Wahlverwandtschaften
Ein Mädchen wird an ein kinderloses Ehepaar, die Kinsellas, abgegeben. Nicht für immer, nur bis ihre Mutter mit dem nächsten Kind niedergekommen und wieder halbwegs auf die Beine gekommen ist. Sie schildert ...
Ein Mädchen wird an ein kinderloses Ehepaar, die Kinsellas, abgegeben. Nicht für immer, nur bis ihre Mutter mit dem nächsten Kind niedergekommen und wieder halbwegs auf die Beine gekommen ist. Sie schildert das Geschehene aus ihrer Sicht.
Zunächst fühlt sie sich - wie kann es auch für ein Kind anders sein - fremd, weiß nicht so recht, wie sie sich verhalten soll. Doch bald erfährt sie etwas bisher nicht Gekanntes, nämlich persönliche Wertschätzung. Die Kinsellas freuen sich, dass sie bei ihnen ist, dass sie Zeit mit ihr verbringen dürfen. Mit ihr als Person, nicht mit irgendjemandem. Sie ist nicht mehr nur eine weitere Esserin, sondern jemand, den man gerne bei sich hat und den man das auch spüren lässt. Sie wird um ihrer selbst Willen geliebt und das kommunizieren die Kinsellas nicht nur ihr, sondern auch Außenstehenden gegenüber.
Und dann kommt der Tag, an dem es für sie zurück ins Elternhaus geht....
Was für ein Buch! Die irische Autorin Claire Keegan vermag es, auf wenigen Seiten ungeheuer viel auszudrückt: sowohl in dem, was sie schreibt, als auch in dem, was sie nicht schreibt. Was für eine ungeheure Kraft steckt in ihren Worten, den eher knappen Sätzen. Keegan bringt es im wahrsten Sinne des Wortes auf den Punkt. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese so besondere Autorin kennenlernen durfte, die zeigt, dass Warmherzigkeit nicht unbedingt vieler Worte bedarf. Ein außerordentliches Werk, dem jeder Preis der Welt gebührt und das ich jedem, der gerne liest, von Herzen empfehle!