Cover-Bild Mütter Europas
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Ersterscheinung: 15.02.2024
  • ISBN: 9783406813887
Karin Bojs

Mütter Europas

Die letzten 43 000 Jahre
Erik Gloßmann (Übersetzer)

Wie lebten Frauen in der Stein- und Bronzezeit? Wie waren die Geschlechterverhältnisse in der Zeit vor Erfindung der Schrift? Bis vor Kurzem beruhten alle Antworten auf diese Fragen mehr oder weniger auf Spekulation. Doch seit DNA-Analysen für die prähistorische Forschung zur Verfügung stehen, hat sich dies geändert. Dieses Buch trägt die neuesten Ergebnisse zusammen und fragt, wann und warum in Europa das Patriarchat entstand.

Die Prähistorikerin Marija Gimbutas entwickelte in den 1950er Jahren eine Theorie, nach der in «Alteuropa» eher friedliche, matrilineare Gesellschaften existiert hätten, die einem Kult der Muttergöttin huldigten und eher gleiche Geschlechterverhältnisse produzierten. Diese Gesellschaften seien durch patriarchalisch orientierte Reitervölker aus dem Osten verdrängt worden. Gimbutas Thesen wurden lange Zeit weitgehend abgelehnt, doch die neuesten DNA-Analysen stützen sie teilweise. Sie weisen die von ihr beschriebenen Wanderungsbewegungen nach und auch einen Wandel in den Geschlechterbeziehungen. Karin Bojs führt an die Ausgrabungsorte, analysiert die Funde und sucht nach den Faktoren, die patriarchalische Strukturen begünstigten. Eine spannend geschriebene Entdeckungsreise in die Welt der Archäologie.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2024

EIne Leseempfehlung!

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In diesem Buch “Mütter Europas - Die letzten 43.000 Jahre” geht die schwedischen Wissenschaftsjournalistin Karin Bojs (Übersetzung Erik Gloßmann) unter anderem folgenden spannenden Fragen nach:

Wann ...

In diesem Buch “Mütter Europas - Die letzten 43.000 Jahre” geht die schwedischen Wissenschaftsjournalistin Karin Bojs (Übersetzung Erik Gloßmann) unter anderem folgenden spannenden Fragen nach:

Wann und warum entstand das Patriarchat?
Wie lebten Frauen in der Stein- und Bronzezeit?
Wie waren die Geschlechterverhältnisse in der Zeit vor Erfindung der Schrift?

Die Antworten darauf beruh(t)en bislang mehr oder weniger auf Spekulationen, zumal die Wissenschaft männlich dominiert ist und die Funde aus der Vorzeit vorrangig aus Stein, Ton oder Wandmalereien bestehen. Organisches Material wie Stoffe oder Leder sind nur rudimentär vorhanden.

Erst seit den prähistorischen Forschungen die Möglichkeit aus Knochenfragmenten oder Zähnen mittels DNA-Analysen zu untersuchen, zur Verfügung steht, gibt es auf einige Fragen Antworten. Allerdings werfen genau diese Antworten dann neuerliche Fragen auf.

In 24 Kapiteln geht Karin Bojs auf die neuen Forschungsansätze ein, die von den DNA-Analysen bestätigt werden. Sie stützt sich vor allem auf die Theorie der Prähistorikerin Marija Gimbutas, die in den 1950-er Jahren eine Theorie entwickelt hat, nach der in «Alteuropa» eher friedliche, matrilineare Gesellschaften existiert hätten, die einem Kult der Muttergöttin huldigten und eher gleiche Geschlechterverhältnisse produzierten. Dieser Theorie zufolge, sind diese Gesellschaftsstrukturen durch patrilineare Reitervölker aus dem Osten verdrängt worden - und das nicht nur ein Mal.

Karin Bojs nimmt uns mit auf die verschlungenen Wanderungen, die die Menschen der Ur- und Frühgeschichte unternommen haben. Dabei spart sie Klimaveränderungen wie Eiszeiten nicht aus. Diese Änderungen in den Lebensbedingung zwingen die Menschen ihr angestammtes Territorium zu verlassen und sich einen neuen Lebensraum zu suchen. Dabei treffen sie auf Gegenden, die bereits bewohnt sind und gehen Beziehungen ein. Zahlreiche dieser Migrationen sind durch DNA-Analysen eindeutig belegt. So werden aus Jägern und Sammlern sesshafte Bauern, die wildlebende Tiere domestizieren und Pflanzen kultivieren.

Die Autorin geht dabei sehr detailliert auf die Rolle der Frauen ein. Leider sind ihre Spuren, weil sie ja eher mit organischem Material hantieren in der Dunkelheit der Vergangenheit verschwunden.

Schmunzeln musste über die Diskussionen, ob die, als „Venus von Willendorf“ bekannte Statuette eine Mütze oder geflochtene Haare auf ihrem Kopf trägt. Die Mütze, so die Autorin, lässt auf handwerkliche Fähigkeiten der Frauen schließen: Schafe halten, Wolle ernten, spinnen, färben und verarbeiten. Die geflochtenen Haare scheinen männliche Ansichten von Frauen zu entspringen.

Der Schreibstil ist für Leserinnen wie mich, die sich schon länger mit Ur- und Frühgeschichte beschäftigen sehr gut zu lesen. Für manch andere wird der Griff zur Internet-Recherche notwendig sein.

Besonders interessant finde ich die Anregung, das bisher gebräuchliche Dreiperiodensystem die Zeiten der Menschheitsgeschichte (also Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit) anders einzuteilen und entsprechend umzubenennen. (siehe Kapitel 2).

"Wir stehen noch am Anfang einer wissenschaftlichen Revolution, aber immerhin hat sie schon begonnen."

Zwei Landkarten, 19 Abbildungen der Artefakten sowie ein ausführliches Personen- und Ortsverzeichnis ergänzen das Buch, das im Verlag C.H.Beck erschienen ist. Ich empfehle, die Print-Ausgabe zu lesen, denn hier lassen sich interessante Stellen, zu denen vielleicht noch ergänzende Erklärungen notwendig sind, durch Lesezeichen oder Post-it leicht markieren.

Fazit:

Dieser spannende Entdeckungsreise in die Welt der Ur- und Frühgeschichte, die nun am Anfang einer wissenschaftlichen Revolution steht, gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.05.2024

Mütter Europas: Wie DNA-Forschung unsere Geschichte neu schreibt

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"Mütter Europas. Die letzten 43 000 Jahre" von Karin Bojs ist ein Buch, das die Rolle der Frauen in der europäischen Geschichte beleuchtet. Karin Bojs, ehemalige Leiterin der Wissenschaftsredaktion der ...

"Mütter Europas. Die letzten 43 000 Jahre" von Karin Bojs ist ein Buch, das die Rolle der Frauen in der europäischen Geschichte beleuchtet. Karin Bojs, ehemalige Leiterin der Wissenschaftsredaktion der schwedischen Tageszeitung "Dagens Nyheter", hat für ihre Arbeit zahlreiche Auszeichnungen erhalten und ist Ehrendoktorin der Universität Stockholm. Nach ihrem Bestseller "Meine europäische Familie" setzt sie nun ihre Reise durch die Geschichte mit einem besonderen Fokus auf Frauen fort.

In diesem Buch untersucht Karin Bojs die Entwicklung der Geschlechterverhältnisse von der Steinzeit bis zur Bronzezeit. Sie beleuchtet, wie Frauen in diesen frühen Gesellschaften lebten und wie sich ihre Rolle im Laufe der Zeit verändert hat. Basierend auf den neuesten DNA-Analysen und archäologischen Funden, stellt Bojs die Theorie der Prähistorikerin Marija Gimbutas vor, die matrilineare, friedliche Gesellschaften in "Alteuropa" postulierte, welche durch patriarchalische Reitervölker aus dem Osten verdrängt wurden. Das Buch führt uns an verschiedene Ausgrabungsorte und zeigt auf, wie die Forschung von Frauen die "Schlagseite der Geschichte" durch rein männliche Perspektiven korrigiert hat.

Besonders beeindruckend finde ich die detaillierte Präsentation der Fortschritte in der DNA-Forschung, die mit archäologischen und paläontologischen Erkenntnissen abgeglichen werden. Die thematische Gliederung des Buches kann ich zwar nachvollziehen, aber mit der zeitlichen und örtlichen Einordnung hab ich mir schwer getan. Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar, und die vielen Quellen und Belege machen den Eindruck eines soliden recherchierten wissenschaftlichen Werks.

Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die anschauliche Darstellung der Wanderbewegungen in der Prähistorie und wie diese die gesellschaftlichen Strukturen (noch heute) beeinflussten. Dies war für mich besonders augenöffnend und zeigte, wie dynamisch und komplex die frühgeschichtlichen Gesellschaften waren. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass bestimmte Aspekte, wie die patriarchalischen Strukturen und deren Ursachen, noch tiefer untersucht worden wären.

Das Buch ist gut recherchiert und bietet eine Fülle an faszinierenden Details, die mir zum großen Teil neu waren. Für Leserinnen wie mich, die sich noch nicht wirklich mit Ur- und Frühgeschichte beschäftigt haben oder schon vor langer zeit von der Schule abgegangen sind, ist das Buch manchmal eine Herausforderung und ich musste manches "googeln".

"Mütter Europas" ist alles in allem aber ein gut recherchiertes und anschaulich geschriebenes Buch, das einen neuen Blick auf die Geschichte der Geschlechterverhältnisse in Europa bietet. Trotz einer kleinerer Kritikpunkte hat mich das Buch durch seine Tiefe und den Umfang der präsentierten Informationen überzeugt. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Zum Ursprung

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Geschichte ist ein unglaublich spannendes und weitläufiges Themengebiet und die verschiedensten Ereignisse wurden bereits aus den verschiedensten Blickwinkeln analysiert. Interessant ist dabei natürlich ...

Geschichte ist ein unglaublich spannendes und weitläufiges Themengebiet und die verschiedensten Ereignisse wurden bereits aus den verschiedensten Blickwinkeln analysiert. Interessant ist dabei natürlich immer der aktuelle Stand der Wissenschaft der jeweiligen Zeit und so bleibt es nicht aus, das sich Lehrmeinungen, die zu ihrer Zeit revolutionär waren, später als schlichtweg falsch herausstellen und letztlich ganze Geschichtsbücher neu geschrieben werden müssen.

Auch über die Entwicklung des modernen Menschen, vom Affen hin zum aufrecht gehenden Neandertaler bis zu uns, die wir heute in Europa leben, wurde schon viel geforscht und die Ergebnisse dieser Forschung bildete die Grundlage dessen, was ich in der Schule gelernt habe. Meinen Enkeln wird sich später im Schulunterricht allerdings schon ein ganz anderes Bild zeigen.

Mit modernsten DNA Analysen ist es Prähistorikern mittlerweile gelungen unsere Entstehungsgeschichte immer detaillierter nachzuverfolgen. Funde werden neu bewertet und wir müssen die Sichtweise auf das Leben unserer Vorfahren überdenken. Es wird deutlich, das Funde oft fehlinterpretiert wurden, teils aus Unwissenheit, teils aber einfach auch, weil sie so besser in unser patriarchalische System passen. Die Vorstellung vom starken Steinzeitjäger, der seiner Familie das Mammut nach Hause bringt und den Frauen, die in der Zwischenzeit die Höhle sauber halten, ist allerdings überholt und nach den neuesten Erkenntnissen schlichtweg falsch.

Wie unsere Entwicklung, von einer nahezu gleichberechtigten Gesellschaft, über Jahrhunderte hin zu dem führen konnte, was heute unser allgemeines Weltbild bestimmt, wird im vorliegenden Buch anschaulich erklärt. Karin Bojs zeichnet die Wege unserer Vorfahren sehr detailliert nach, anhand bekannter Funde erklärt sie, wie verbreitet der Kult rund um eine "Muttergöttin" war und wie sich dieser im Laufe der Zeit gewandelt hat. Die Gründe hierfür sind vielfältig und auch ihnen geht die Aurorin nach, wobei sie die Arbeiten vieler Historiker*innen in ihre Überlegungen einbezieht.

Trotz der vielen wissenschaftlichen Fakten ist das Buch leichtgängig geschrieben und bietet neben interessanten Fakten auch viel Unterhaltung. Unterstützt werden die Texte mit einigen Fotografien, erklärenden Karten, einem umfassenden Quellennachweis und verschiedenen Registern zu Personen und Orten.

Das Buch erklärt woher wir kommen und räumt auf mit veralteten Denkmustern und Klischees. Die neuesten Methoden der DNA Analyse machen deutlich, dass wir Europäer ein weitgereister, buntgemischter Haufen sind und das ist gut so.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Spannend und herausfordernd

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“Mütter Europas - Die letzten 43’000 Jahre” wurde von Karin Bojs, einer schwedischen Wissenschaftsjournalistin, geschrieben und von Erik Gloßmann ins Deutsche übersetzt. Ein herzliches Dankeschön von mir ...

“Mütter Europas - Die letzten 43’000 Jahre” wurde von Karin Bojs, einer schwedischen Wissenschaftsjournalistin, geschrieben und von Erik Gloßmann ins Deutsche übersetzt. Ein herzliches Dankeschön von mir an den C.H.Beck Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine Meinung ist natürlich trotzdem meine eigene.
In “Mütter Europas” geht die Autorin der Frage nach, welche Rolle Frauen in den frühen menschlichen Gesellschaften innehatten. Und wann und wie sich das Patriarchat etablierte. Bojs beschreibt die Entwicklung von Jäger und Sammler Gesellschaften zu sesshaften Bauerngesellschaften. Dabei vollzieht sie auch anhand diverser Ausgrabungsfunde, sprach- und schriftwissenschaftlicher Erkenntnisse, der Domestizierung von Pflanzen und Nutztieren, sowie Handelsgütern und Begräbnistraditionen verschiedene Migrationswellen und Wanderbewegungen von Mensch und Kultur nach, deckt Verschmelzungen und gegenseitige Einflüsse auf. Besonders dienlich sind ihr dabei neue Methoden und Ergebnisse der DNA Analyse, die es möglich machen, Väter- und Mütterlinien durch die Zeit zu verfolgen.
Das Buch wird als populärwissenschaftliches Werk vermarktet, was aber nicht heisst, dass es deshalb einfach zu lesen und nachzuvollziehen wäre. All die Namen der verschiedenen Kulturen und Fundstätten waren für mich schwer zu überblicken. Und da ich das Buch als ebook auf dem Reader gelesen habe, waren auch die angefügten Karten, welche das Nachvollziehen der Wanderbewegungen erleichtert hätten, für mich leider unbrauchbar. Eine weitere Ebene der Komplexität fügten die wissenschaftlichen Methoden hinzu, mit der Bojs ihre Geschichte der Mütter unterlegt. Da ich nur mit einigen davon vorgängig vertraut war, waren einige Argumente und Schlussfolgerungen für mich wenig nachvollziehbar. Gerade für die DNA Analyse, die hier eine so grosse Rolle spielt, hätte ich mir eine erklärende Einführung gewünscht. So war ich zumindest am Anfang doch etwas verloren und es dauerte eine Weile, bis ich einen roten Faden ausmachen konnte und sich mir gewisse Mechanismen, Zusammenhänge und Techniken erschlossen haben. Die Lernkurve war dann (auch mit etwas eigener Recherche neben der Lektüre) recht steil und so wurde das Buch dann für mich auch immer interessanter, als ich zunehmend mehr verstand, wovon die Autorin spricht. Um die fachliche Ebene zu beurteilen, fehlt mir natürlich weiterhin die Expertise.
Während ich den Inhalt von “Mütter Europas” grundsätzlich sehr spannend fand, hätte ich mir vielleicht mehr strukturelle Klarheit und sprachliche Prägnanz gewünscht. Es kam öfters zu Wiederholungen, die zwar einerseits hilfreich waren, aber auch Verwirrung stifteten, da sie nicht als solche gekennzeichnet waren. Manchmal fiel mir dann erst nach einer Weile auf, dass es sich hier nicht um neue Information handelte.
Und noch einmal: Ich fand “Mütter Europas” sehr interessant und lehrreich. Einerseits im Hinblick auf die kulturelle und soziale Entwicklung in Europa und die Rolle der Mütter in frühen Gesellschaften. Besonders ansprechend und beeindruckend finde ich die Vielfalt und -zahl der Informationsquellen, Fachgebiete und Perspektiven, die Bojs einbezieht, um diese komplexe kulturelle und soziale Geschichte unserer Spezies zu zeichnen. Andererseits war es für mich intellektuell eine Herausforderung, teilweise an der Grenze zur Frustration. Zum Genuss der Lektüre empfiehlt sich auf jeden Fall das Printexemplar. Und bestenfalls gewisse Grundkenntnisse der Materie.

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