Hat mich enttäuscht.
Bisher habe ich noch kein Buch der Autorin Richelle Mead gelesen, allerdings muss ich zugeben, dass ich trotzdem sehr hohe Erwartungen an "The Promise – Der goldene Hof" gehabt habe. Die Aufmachung des ...
Bisher habe ich noch kein Buch der Autorin Richelle Mead gelesen, allerdings muss ich zugeben, dass ich trotzdem sehr hohe Erwartungen an "The Promise – Der goldene Hof" gehabt habe. Die Aufmachung des Buches ist wunderschön und die Autorin hat mit ihrer „Vampire Academy“-Reihe schon sehr viele Fans, auch in Deutschland, gesammelt. Da mich Vampire seit einiger Zeit nicht mehr so besonders interessieren, wollte ich es mit ihrer Neuerscheinung versuchen, allerdings hat mich dieses Buch auch bei weitem nicht so angesprochen, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Zunächst einmal war ich ein bisschen verwirrt von den Informationen über das Buch an sich. Anfangs dachte ich, dass dieses Buch ein Einzelband ist, allerdings habe ich schnell festgestellt, dass es Teil einer Reihe ist und diese wohl drei Bücher umfasst. Nach Beenden von "The Promise – Der goldene Hof" hat es mich natürlich interessiert, ob Elizabeths Geschichte weitergeht und sich einige Kritikpunkte, die ich unten aufführe, daher in Luft auflösen. Allerdings habe ich gelesen, dass der zweite Band die gleiche Geschichte, nur aus der Perspektive eines anderen Mädchens am Goldenen Hof (Mira, eine Freundin von Elizabeth) erzählt wird. Die Bücher müssen also nach meinen Informationen nicht in einer gewissen Reihenfolge gelesen werden, weshalb die einzelnen Bände wohl einen abgeschlossenen Plot erzählen. Das habe ich so aus einer Book-Community erfahren; es ist also keine Garantie! Trotzdem muss ich sagen, dass ich das ziemlich blöd finde. Mira erzählt bestimmt eine spannende Geschichte (einige Andeutungen und Geheimnisse gibt es im ersten Band!), aber für mich ist das leider keine Reihe und nach derzeitigem Stand werde ich mir den zweiten Band dann auch sparen. Nun aber zur eigentlichen Bewertung:
Eigentlich hätte "The Promise" genau das sein müssen, was mich anspricht. Ich liebe Geschichten von Adeligen, von Prunk und diesen tollen Kleidern. Ich lese gerne von Rebellinnen, von Flucht, von jungen Frauen, die sich was trauen, um sich und ihre Familie zu retten, die sich bei der Reise verlieben und denen eventuell sogar ein Happy End vergönnt ist. Es hätte genau meins sein müssen! Aber das war es nicht. Die Geschichte hat mich schlichtweg gelangweilt. Es gab schon einige Stellen, die mein Interesse geweckt haben und es gab auch viele spannende Ereignisse, aber trotzdem hat mich der Plot einfach nicht packen oder überzeugen können. Gerade ab der Hälfte des Buches war ich oft kurz davor, Seiten nur zu überfliegen, statt sie richtig zu lesen (was ich im Endeffekt aber dann doch nicht getan habe), weil ich das Buch einfach nur so schnell wie möglich beenden wollte. Es machte auf mich den Eindruck, als wolle die Autorin zu viel, als wolle sie jeden erdenklichen Stein ins Rollen bringen und die Hauptprotagonistin vor jede mögliche Prüfung stellen. Daraus entstand für mich eine Geschichte, die sehr umfassend und weitschweifend war, den eigentlichen Fokus aber vollkommen aus dem Blick verloren hat und mich damit auch leider überhaupt nicht mehr abholen konnte.
Schade fand ich das vor allem deswegen, weil die erste Hälfte des Buches meiner Meinung nach gut erzählt war. Die Charaktere wurden dabei gut eingeführt, der Leser hatte Zeit, zu jedem eine Beziehung aufzubauen und auch der Plot wurde relativ dynamisch und logisch erzählt. Aus welcher Motivation heraus Elizabeth zum Goldenen Hof will, wie sie es schafft, wie sie Freundschaften knüpft und sie ihre wahre Identität vor allen verbergen muss. Dass sie Cedric kennenlernt und man als Leser schon das Knistern bemerkt. Das alles war solide, es war gut, es war überzeugend. Die zweite Hälfte war es meiner Meinung nach aber leider nicht, denn diese glänzte nur durch extreme Wendungen, unglaubwürdige Verläufe und über-konstruierte Nebenplots. Es bleibt schon weiterhin spannend, aber so wirklich ernst nehmen konnte ich das nicht mehr und wurde deswegen auch nicht allzu sehr vom Plot gefesselt. Im Gegenteil: Ich hatte einfach nur gehofft, die Autorin bringt die Geschichte halbwegs glaubwürdig zu Ende. Aber auch der Schluss hat mich nicht wirklich berührt oder bewegt. Er ist mir auch nicht länger im Gedächtnis geblieben, weil gerade gegen Ende alles so abrupt und undurchsichtig wirkte. Vielleicht deshalb, weil auf wenigen Seiten ein Konflikt entfacht und wieder gelöst wird, der nur nebensächlich mal angesprochen wurde, der aber gleichzeitig zu dem absoluten Umschwung in der Gesellschaft und im Goldenen Hof führt.
Die Charaktere haben mir da schon ein Stück weit mehr gefallen, aber auch da sah ich einige Schwächen. Adelaide – die adlige Elizabeth – ist die Hauptprotagonistin, von der ich mir im gesamten Buch ein wenig mehr erhofft habe. Sie ist eine junge, sympathische Frau, die eine Vision hat und dafür flieht. Ich habe eine Zeit lang gebraucht, um eine Bindung zu ihr aufzubauen und sie zu verstehen, mit der Zeit ist mir aber dann doch noch gelungen. Dennoch ... sie ist die Hauptprotagonistin! Die starke, die rebellische, die durchsetzungsstarke. Wo bitte war das? Wo war die Rebellion? Wo war das Aufbegehren? Wo war der Kampf? Wo war die Verurteilung für das, was der Goldene Hof aus ihr gemacht hat? Wieso nimmt sie ihr Schicksal stillschweigend hin? Wieso findet sie es in Ordnung, dass die jungen Mädchen an den meistbietenden Kerl verscherbelt werden? Wieso findet sie es normal, dass die meiste Zeit von Provision, von Mitgift, von Verkauf, von „Ware“ als Wort für die Frauen gesprochen wird? Es hätte so gut werden können, es hatte so viel Potenzial. Und es hat mich so unfassbar gefrustet, dass nichts davon eine Rolle gespielt hat und dass nichts davon in irgendeiner Art und Weise thematisiert wurde. Das war ziemlich enttäuschend, gerade für eine Protagonistin in einem Fantasy-Buch, das für Mädchen ab 14 Jahren empfohlen wird und damit meiner Meinung nach eine vollkommen falsche Botschaft sendet.
Cedric hat mir dagegen schon um einiges besser gefallen. Seine humorvolle, beschützerische Art fand ich in dem ganzen Trubel doch erfrischend. Ansatzweise hatte ich natürlich auch von ihm ein bisschen mehr erwartet. Vielleicht dass er Elizabeth bei einem Aufstand gegen seinen Vater und das Unternehmen unterstützt, aber im Großen und Ganzen hat er sie vor allem beschützt und versucht, ihr ein schönes Leben zu ermöglichen. Eine andere Rolle stand ihm wohl einfach nicht zu. Trotzdem hat er das gewisse Knistern in die Geschichte gebracht und ich war sehr froh, dass es zumindest eine echte Liebesgeschichte gab. Natürlich gab es auch andere Charaktere, die maßgeblich am Verlauf der Geschichte beteiligt waren, wie zum Beispiel Cedrics Vater Jasper, Elizabeths Freundinnen Mira und Tamsin oder der Gouverneur Warren. Ich glaube, es ist wirklich sehr selten der Fall, aber in diesem Buch fand ich die Randfiguren bei weitem besser ausgearbeitet, als die Figuren, auf die es ankam. Gerade Mira und Tamsin sind sehr stark aufgetreten, haben die richtige Menge Geheimnisse und Mystery in die Geschichte gebracht, Elizabeth immer wieder geholfen oder sie in die richtige Richtung gedrängt. Auch der Anwalt Nicholas hat mir sehr gut gefallen, vor allem, da er trotz kurzer Auftritte am Ende doch maßgeblich an den Entwicklungen und dem Schluss beteiligt ist.
Der Schreibstil der Autorin hat mir dagegen doch gut gefallen. Wie gesagt, es ist mein erstes Buch von Richelle Mead, deshalb hatte ich nicht allzu viel erwartet, aber ich war doch überrascht, wie mühelos ich durch die Seiten geflogen bin. Die Beschreibungen der „Neuen Welt“, der Kleider, der Nebenfiguren und der allgemeinen Umgebung haben mir gefallen und auch die entstandene Atmosphäre. Gerade dieses "alte" Feeling, die Aristokratie, Stellungen im Königreich u.a. haben mich überzeugt und ein wenig getröstet.
Fazit
Zusammenfassend kann ich zu "The Promise – Der goldene Hof" nur sagen, dass ich weder den Plot besonders überzeugend fand, noch das Auftreten der Hautprotagonistin. Ich hatte mir von dem Buch in vielen Aspekten viel viel mehr erhofft, weswegen ich dem Werk von Richelle Mead nur sehr wacklige 2,5 Sterne geben kann.