Cover-Bild Wovon wir leben
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17,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 20.02.2023
  • ISBN: 9783552073470
Birgit Birnbacher

Wovon wir leben

Roman
Ein literarischer Roman über die brennenden Themen der Gegenwart: Das neue Buch der Bachmannpreisträgerin Birgit Birnbacher

Birgit Birnbacher, der Meisterin der „unpathetischen Empathie“ (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau), gelingt es, die Frage, wie und wovon wir leben wollen, in einer packenden und poetischen Sprache zu stellen.
Ein einziger Fehler katapultiert Julia aus ihrem Job als Krankenschwester zurück in ihr altes Leben im Dorf. Dort scheint alles noch schlimmer: Die Fabrik, in der das halbe Dorf gearbeitet hat, existiert nicht mehr. Der Vater ist in einem bedenklichen Zustand, die Mutter hat ihn und den kranken Bruder nach Jahren des Aufopferns zurückgelassen und einen Neuanfang gewagt. Als Julia Oskar kennenlernt, der sich im Dorf von einem Herzinfarkt erholt, ist sie zunächst neidisch. Oskar hat eine Art Grundeinkommen für ein Jahr gewonnen und schmiedet Pläne. Doch was darf sich Julia für ihre Zukunft denken?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2023

Alles dreht sich im Kreis

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Im salzburgischen Innergebirg aufgewachsen, entscheidet sich Julia für den Beruf einer Krankenschwester, den sie auch mit Sorgfalt ausübt – bis ihr ein fataler Fehler unterläuft und sie alsbald gekündigt ...

Im salzburgischen Innergebirg aufgewachsen, entscheidet sich Julia für den Beruf einer Krankenschwester, den sie auch mit Sorgfalt ausübt – bis ihr ein fataler Fehler unterläuft und sie alsbald gekündigt wird. Es bleibt ihr vorerst nichts anderes übrig, als heimzugehen in ihr altes Heimatdorf, das aber außer einem Greißler und einem Wirtshaus nichts mehr zu bieten hat, denn die Fabrik gibt es nicht mehr, der Vater ist pensioniert worden, der Bruder schon lange in einer Pflegeanstalt und die Mutter nach Sizilien verschwunden. Welche Zukunft hat die 37jährige in dieser tristen Lage?

Schnörkellos und klar erzählt Birgit Birnbacher einen Ausschnitt aus Julias Leben. Erst dem Schatten der Trostlosigkeit entkommen, kehrt sie nun hierher zurück. Die Finsternis neben dem Berghang spiegelt die Finsternis in den Seelen der Menschen wider, es gibt keinen Einsatz mehr fürs Kartenspiel beim Wirten, die letzte Ziege ist verloren, es gibt kein Licht, es gibt nur Krankheit. Ein Strahl am Horizont für Julia ist lediglich Oskar, meist nur „der Städter“ genannt, der sich durch einen Kuraufenthalt ins Land verirrt hat. Ob er die Sonne ins Tal bringen kann oder ob die Dunkelheit siegt?
Der Sinn des Lebens, der Sinn der Arbeit, Aufopferung oder Egoismus, Beziehungen zwischen Menschen, Familie, Nachbarn, Kapitulation oder Vorwärtsstreben – was ist richtig, was ist falsch, was erwarten die anderen, was erwartet man selbst? Darf man überhaupt etwas erwarten? Viele Fragen stellt die Autorin in diesem kurzen Büchlein, das die unterschiedlichsten Figuren vorstellt und Abhängigkeiten aufzeigt. Eine von Traurigkeit überzogene Handlung, welche aber doch immer wieder Hoffnung durchschimmern lässt. Dreht sich alles im Leben im Kreis oder kann und soll man ausbrechen? Birgit Birnbacher regt zum Innehalten und Nachdenken an und lässt den Leser schließlich mit seiner eigenen Auslegung zurück.

Ein nüchtern und distanziert verfasster Roman, der trotzdem berührt und noch eine Zeit lang nachklingt. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 21.03.2023

Wovon leben wir

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Es wird nicht viel geredet in dem Dorf im Innergebirg, wo der Hausberg mit seinen langen Schatten vor der Sonne steht. Getratscht wird, doch das, was in der Tiefe der Seele vor sich geht, erzählt man sich ...

Es wird nicht viel geredet in dem Dorf im Innergebirg, wo der Hausberg mit seinen langen Schatten vor der Sonne steht. Getratscht wird, doch das, was in der Tiefe der Seele vor sich geht, erzählt man sich oft selbst nicht, Arbeit bestimmt das Leben.
Julia ist aus der Stadt zurückgekehrt in ihr Heimatdorf, die zwei schrecklichen Wörter arbeitslos und lungenkrank zieht sie hinter sich her. Sie will sich von ihrer Mutter trösten und pflegen lassen, doch die ist weg, hat den Vater sitzenlassen in dem trostlosen Dorf, wo es nicht einmal mehr eine Bäckerei gibt. Der Vater ist auch arbeitslos, die Fabriken haben zugemacht, für die Männer ist das Rauchen und Saufen im Wirtshaus geblieben.
Es herrscht ein rauer Ton, "es fehlt ihnen der Segen der Arbeit, der Dank der Ablenkung, damit es um nichts sonst gehen muss."
Da die Mutter nicht mehr da ist, soll Julia in Anspruch genommen werden.
"Wenn eine Frau ausfällt, muss die andere herhalten. So geht das Rezept zur alten und ewigen Suppe."
Der Vater und der Freund, beide haben Erwartungen an Julia, sie soll mit ihnen zum Wir werden, wo sie doch gerade erst auf dem Weg war ihr Ich zu finden. "Sie hat ein anderes spezifisches Gewicht."
Sie gerät in das Dilemma Pflicht und Verantwortung zu übernehmen, oder ihren eigenen Weg zu gehen, eine der schwersten Entscheidungen, vor die das Leben einen stellen kann.
Was ist das Richtige, oder darf man auch mal was Falsches tun?

In diesem Buch ist nicht die Rede von Feinsinn oder Schöngeist, es geht um das alltägliche harte Leben, das einem zugeteilt wird. Man hat keinen Einfluss darauf, in welches Elternhaus man hineingeboren wurde, man muss mit Krankheit und Schicksaschlägen zurechtkommen. Als Leser ist man froh, wenn man dort nicht leben muss, dass es einen selbst nicht getroffen hat.
Die Autorin hat mit ihren klugen Sätzen, ihren erfahrenen Beobachtungen, wie mit Hammerschlägen den Nagel auf den Kopf getroffen.
Die nüchterne Sprache in lapidarer Poesie trifft genau das Thema und die Umwelt des Buches.
Man sollte nicht den Hinweis der Autorin übersehen, in dem sie auf die Quelle ihrer Inspiration zu diesem Werk aufmerksam macht. Es sind wissenschaftliche Arbeiten der Sozialpsychologin Marie Jahoda über die arbeitende Klasse aus den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Innerer Strukturwandel

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In Birgit Birnbachers Roman „Wovon wir leben“ erzählt die Protagonistin von ihrer Rückkehr in ihr Heimatdorf. Dort will sie ihre Kündigung und ihren gesundheitlichen Zusammenbruch verarbeiten, ist nach ...

In Birgit Birnbachers Roman „Wovon wir leben“ erzählt die Protagonistin von ihrer Rückkehr in ihr Heimatdorf. Dort will sie ihre Kündigung und ihren gesundheitlichen Zusammenbruch verarbeiten, ist nach dem Weggang ihrer Mutter mit ihrem Vater und ihrem pflegebedürftigen Bruder konfrontiert, ebenso wie mit den sozialen Strukturen eines ländlichen Dorfs, und lernt einen Mann kennen, der, wenn auch unter anderen Vorzeichen, wie sie an einem Scheidepunkt im Leben steht. Das Coverbild sieht aus, als würden die beiden in einer Wiese schwimmen, und so „schwimmen“ sie tatsächlich nach dem Verlust ihres bisherigen Lebensentwurfs, während das Dorf einen Raum, aber auch Grenzen für einen Neuanfang absteckt.
Das Buch handelt von Selbst- und Fremdbestimmung, Strukturwandel und Rollen-, vor allem Geschlechterbildern, und wie das eigene Weltbild das Handeln bestimmt. Erst spät merkt man an einzelnen Worten, dass die Geschichte in Österreich spielt, aber für das Geschehen ist das eh nebensächlich, dieselben Themen wird man auch in Deutschland, Italien oder der Türkei antreffen. Die Handlung des Buchs ist glaubwürdig und die Personen in Julias Umfeld sind anschaulich charakterisiert.
Nur Julia als Erzählerin blieb mir die ganze Geschichte über hinweg wenig greifbar. Am ehesten konnte ich mit ihr mitfühlen, als sie ihre alte Arbeitsstätte verlässt, aber ansonsten erschien mir der innere Monolog über weite Strecken sehr rational und merkwürdig gefühlsarm. Vielleicht deshalb fand ich manche Entwicklungen, vor allem das Verschwinden der Atemprobleme und das Finden einer neuen beruflichen Perspektive, zwar möglich, aber als Leserin schlecht nachvollziehbar. Dazu trägt auch bei, dass nach einer detaillierten Schilderung von Julias ersten Tagen im Dorf ein Zeitraffer einsetzt, bei dem ganze Wochen oder Monate zusammengefasst werden.
Die Stärke des Buchs liegt dagegen in den scharfen Analysen der Personen und zwischenmenschlichen Situationen und den kurzen, treffenden Bildern, die die Autorin findet. Sie haben das Buch für mich zu einem Lesevergnügen gemacht, auch wenn sie stellenweise in Szenen mit schneller Handlung nicht so recht in den Ich-Erzähler-Stil passten – ich zumindest denke bei der plötzlichen Begegnung mit einer alten Freundin selten in so eleganten Formulierungen wie „Bea ist winterhart, Bea blüht ganzjährig.“
Im Gedächtnis bleiben wird mir das Ende des Buchs, von dem ich auch eine Woche später nicht sagen kann, ob es nun ein Happy End ist oder nicht. Insgesamt hat Birgit Birnbacher einen nachdenklichen Roman geschaffen, den ich gerne gelesen habe.
Disclaimer: Ich habe das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Dies beeinflusst meine Rezension nicht.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Themen top, Umsetzung (für mich) eher flop.

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Das Buch "Wovon wir leben" von Birgit Birnbacher ist eine Geschichte über Julia, die nach einem lebensbedrohlichen Fehler in ihrem Beruf zurück ins Dorf ihrer Kindheit kehrt und sich dort mit den Herausforderungen ...

Das Buch "Wovon wir leben" von Birgit Birnbacher ist eine Geschichte über Julia, die nach einem lebensbedrohlichen Fehler in ihrem Beruf zurück ins Dorf ihrer Kindheit kehrt und sich dort mit den Herausforderungen ihres alten Lebens konfrontiert sieht. Die Autorin, Birgit Birnbacher, ist bekannt für ihre einfühlsamen und vielschichtigen Erzählungen über das Leben und die menschlichen Beziehungen. Es war mein erstes Buch von ihr, dass ich aufgrund der durchwegs positiven Rezensionen gelesen habe.

Inhaltlich geht es um Julia, die aus ihrem gewohnten Leben als Krankenschwester gerissen wird und sich mit den Veränderungen in ihrem Heimatdorf auseinandersetzen muss, wo die Fabrik geschlossen wurde und ihr Vater in einem bedenklichen Zustand ist. Als sie Oskar kennenlernt, der ein Grundeinkommen für ein Jahr gewonnen hat, beginnt sie, über ihre eigene Zukunft nachzudenken.

Die Vielzahl an Zufällen in der Handlung wirkte auf mich überladen und die Figuren blieben für mich zu blass, um mich emotional zu berühren. Obwohl das Buch gut geschrieben ist, konnte es mich letztendlich nicht packen und lässt mich mit einigen offenen Fragen zurück.

Das Cover von "Wovon wir leben" ist wirklich wunderschön gestaltet und hat mich direkt angesprochen. Es erzeugt eine gewisse Neugierde und gibt einen gelungenen Vorgeschmack auf die Geschichte. Wer das Buch gelesen hat, weiß dann auch, wie das Cover zum Inhalt passt ;) Tatsächlich werden im Buch viele wichtige und relevante Themen behandelt, angefangen bei den komplexen Dynamiken innerhalb von Familien bis hin zu gesellschaftlichen Fragestellungen wie dem Wert der Arbeit, patriarchalen Strukturen oder "Care-Arbeit". Auch existenzielle Themen wie Krankheit, Behinderung und die Suche nach Liebe und Erfüllung werden einfühlsam angesprochen. Ich hatte anfangs große Hoffnungen für diesen Roman, da ich immer gerne Bücher lese, die sich intensiv mit dem Leben und verschiedenen Weltanschauungen auseinandersetzen. Leider konnte das Buch diese hohen Erwartungen nicht erfüllen. Leider blieben die Personen, allen voran auf Distanz, und ich konnte keine emotionale Bindung zu den Figuren aufbauen, oder mich in sie hineinversetzen. Der distanzierte Schreibstil ist sicherlich gewollt, so sind die Figuren auch mit "der Vater, die Mutter, der Städtler" beschrieben. Die Vielzahl an Zufällen in der Handlung wirkte auf mich überladen (fast alle Hauptfiguren in irgendeiner Weise krank oder mit einer Behinderung). Auch die Atmosphäre ist die ganze zeit über so erdrückend. Und iwie stehen alle Figuren in der Schwebe - das löst sich auch gegen Schluss nicht auf. Im Gegenteil... ich hatte mich SO für die Mutter gefreut aber dann (will hier jetzt nicht spoilern).

Obwohl das Buch zweifellos gut geschrieben ist und eine gewisse literarische Qualität aufweist, konnte es mich letztendlich nicht überzeugen. Die Protagonisten blieben für mich zu blass und ihre Entwicklung zu oberflächlich. Die durchweg bedrückende Stimmung und die vielen unbeantworteten Fragen, die der Roman zurückließ, trugen ebenfalls zu meinem insgesamt eher enttäuschten Eindruck bei. Daher kann ich leider nur 2 von 5 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 01.03.2023

Nicht meins

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Zum Inhalt:
Nachdem Julia in ihrem Job einen Fehler macht, ändert sich ihr Leben komplett. Sie kehrt in ihr altes Dorf zurück und da ist es nicht gerade besser. Die Fabrik, in der das halbe Dorf gearbeitet ...

Zum Inhalt:
Nachdem Julia in ihrem Job einen Fehler macht, ändert sich ihr Leben komplett. Sie kehrt in ihr altes Dorf zurück und da ist es nicht gerade besser. Die Fabrik, in der das halbe Dorf gearbeitet hat, gibt es nicht mehr. Ihrem Vater geht es nicht gut, die Mutter hat ihn und den kranken Bruder verlassen. Sie lernt Oskar kennen, der sich von einem Infarkt erholt und lebt von einem gewonnenen Grundeinkommen.
Meine Meinung:
Die doch vielen positiven Bewertungen haben mich durchaus neugierig auf das Buch gemacht. Muss doch was haben, dachte ich. Aber wenn es was hat, dann hat es mich leider nicht erreicht. Es hat unbenommen keinen schlechten Schreibstil, aber mit der Story konnte ich wenig anfangen. Ich fand das Buch eher langweilig und war fast dankbar, dass es nicht so viele Seiten hat. Da ich es nicht abgebrochen habe, gibt es noch 2 Sterne.
Fazit:
Nicht meins