Ehrenmorde
Schauplatz London: Detective Nicola Tanners Lebensgefährtin Susan wird in ihrem eigenen Haus Opfer eines Verbrechens. Die Täter haben sie mit Säure angegriffen, überwältigt und erstochen. Tanner ist sich ...
Schauplatz London: Detective Nicola Tanners Lebensgefährtin Susan wird in ihrem eigenen Haus Opfer eines Verbrechens. Die Täter haben sie mit Säure angegriffen, überwältigt und erstochen. Tanner ist sich sicher, dass es sich um eine Verwechslung handelte und eigentlich sie selbst sterben sollte. Denn bei ihren letzten Ermittlungen beschäftigte sie sich mit Ehrenmorden, sie vermutet dass sie den bezahlten Mördern zu nahe kam. Sie selbst ist momentan suspendiert, weswegen sie ihren Kollegen Thorne in ihre Überlegungen einweiht und von ihm Hilfe erbittet. Als zwei junge Muslime nach einem verbalen Angriff in der U-Bahn verschwinden, ermittelt Thorne in dem Fall, Tanner steht ihm inoffiziell zur Seite. Als die Leiche der jungen Frau gefunden wird deutet alles auf eine Beziehungstat hin, Tanner muss Thorne überzeugen, dass hinter dem Mord ein in Auftrag gegebener Ehrenmord steht.
Mark Billingham verarbeitet ein ganz aktuelles Thema in seinem neuesten Krimi, ein Thema das unter die Haut geht. Wann immer über einen Ehrenmord in den Medien berichtet wird frage ich mich, was die Eltern, die Familie umtreibt, wie sie ihr eigenes Kind töten können. Das Buch bietet einen guten Einblick in die Denkweise der Menschen, deren Ehre durch das Verhalten ihrer Kinder vermeintlich verletzt, das Ansehen geschädigt wurde. Für mich bleibt es trotzdem ein Thema das ich nicht verstehen kann und auch gar nicht verstehen möchte. Mord bleibt Mord, egal aus welchen Beweggründen.
Da ich die vorigen Bücher des Autors gelesen habe, waren mir einige Protagonisten schon bekannt, so dass der Einstieg schön flüssig verlieft. Durch Tanner und Thornes Augen verfolgt man die Ermittlungen, lernt aber schon früh auch die Täter kennen. Was im Dunklen bleibt, ist die Schnittstelle zwischen den Mördern und den Familien, doch Thorne hat den richtigen Riecher und kommt der Auflösung des Falls immer näher. Tanner ist sich sicher, wenn sie die Auftragsmörder gefunden haben, hat sie auch die Mörder ihrer Freundin Susan.
Sprachlich sehr gut geschrieben konnte ich tief in die Geschichte und das Milieu eintauchen. Auch die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet, durch den Anriss des Privatlebens wirken sie authentisch. Thorne und Tanner sind sympathische Typen, so dass ich mit ihnen mitfiebern und die Geschichte gebannt verfolgen konnte. Es wäre kein Billingham, wenn es im letzten Drittel nicht noch eine hammerharte Wendung geben würde die mich einfach sprachlos gemacht hat. Ein Wow-Effekt, der es in sich hat. 5 Sterne.