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32,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Bundeslurch
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 372
  • Ersterscheinung: 10.01.2024
  • ISBN: 9783000727740
Ivar Buterfas-Frankenthal

Von ganz, ganz unten

Der Holocaust-Überlebende Ivar Buterfas-Frankenthal berichtet in seinem Buch, das er mit seiner Frau Dagmar – mit der er 67 Jahre verheiratet ist – gemeinsam geschrieben hat, über ein turbulentes Leben voller Aufregung und Spannung, das man sich so überhaupt nicht vorstellen kann.

Autobiographie eines Zeitzeugen

1933 in Hamburg geboren, Vater Jude, Mutter Christin. Er der Jüngste von insgesamt acht Kindern, vier Mädchen, vier Jungs.

1933 kam der Vater vom Aufbau des KZ Esterwegen zu den bekannten Moorsoldaten, später ins Stammlager Sachsenhausen. 1945 kam er zur Familie zurück, die Ehe wurde geschieden. Sein Leben in der Lagerzeit wurde von Grausamkeiten bestimmt.

Die Mutter musste jeden Monat zur Gestapo. Sie kämpfte um das Leben ihrer Kinder wie eine Löwin. Was sie alles erleiden musste, kann man gar nicht beschreiben. 1938 ließ sie ihren Jüngsten Ivar noch in Hamburg-Horn einschulen. Hätte sie ihm das bloß erspart. Seine Erlebnisse sind an Grausamkeit nicht zu überbieten. Was Sie darüber in seinem Buch lesen, ist Wort für Wort wahr! Bis heute plagen ihn Albträume.

1942 verliert die Familie, außer der Mutter, die deutsche Staatsbürgerschaft und die Deportation drohte. Die 9-köpfige Familie hält zusammen wie Pech und Schwefel. Die Kinder vergöttern ihre Mutter für die unglaublichen Leistungen bis an das Lebensende.

Der 3. Mai 1945 beendete die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Aber was kam dann? 1946 wurden Ivar und seine Schwester Felicitas wieder eingeschult. Aber die beiden mussten bereits nach 6 Wochen die Schule abbrechen. Erneut hatte der Antisemitismus sie vertrieben.

Im Alter von 15 Jahren beschloss Ivar, die Familie mit über Wasser zu halten und nahm die unmöglichsten und schwierigsten Jobs an. Unter anderem reinigte er auf einem großen Tanker die Süßwassertanks – beschwerlich und lebensgefährlich.

Im Jahre 1954 lernte er seine spätere Ehefrau Dagmar kennen – der absolute Wendepunkt in seinem Leben! Seiner Frau verdankte er praktisch seine „Wiedergeburt“. 1963 Firmengründung mit einem Partner – Firma Buterfas & Winkelmann. Nachdem sein Partner ihn auf das Widerwärtigste betrog, gründeten Dagmar und Ivar 1970 die neue Firma Buterfas & Buterfas. Sie feierte 50-jähriges Bestehen und wird vom Schwiegersohn erfolgreich geführt.

Die wunderbare Hamburger Kathedrale St. Nikolai würde 1943 im Feuersturm zerstört. Sie ist mit 148m heute noch die dritthöchste Kirchturmspitze der Welt. Nur der Turm und Reste des Kirchenschiffes überstanden den Bombenhagel. Niemand kümmerte sich um die mahnenden Überreste. Als erster Vorsitzender des Förderkreises „Rettet die Nikolaikirche“ sammelte Ivar – auch mit Unterstützung des Hamburger Senates – circa 20 Millionen DM und auch Euro, um das nun international bekannte Mahnmal zu erhalten. Viele Zeitungen nannten ihn den „Retter von St. Nikolai“.

Eines der schlimmsten Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte ist das ehemalige Lager Sandbostel in der Nähe von Bremervörde. Das Lager Sandbostel wurde 1939 von den Nazis errichtet. Es entwickelte sich zu einer Massenvernichtungsstätte. Nahezu 40.000 Menschen aus 80 Nationen sind hier bestialisch gequält worden und umgekommen. Bei der Befreiung im April 1945 lagen die Toten auf der Wiese und in den Baracken. Die Engländer bezeichneten dieses Lager als Klein Bergen-Belsen. Die aktive Hilfe für die Mitglieder des Gedenkstättenvereins in Bremervörde bezahlte Ivar mit handfesten Morddrohungen gegen seine Ehefrau und seine eigene Person. Sein privates Haus gleicht einer Festung.

Erschreckenderweise ist bei beiden Projekten – St. Nikolai und Sandbostel – der Antisemitismus gegenüber den Autoren aus den eigenen Reihen offen zutage getreten. Von Mitstreitern im Ehrenamt – unglaublich!

Ein Zeitzeuge des Holocaust – das Alter von fast 90 Jahren hindert Ivar Buterfas-Frankenthal nicht daran, weiterzumachen. Das Thema ist aktueller denn je.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2024

Eine Erfolgsgeschichte

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Sehr interessant, informativ und lehrreich ist dieses aufwühlende Buch, geschrieben von zwei jüdischen Autoren, Dagmar und Ivar, einem erfolgreichen Unternehmerpaar aus der Nähe von Hamburg.

Es geht ...

Sehr interessant, informativ und lehrreich ist dieses aufwühlende Buch, geschrieben von zwei jüdischen Autoren, Dagmar und Ivar, einem erfolgreichen Unternehmerpaar aus der Nähe von Hamburg.

Es geht größtenteils um das Thema Juden und Judenhass in Deutschland, vor dem Zweiten Weltkrieg, während des Krieges und, leider, auch noch danach.

Gerade in der heutigen Zeit sind derartige Themen aktuell wie lange nicht, wenn man sich die Entwicklung in diesem Land anschaut. Vieles davon ist wirklich alarmierend.

Zum Glück gibt es Menschen wie Ivar Buterfas, die sich gegen jegliches Unrecht wehren und auch im hohen Alter darauf aufmerksam machen. Das nötigt uns großen Respekt ab.

Nichts von dem, was damals passiert ist, darf in Vergessenheit geraten.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Gegen das VErgessen

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„...Mein Vater war der jüdische Teil der Familie. Er stammte aus einer vermögenden Familie, die in Dresden lebte. Sie besaßen eine bekannte und große Zigarettenfabrik. Er war das sogenannte schwarze Schaf ...

„...Mein Vater war der jüdische Teil der Familie. Er stammte aus einer vermögenden Familie, die in Dresden lebte. Sie besaßen eine bekannte und große Zigarettenfabrik. Er war das sogenannte schwarze Schaf der Familie...“

Der Autor selbst wurde 1933 geboren. Er erzählt im Buch seine Lebensgeschichte, ungeschminkt und sehr detailliert. Ausgespart bleiben allerdings die Kriegsjahre. Der Schriftstil ist vorwiegend sachlich.
Da die Mutter sich weigert, sich scheiden zu lassen, wird die Familie in ein baufälliges Haus eingewiesen. Der Vater gehört zu den sogenannten Moorsoldaten. Ivar hat sieben Geschwister. Mit sechs Jahren wird er als Halbjude der Schule verwiesen.

„...Hör zu, Du kleiner Judenbengel, Du nimmst sofort Deine Sachen aus der Klasse und machst Dich auf den schnellsten Weg nach hause! Du brauchst morgen auch nicht wiederzukommen...“

Dieses Erlebnis hat ihn für sein zukünftiges Leben geprägt. Gegen Ende des Buches wird er deshalb noch einmal darauf zurückkommen.
Nach dem Krieg hätten er und seine Geschwister die Möglichkeit gehabt, in die USA auszuwandern. Für die Mutter als Deutsche gab es aber kein Visum. Außerdem hatte sich der Vater kurz nach seiner Rückkehr von der Familie abgewandt. Die Kinder entschlossen sich, im Lande zu bleiben und der Mutter das zurückzugeben, was sie in den vergangenen Jahren für sie getan hatte.
Der Titel des Buches ist Programm. Von ganz unten kommend steigt der Autor nach und nach auf der Leiter des Erfolgs nach oben. Natürlich gibt es Rückschläge.
Was das Buch aber zu etwas Besonderen macht, ist der Einblick in das Nachkriegsdeutschland. Ivar gilt als staatenlos, obwohl seine Mutter Deutsche ist und er in Deutschland geboren wurde. In den Ämtern steht er zum Teil den gleichen Leuten gegenüber wie in der Nazizeit. Erst 1964 erhält er die deutsche Staatsangehörigkeit. Das bedeutet, dass er keine Lehre machen kann und auf Hilfsarbeiten angewiesen ist. Doch er findet immer wieder Menschen, die ihm eine Chance geben, so zum Beispiel die Familie Karp.

„...Du kannst bei uns bleiben und mit uns arbeiten, wir sorgen für ordnungsgemäße Papiere, wir tragen Dich auf unseren Umsatzsteuerheften ein, und Du wirst am Gewinn beteiligt und kannst bei uns Wohnen...“

Mit seiner Frau Dagmar, die er entgegen des Willens ihres Vaters heiratet, geht er durch dick und dünn. Sie ist nicht nur Ehefrau und Mutter, sondern selbst auch Geschäftsfrau.Er weiß sich von ihr auch in schwierigen Situationen unterstützt. Und die gibt es mehr als genug. Als er sich für den Erhalt des Turmes von St. Nikolai einsetzt, steht er mehr und mehr in der Öffentlichkeit. Das bringt eine Menge an Neidern auf den Plan. Außerdem erlebt er immer wieder antisemitische Anfeindungen.
Verscheiden Fotos von der Familie und von Dokumenten ergänzen das Buch. Ein Vorwort des Ersten Bürgermeisters von Hamburg führt in die Geschichte ein.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor belegt, dass Antisemitismus kein Phänomen der Neuzeit ist, sondern unterschwellig nie verschwunden war. Gleichzeitig ist er ein Mahner vor dem Vergessen.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Zeitzeuge

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Ivar Buterfas-Frankenthal wurde im Januar 1933 als Halbjude geboren, Vater Jude, Mutter Christin. Er berichtet in diesem Buch aus seinem mehr als bewegtem Leben. Allerdings geht es kaum um die Nazizeit, ...

Ivar Buterfas-Frankenthal wurde im Januar 1933 als Halbjude geboren, Vater Jude, Mutter Christin. Er berichtet in diesem Buch aus seinem mehr als bewegtem Leben. Allerdings geht es kaum um die Nazizeit, sondern, um das was später geschah. Ivar hatte es nicht leicht, was ihn auch später als der Spuk vorbei. Auch da war er noch vielen Repressalien ausgesetzt. Nichts desto trotz ist er seinen Weg gegangen, er konnt einfach nicht anders. Nichts, auch eine schwere Krankheit oder falsche Beschuldigungen konnte ihn davon abhalten. Ivar und seine Frau waren unermüdlich unterwegs, die Erinnerungen wach zu halten Das Buch ist einfach zu lesen und manchmal habe ich auch quer gelesen, denn Ivar berichtet sehr detailgetreu und sehr genau. über das was er getan und bewegt hat. Und das fand ich oft etwas zu viel. Aber diese inzwischen über 90jährige Mann und seine Frau, ebenfalls Halbjüdin und seine tolle Familie haben meinen vollen Respekt und Bewunderung --- Ich kann nur sagen Hut ab..... Von mir gibt es knappe 4 Sterne für dieses wichtige Buch.

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Veröffentlicht am 03.02.2024

gegen das Vergessen

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Ivar Buterfas-Frankenthal ist als Zeitzeuge des Holocaust viel unterwegs und oft in den Medien. Diese Arbeit des Autors bzw. des Ehepaares ist bewundernswert. Auf seine Autobiografie war ich sehr gespannt.

Der ...

Ivar Buterfas-Frankenthal ist als Zeitzeuge des Holocaust viel unterwegs und oft in den Medien. Diese Arbeit des Autors bzw. des Ehepaares ist bewundernswert. Auf seine Autobiografie war ich sehr gespannt.

Der Autor beschreibt seine Familiengeschichte und Kindheit, lässt große Teile des Krieges aus und schildert dann sehr ausführlich seinen außergewöhnlichen Werdegang. Immer wieder wurden ihm Steine in den Weg gelegt, aber er hat sich stets durchgebissen und viel erreicht. Der Titel "Halbjude" hat ihm sein Leben erschwert und ihn nie ganz verlassen. Er spricht sehr viel von seiner Entwicklung, seine Frau und seine Kinder finden kaum Erwähnung.

Der Erzählstil ist vermutlich dem Alter des Autors geschuldet, er erzählt sehr hölzern. Das Ganze wirkt teilweise wie ein mitgeschriebenes Diktat. Für das Alter sicherlich ein authentischer Stil. Ich hatte mir von diesem Buch mehr versprochen, vor allem dass es leichter zu lesen ist und somit mehr Menschen erreicht mit seiner wichtigen Botschaft "Nie wieder ist jetzt". Auch die Schwerpunkte in dem Buch konnte ich teilweise nicht ganz verstehen, Vieles was ich wichtig finde, kommt hier nur kurz vor, dafür werden andere Dinge sehr ausführlich geschildert. Ich hatte hier einen anderen Fokus erwartet und eigentlich auch eine sprachliche Überarbeitung des Textes, die insbesondere mehr junge Menschen anspricht.

Trotz meiner persönlichen Kritikpunkte ein sehr wichtiges informatives Werk über einen bewundernswerten Mann, das lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Lesenswerter Zeitzeugen-Bericht

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In diesem Buch erfahren wir die wirklich beeindruckende Lebensgeschichte von Ivar Buterfas-Frankenthal. Begonnen bei der Kindheit in der Nazizeit über die jungen Jahre bis hin zu zahlreichen ehrenamtlichen ...

In diesem Buch erfahren wir die wirklich beeindruckende Lebensgeschichte von Ivar Buterfas-Frankenthal. Begonnen bei der Kindheit in der Nazizeit über die jungen Jahre bis hin zu zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten und die immer noch fortwährende Arbeit als Zeitzeuge.

Am Schreibstil des Buches merkt man das Alter des Autors, es ist meiner Meinung nach absolut authentisch, aber nicht unbedingt zeitgemäß und könnte somit auch ein Hindernis für den Lesefluss darstellen. Ebenso ist die Aufmachung und das Cover des Buches nicht unbedingt so, dass es mit aktuellen Büchern mithalten kann.

Dennoch fand ich die Lektüre im großen und ganzen interessant. Manche Themen waren mit viel zu ausführlich, manche hätte ich gerne noch ausführlicher gehabt. Aber ein ganz wichtiges Buch, gerade in der aktuellen Zeit. Schade, dass hier einiges an Potential verschenkt wurde.

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