Sehr gute und spannende Unterhaltung
Tom ist ein junger Jurist, der gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt als er das Angebot bekommt, den Nachlass von Dr. Peter Stotz zu ordnen. Dr. Peter Stotz war Nationalrat und hat sich, äußerst ...
Tom ist ein junger Jurist, der gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt als er das Angebot bekommt, den Nachlass von Dr. Peter Stotz zu ordnen. Dr. Peter Stotz war Nationalrat und hat sich, äußerst wohlhabend, in seiner Zürcher Villa zur Ruhe gesetzt. Er ist krank und möchte seinen Nachlass dokumentiert und archiviert wissen. Tom bekommt eine Wohnung in der Villa und ein üppiges Honorar. Bei langen Abenden erzählt Dr. Stotz nach und nach seine Geschichte mit Melody, mit der er einst verlobt war. Auch im Haus finden sich einige Erbstücke und Bilder von Melody. Kann das Rätsel um Melody nach so langer Zeit noch gelöst werden?
Alleine des Covers wegen habe ich direkt zu dem Buch gegriffen. Es zeigt die junge Melody, die auch als Abbild in der Villa hängt.
Der Schreibstil ist typisch Suter, man ist sofort in der Geschichte und möchte unbedingt erfahren, was mit der jungen Melody passiert ist. Man spürt beim Lesen direkt, dass man im Leben der "Upper Class" ist. Tom wirkt symphatisch, wenn auch chaotisch und man beneidet ihn nicht, den ungeordneten Nachlass in hunderten von Kisten zu ordnen. Zuerst erscheint Dr. Stotz nicht gerade sympathisch, fast hochnäsig, aber als man als Leser nach und nach von der Geschichte um Melody erfährt, gerät dieses Bild ins Wanken. Man erkennt, dass er ein alter Mann ist, der nie über Melody hinweg gekommen ist.
Zwischen den beiden Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, entwickelt sich eine Verbundenheit mit den langen Gesprächen, auch deshalb macht Tom sich daran, das Rätsel aus der Vergangenheit zu lösen. Vor allem gegen Ende nimmt die Geschichte noch mehr an Fahrt auf und bis zur letzten Seite gibt es immer wieder Wendungen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, Martin Suter versteht es, Spannung zu erzeugen und sich gekonnt mit dem Spiel der Interpretation der Realität auseinanderzusetzen. Einziger kleiner Kritikpunkt sind für mich die Längen, mit denen die Getränke und Gerichte beschrieben werden, auch wenn das dazu beiträgt, die Atmosphäre des Mondänen in der Villa zu beschreiben.
Eine klare Leseempfehlung!