Cover-Bild Die Rassistin
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22,00
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  • Verlag: Schöffling
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 25.01.2024
  • ISBN: 9783895613531
Jana Scheerer

Die Rassistin

Nora Rischer sitzt im Behandlungsstuhl einer Kinderwunschpraxis, als eine E-Mail sie erreicht: Rassistischer Vorfall an unserer Universität. Sie ist neugierig, vorauseilend empört – und sie stutzt: Ist da etwa ihr eigenes Seminar in der Germanistik gemeint? Rischer ist erschüttert. In ihrem Kopf werden kritische Stimmen laut, eine innere Anklage beginnt: Hat sie sich als Dozentin tatsächlich rassistisch verhalten? Soll sie sich entschuldigen? Und weshalb? Aus ehrlichem Schuldbewusstsein oder um sich zu retten? Wird sie gecancelt, obwohl sie kein alter weißer Mann ist, sondern eine queere Frau, die sich bislang für linksliberal gehalten hat?

Die Rassistin ist eine schwarze Komödie, die den Rückzug auf allzu bequeme Gewissheiten verweigert. Komisch und präzise nimmt die Autorin all die menschlichen Reflexe, Widersprüche und rhetorischen Geschütze unter die Lupe, die einen konstruktiven gesellschaftlichen Austausch über Diskriminierung so kompliziert machen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2024

Bitterböse Geschichte über moralische Verwirrungen

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Dieser Roman ist so viel: Eine Collage. Eine hochaktuelle Geschichte. Ein Denkanstoß. Und zwar ohne den berühmt-berüchtigten moralischen Zeigefinger sondern durch ein intelligentes, glaubhaftes Erzählen. ...

Dieser Roman ist so viel: Eine Collage. Eine hochaktuelle Geschichte. Ein Denkanstoß. Und zwar ohne den berühmt-berüchtigten moralischen Zeigefinger sondern durch ein intelligentes, glaubhaftes Erzählen. Und viel Komik und Humor.
Nora Rischer sieht sich plötzlich in eine Situation verwickelt, die auf den ersten Blick amüsant erscheint. Und auf den zweiten eine Katastrophe für sie und ihre wissenschaftliche Karriere darstellen könnte. Eher zufällig erreicht sie im Behandlungszimmer ihrer Ärztin die Nachricht, dass es am germanistischen Institut zu einem rassistischen Vorfall gekommen ist. Neugierig und innerlich bereits auf der Seite der Geschädigten muss sie mit Schrecken feststellen, dass es scheinbar ihr eigenes Seminar ist, über das berichtet wird. Und sie als Dozentin folglich diejenige ist, welche sich vor ihren Studierenden rassistisch geäußert und eine diskriminierende Situation geschaffen haben soll.
Was dann folgt, ist für Nora ein Wechselbad der Gefühle, eine Suche nach der eigenen Positionierung und ein Ringen um ein Verstehen des Geschehenen. Das alles verpackt in einem ebenso geschickt arrangierten wie äußerst unterhaltsamen Gedankenstrom, der Situationen aus ihrer eigenen Vergangenheit unter einem sich neu ausgerichteten und moralisch geschärften Kompass beleuchtet und so in Verbindung zu dem Verdachtsfall setzt.
Und wie die Kompassnadel schwankt auch Nora darin, welches Vorgehen als von der Gesellschaft angemessen und von ihrem Umfeld akzeptiert von ihr erwartet wird. Und ob sie sich hierzu bereit fühlt. Ist es eine Entschuldigung, offiziell und öffentlich? Ist es ein Leugnen und Abstreiten? Eine Erklärung und Rechtfertigung? Nora weiß es nicht. Und zahlreichen Lesern wird es ähnlich gehen.
„Die Rassistin“ ist ein durchaus mutiger Roman. Eine Geschichte, die einen lächeln lässt und zugleich nachdenklich und betroffen macht – und zwar gerade deshalb, weil wir dies selbst alle sein könnten. Betroffene einer derartigen Situation oder Skandals. Und dies möglicherweise zu Recht? Eine klare Antwort hierauf ist kaum zu finden, doch der Roman ist eine wichtige, intelligent konstruierte und reflektierte Annäherung an diese.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Allerfeinste Satire

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Heutzutage ist es nicht leicht, sich richtig zu verhalten und niemanden dabei zu verletzen oder zu diskriminieren. (Ist „Niemand“ eigentlich garantiert geschlechtslos?)
Jana Scheerer behauptet vorsichtshalber, ...

Heutzutage ist es nicht leicht, sich richtig zu verhalten und niemanden dabei zu verletzen oder zu diskriminieren. (Ist „Niemand“ eigentlich garantiert geschlechtslos?)
Jana Scheerer behauptet vorsichtshalber, ihr neues Buch wäre nicht von ihr, sondern von einem Freund geschrieben worden. Da geht es um Rassismus und davon kann man sich gar nicht weit genug entfernen (das meine ich ernst!)
Hier kam es zu einem rassistischen Vorfall an einer Universität. Nora Rischer ist Dozentin für Germanistik, lesbisch noch dazu, und meint, sie wäre die personifizierte Weltoffenheit. Kann ausgerechnet sie sich verquatscht haben? Und wenn ja, war es doch nicht so gemeint, wie es klingt. Ganz und gar nicht.
Der Institutsrat (und zahlreiche Freunde und Bekanntinnen der Autorin und ihres Ghostwriters) versuchen, den Vorfall aufzuklären. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Frage, ob die Geschehnisse denn wohl einen Vorfall darstellen und wie der einzuordnen wäre.
Das Buch ist nicht leicht zu lesen. Es ist ein Fest der bissigen Spitzfindigkeiten, die hier Schlag auf Schlag ausgeteilt werden und die man verdauen muss. Es ist aber auch ein erlesener Spaß. Ich habe lange nicht mehr so oft beim Lesen gelacht.
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Veröffentlicht am 06.02.2024

Plötzlich Persona non Grata

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Nora Rischer, 44 Jahre, Sprachwissenschaftlerin, Germanistikdozentin, lesbische Cis Frau mit Kinderwunsch, sitzt im unbequemen gynäkologischen Stuhl ihrer Frauenärztin, um sich künstlich befruchten zu ...

Nora Rischer, 44 Jahre, Sprachwissenschaftlerin, Germanistikdozentin, lesbische Cis Frau mit Kinderwunsch, sitzt im unbequemen gynäkologischen Stuhl ihrer Frauenärztin, um sich künstlich befruchten zu lassen. Ein kurzes Pling signalisiert ihr einen E-Mail-Eingang und die Botschaft: Rassistischer Vorfall an unserer Uni! springt ihr ins Auge. Nach kurzer eingängiger Visionierung ihres Seminars gestern, kommt sie zu der Überzeugung, der Vorwurf könne nur an sie adressiert sein, weil, ja warum eigentlich? Nun ja, sie hatte drei ihrer chinesischen, also drei ihrer Studierenden aus der Volksrepublik China empfohlen, ihre Deutschkenntnisse aufzufrischen. Hatte daraufhin jemand gelacht? Schon, aber das hat sicher auch damit zutun gehabt, dass ein anderer Studierender, der mit der Aura eines Investmentberaters, EI-NEN AUUS-SPRAACHEE-KURRSSS empfahl.

Wer hatte ihr jetzt die AStA auf den Hals gehetzt, die behauptet:

Die Lehrperson missbraucht ihre strukturelle Macht, um drei international studierenden auf Grundlage ihrer Ethnizität die Lernfähigkeit abzusprechen. S. 24

Ihr anmassendes Eingreifen habe in verletzender Weise, große Unsicherheiten bei dieser ethnischen Minderheit ausgelöst.

Bisher hatte sie sich stets für eine aufgeschlossene, liberale Lesbe gehalten, jetzt degradierte man sie zur Persona non Grata, wegen einer unbedachten Äußerung.

Fazit: Nachdem die Protagonistin erkannt hat, dass man ihr Rassismus vorwirft, entsteht in ihrem Kopf ein Tribunal, aus Überzeugungen und Selbstzweifeln. Sie lässt Szenen aus ihrer Vergangenheit Revue passieren, erruiert wann sie sich noch schuldig gemacht hat. Als sie in der weiterführenden Schule einen übergewichtigen Mitschüler Schwabbelbacke genannt hatte, vielleicht. Obwohl das ja die Idee des Lehrers gewesen war. So entsteht ein Dialog aus Stimmen, die sie verurteilen, verteidigen und freisprechen. Dabei erfahre ich auch von Noras Panikattacken, die nach dem sechsten oder siebten Übergriff eines erwachsenen Mannes gegen sie, als junges Mädchen, seltsamerweise plötzlich aufhören. Die Geschichte mag uns auf zynische Weise vor Augen führen, dass nicht jedes Wort moralisch besetzt ist und geahndet werden muss. Der derzeitige politische und akademische Diskurs scheint tatsächlich Blüten voranzutreiben, die exotisch anzusehen sind und verunsichert vielleicht mehr, als er vermeintlich von Diskriminierung Betroffene schützen möchte. Grundsätzlich mochte ich die Verkörperung dieser Idee zu einer Geschichte, es war mir aber auch ein bisschen viel. Das allerdings ist mein ganz persönlicher Geschmack.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

originell erzählt

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Schon der Vorbau zu dem Roman deutet auf die spielerische Art des Stils und dem Humor der Autorin hin.Immer wieder wird das Erzählte von unterschiedlichen Personen kommentiert.
Es geht um einen Vorfall ...

Schon der Vorbau zu dem Roman deutet auf die spielerische Art des Stils und dem Humor der Autorin hin.Immer wieder wird das Erzählte von unterschiedlichen Personen kommentiert.
Es geht um einen Vorfall bei einer Vorlesung in einer Uni als chinesische Studierende brüskiert werden. Es beginnt sofort eine Kontroverse.
Neben Rassismus werden auch andere Themen diskutiert,

Jana Scheerer erfindet einen angebliche Autor dieses Romans. Das führt zur Spiegelung der Handlung bzw. der verschiedenen Erzähler, die auftreten werden.Es werden verschiedene Sichtweisen und Verhaltensweisen abgehandelt.
Die Autorin spielt mit dem Leser und dessen Erwartungshaltung. Es wird auch gezeigt, auf welche absurde Art etwas eskalieren kann. Man kann sich ggf. in der einen oder anderen, überspitzt gezeichneten Figur, ansatzweise wiedererkennen. Das ist keine schlechte literarische Methode.

Veröffentlicht am 11.03.2024

Zwischen Sprachmacht und Diskurschaos: "Die Rassistin" im Universitätskarussell

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"Der verdammte Vorwurf! Für ein paar Minuten hat das Existentielle der Insemination das Existentielle des Vorwurfs überdeckt, und jetzt - Rischer stutzt, was ist eigentlich existentieller? Schwanger werden ...

"Der verdammte Vorwurf! Für ein paar Minuten hat das Existentielle der Insemination das Existentielle des Vorwurfs überdeckt, und jetzt - Rischer stutzt, was ist eigentlich existentieller? Schwanger werden oder gecancelt werden?" - S. 40

Nora Rischer, Dozentin in der Germanistik und inmitten der Behandlung in einer Kinderwunschpraxis, gerät durch eine rätselhafte E-Mail in einen Strudel von Selbstzweifeln und moralischen Abwägungen. Jana Scheerer entfacht in "Die Rassistin" eine schwarze Komödie, die nicht nur den Campus-Diskurs, sondern auch Nora's persönliche Identität auf den Prüfstand stellt.

Jana Scheerer, geboren 1978 in Bochum und lebend in Berlin, hat mit "Die Rassistin" einen Roman geschaffen, der sich dem Thema Diskriminierung und dem allgegenwärtigen Wunsch nach moralischer Reinheit auf ironische und tiefgründige Weise nähert. Mit einem Hintergrund in Germanistik, Amerikanistik und Medienwissenschaft sowie ihrer Erfahrung als akademische Mitarbeiterin an der Universität Potsdam, bringt sie eine einzigartige Perspektive in ihre literarische Arbeit ein.

Die Handlung des Romans nimmt Fahrt auf, als Nora Rischer, mitten in ihrer eigenen Lebenskrise, mit rassistischen Vorwürfen gegenüber ihrem Seminar konfrontiert wird. Die Erzählung wirft nicht nur Fragen nach persönlicher Verantwortung auf, sondern unterzieht auch den gesellschaftlichen Diskurs einer kritischen Analyse. In einer schwarzen Komödie aus menschlichen Reflexen und Widersprüchen entfaltet Scheerer eine Geschichte, die sich weigert, sich auf allzu bequeme Gewissheiten zurückzuziehen.

Meine Meinung zu "Die Rassistin" ist zweigeteilt. Auf der einen Seite schätze ich die auditive Darstellung verschiedener Perspektiven und Verhaltensweisen. Die Ironie und die bissigen Spitzfindigkeiten im Schreibstil sind nahezu genial, und die Autorin spielt geschickt mit den Erwartungen der Leser:innen. Andererseits war der Roman für meinen Geschmack etwas zu überladen, schwer zu verdauen und hat mich am Ende verwirrt&ratlos zurückgelassen.

Was mir persönlich gemischt aufstieß, war die Fülle an behandelten Themen. Obwohl die Vielfalt der Themen wie Rassismus, Alltagsdiskriminierung, Frauenfeindlichkeit und mehr ohne erhobenen Zeigefinger beleuchtet wird, fühlte ich mich zeitweise von der Überladung der Handlung überwältigt. Die ironischen und bissigen Spitzen im Schreibstil erforderten eine sorgfältige Verarbeitung, um die tiefgründige Bedeutung nicht zu übersehen.

Trotz der wichtigen Themen, die ohne erhobenen Zeigefinger behandelt werden, und der Anerkennung für die einzigartige Idee hinter dem Buch, konnte ich nur wenig aus dem Werk ziehen. Dies ist vor allem dem Schreibstil geschuldet, der nicht meinem persönlichen Geschmack entspricht, daher 3 von 5 Sternen.

"Das war weder eine Beleidigung noch rassistisch, glaubt mir doch, das war echt nicht rassistisch, wirklich nicht, überhaupt nicht rassistisch, rassistisch - jetzt empfindet Rischer sie doch, die semantische Sättigung, aber sie hilft gar nicht, das Wort kratzt ohne seine Bedeutung genauso schlimm, ihr wird kalt, ihr Herzschlag erhöht sich, das ist nicht auszuhalten, der Vorwurf muss aus der Welt, sofort..." - S. 47

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