur spannenden Handlung bei.
„Die schöne Insel“ ist ein farbenfroher und spannender historischer Roman, der Liebe, Verrat, Geheimnisse und verschiedene Kulturen miteinander vereint. Alle, die gern gedanklich in ferne Länder reisen und sich für abenteuerliche Geschichten interessieren, werden hier fündig. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!