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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2024

Intensiv

Der ehrliche Finder
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Verglichen mit den anderen Romanen von Lize Spit ist dieser hier ein Häppchen, fast nur ein Booksnack, aber nichtsdestotrotz spannend und berührend. Es geht um Kinder die Probleme haben und uns zeigen, ...

Verglichen mit den anderen Romanen von Lize Spit ist dieser hier ein Häppchen, fast nur ein Booksnack, aber nichtsdestotrotz spannend und berührend. Es geht um Kinder die Probleme haben und uns zeigen, dass Kindersorgen ganz und gar keine Kleinigkeit sind.

Jimmy ist elf, ein Nerd, ein Außenseiter ohne Freunde, bis Tristan in seine Klasse kommt.

Wir erleben die Geschichte aus Jimmys Sicht, der ein seltsamer Junge ist. Zu klug, zu eigen, zu uncool, um bei seinen Klassenkameraden zu bestehen, hat er sich an sein Außenseiterdasein gewöhnt. Er wäre gerne wie andere Kinder, hätte gerne Freunde, aber er kann halt nicht anders. Tristan, der neu ist und noch nicht einmal ihre Sprache beherrscht, ist seine Chance.

Tristan und seine Familie sind frisch aus dem Kosovo gekommen. Nach einer abenteuerlichen Flucht sind sie in Jimmys Stadt gelandet und versuchen zurechtzukommen. Jimmy und Tristan werden beste Freunde und ergänzen sich bestens. Aber dann passiert etwas Unerwartetes, was sie aus der Bahn wirft und die Leser gleich mit.

Ich war wirklich froh, schon andere Bücher der Autorin gelesen zu haben, weil mir eigentlich klar war, dass es nicht die nette Geschichte über Freunde sein kann, die es anfangs zu sein scheint.

Dieses Buch fasst einen an, zieht einen mit. Auch wenn Jimmy irgendwie seltsam ist, tut er einem auch sehr leid. Fast möchte man sich für ihn freuen, wäre da nicht der fiese Hintergedanke, dass es nicht so nett ausgehen kann. Erst macht man sich Sorgen und dann bekommt man Angst um ihn.
Mehr sag ich nicht. 😊

Das neue Buch von Lize Spit ist klein aber intensiv und macht deutlich, dass Kindersorgen keine Lappalien sind und man hinschauen sollte.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Ein richtig gutes Buch

Der Stich der Biene
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Fast hätte ich es vergessen, aber dieses Buch hat mich wieder daran erinnert, wie toll es ist, dicke Schinken zu lesen. Man taucht ein und ist weg, ganz weit weg, sehr lange. Man hat alle Zeit der Welt, ...

Fast hätte ich es vergessen, aber dieses Buch hat mich wieder daran erinnert, wie toll es ist, dicke Schinken zu lesen. Man taucht ein und ist weg, ganz weit weg, sehr lange. Man hat alle Zeit der Welt, andere Leben mitzuleben.

Dabei geht es hier gar nicht mal um eine ganz große Geschichte. Da ist nur die Familie Barnes, die versucht mit sich und der Wirtschaftskrise fertigzuwerden. Das Autohaus von Dickie Barnes steht kurz vor dem Konkurs. Und während seine Frau Imelda zähneknirschend ihre Designerklamotten verkauft, versucht Dickie endlich sich selbst zu finden. Er hatte niemals vor, Autoverkäufer zu werden. Allerdings hatte Imelda niemals vor, Dickies Frau zu werden. Ihre Tochter Cass sieht ihre Pläne, in Dublin zu studieren, platzen und findet, dass Drogen sehr wohl eine Lösung sind. Und der kleine PJ kann plötzlich machen was er will, weil alle mit sich selbst beschäftigt sind.

Wir nehmen hier jeden einzelnen Blickwinkel ein, lernen alle Familienmitglieder kennen und sogar verstehen, kommt ihnen sehr nahe, obwohl man anfangs denkt, dass eigentlich niemand so besonders interessant ist.

Dieses Buch ist intensiv, analysiert messerscharf und ist dabei auch noch hoch komisch. Ich habe den fetten Schinken sehr langsam gelesen, weil ich nahezu jeden Satz genossen habe. Paul Murray ist der König der treffenden Vergleiche.

„Als seine Hobbys nennt er Selbstmordgedanken und Boccia."

Solche Sätze sind schlicht, aussagekräftig und unfassbar originell. Das Lesen ist ein einziges Vergnügen.

Was als schwierige Situation beginnt, entwickelt sich. Gegen Ende hat nicht jeder die perfekte Lösung gefunden, aber dazugelernt haben alle. In einem furiosen Showdown kommen alle Fäden zusammen, holen aus zum großen Finale mit Hörnern, Pauken und Trompeten. Der Schluss ist ein klein wenig hinterhältig, aber auf jeden Fall ganz großes Kino.

Ich bin beeindruckt und ein bisschen traurig, dass es vorbei ist. Das schaffen nur richtig gute Bücher.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Allerfeinste Satire

Die Rassistin
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Heutzutage ist es nicht leicht, sich richtig zu verhalten und niemanden dabei zu verletzen oder zu diskriminieren. (Ist „Niemand“ eigentlich garantiert geschlechtslos?)
Jana Scheerer behauptet vorsichtshalber, ...

Heutzutage ist es nicht leicht, sich richtig zu verhalten und niemanden dabei zu verletzen oder zu diskriminieren. (Ist „Niemand“ eigentlich garantiert geschlechtslos?)
Jana Scheerer behauptet vorsichtshalber, ihr neues Buch wäre nicht von ihr, sondern von einem Freund geschrieben worden. Da geht es um Rassismus und davon kann man sich gar nicht weit genug entfernen (das meine ich ernst!)
Hier kam es zu einem rassistischen Vorfall an einer Universität. Nora Rischer ist Dozentin für Germanistik, lesbisch noch dazu, und meint, sie wäre die personifizierte Weltoffenheit. Kann ausgerechnet sie sich verquatscht haben? Und wenn ja, war es doch nicht so gemeint, wie es klingt. Ganz und gar nicht.
Der Institutsrat (und zahlreiche Freunde und Bekanntinnen der Autorin und ihres Ghostwriters) versuchen, den Vorfall aufzuklären. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Frage, ob die Geschehnisse denn wohl einen Vorfall darstellen und wie der einzuordnen wäre.
Das Buch ist nicht leicht zu lesen. Es ist ein Fest der bissigen Spitzfindigkeiten, die hier Schlag auf Schlag ausgeteilt werden und die man verdauen muss. Es ist aber auch ein erlesener Spaß. Ich habe lange nicht mehr so oft beim Lesen gelacht.
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Veröffentlicht am 02.02.2024

Ein Thriller der anderen Art

Notizen zu einer Hinrichtung
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Dies ist ein Thriller der anderen Art.

Anselm Packer ist ein Serienmörder. Er hat Frauen ermordet, weiß, dass das schlecht ist und bereut es trotzdem nicht. Anselm, ein Psychopath aus dem Bilderbuch, ...

Dies ist ein Thriller der anderen Art.

Anselm Packer ist ein Serienmörder. Er hat Frauen ermordet, weiß, dass das schlecht ist und bereut es trotzdem nicht. Anselm, ein Psychopath aus dem Bilderbuch, sitzt in der Todeszelle und schreibt seine Gedanken nieder, die einen das Gruseln lehren.

Es kommen aber auch Frauen zu Wort, die eine Rolle in seinem Leben gespielt haben. Seine Mutter, seine Exfrau, eine Polizistin, seine Nichte, sie alle haben ihn gekannt, erlitten, aber auch beeinflusst.

Anselms Leben wird sehr gründlich beleuchtet von seiner ersten Stunde an. Man bekommt eine Idee davon, was so einen Mörder zum Mörder macht, aber auch davon, wie es sich mit ihm lebt, wie man ihn jagt, fängt und verurteilt.

Und während man all das erfährt, läuft gnadenlos der Countdown zur Hinrichtung, grausig, unaufhaltsam.

Sehr atmosphärisch, spannend und eindringlich, beleuchtet dieses Buch das Für und Wider der Todesstrafe. Es zeigt deutlich, dass niemandem damit geholfen ist, wenn der Mörder getötet wird, bringt elegant und unaufdringlich eine wichtige Botschaft auf den Weg.

Mit lebendigen Figuren und schöner Sprache hat Danya Kukafka hier einen Thriller entworfen, der mehr will und mehr kann als schnöder Thrill. Es ist ein Buch, das gleichzeitig unterhält und unter die Haut geht.

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Möhren sind für alle da!

Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald
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Möhren sind für alle da!

Ich hoffe, ich spoilere nicht zu sehr, aber die Zielgruppe liest wahrscheinlich eh keine Rezensionen. Hier passiert Sensationelles. Hilda Hasenherz, ein einfaches Hasenmädchen, ...

Möhren sind für alle da!

Ich hoffe, ich spoilere nicht zu sehr, aber die Zielgruppe liest wahrscheinlich eh keine Rezensionen. Hier passiert Sensationelles. Hilda Hasenherz, ein einfaches Hasenmädchen, entwickelt sich von einer Buddelhäsin zur Abenteuer- und Heldenhäsin und revolutioniert das ganze Hasenreich.

Wie kann es sein, dass die Buddelhasen tagtäglich Möhren ausbuddeln und selbst nie auch nur eine zu mümmeln bekommen? Die Möhren sind für König Mümmel und Prinz Lämpchen. Wirklich?

Hilda kommt tatsächlich üblen Machenschaften auf die Spur und begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, um Hilfe zu holen. Dabei trifft sie überall Tiere, die sie noch nie gesehen hat, die ihr dann aber bei ihrer schweren Mission zur Seite stehen.

Das ist so nett und niedlich, wie es klingt und bietet zwischendurch einige Spannung und Abenteuerliches. Ein schönes Buch mit einer tapferen Heldin, die sich immer wieder Gefahren stellt, die bei Licht betrachtet gar nicht so schlimm waren, aber um das festzustellen, muss man sich erst einmal der Gefahr stellen.

Für ganz kleine Kinder hat es wahrscheinlich zu viele gruselige Momente, aber Kinder ab 6 werden es lieben.

Besonders toll finde ich die Hörbuchfassung. Hier wurde mit zahlreichen Sprechern, Musik und Gesang ein mitreißendes Hörspiel inszeniert. Dabei sind die Stimmen sehr passend, lustig und sympathisch. In Hilda Hasenherz verliebt man sich sofort.

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