Cover-Bild Dinge, die vom Himmel fallen
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: mareverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 14.02.2017
  • ISBN: 9783866482425
Selja Ahava

Dinge, die vom Himmel fallen

Stefan Moster (Übersetzer)

Sachen gibt es, die gibt es gar nicht. Einen Eisbrocken etwa, der mitten im Sommer vom Himmel stürzt und der achtjährigen Saara auf tragische Weise die Mutter nimmt. Wenig später widerfährt auch Saaras Tante Unwahrscheinliches, als sie zum zweiten Mal im Lotto gewinnt – und vor Schreck in einen dreiwöchigen Dornröschenschlaf fällt. Und dann ist da noch der Fischer aus Schottland, der wiederholt vom Blitz getroffen wird – und sein Schicksal dennoch immer wieder aufs Neue herausfordert.
Was passiert, wenn von einem Moment auf den anderen nichts mehr ist, wie es war? Wenn ein kleiner Zufall die ganze Welt ins Wanken bringt?
In ihrem prämierten neuen Roman erzählt Selja Ahava eine Geschichte von den unberechenbaren Launen des Schicksals, schmerzhaft und ehrlich, tröstlich und märchenhaft leicht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2017

Ein ungewöhnlicher Roman traurig wie tröstlich

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Dinge die vom Himmel fallen
von Selja Ahava
erschienen am 14. Februar 2017
im mare verlag
Roman

Ein Roman über die Launen des Schicksals.
Die Darstellung der Macht der Zufälle.
Eine Familie die mit bösen
aber ...

Dinge die vom Himmel fallen
von Selja Ahava
erschienen am 14. Februar 2017
im mare verlag
Roman

Ein Roman über die Launen des Schicksals.
Die Darstellung der Macht der Zufälle.
Eine Familie die mit bösen
aber auch mit guten Schicksalsschlägen fertig
werden muss. Es geht um Glück und Pech und wie man
damit umgeht.
Auch wer noch so vorsichtig ist im Leben
kann die Schicksalsschläge nicht verhindern.
Jeder muss lernen damit fertig zu werden.
Jedes Familienmitglied verarbeitet seine
Last anders. Wann ist man ein Glückspilz bzw.
ein Pechvogel. Wo liegt die Grenze?
Der Roman führt uns in eine Kinderwelt die etwas
Wundersames und märchenhaftes hat.
Die Erzählperspektive wechselt dabei.
Am Anfang wird aus kindlicher Sicht erzählt später aus
der Sicht Erwachsener. Es gibt auch einen Briefwechsel
der mich Hoffen ließ.
Am Ende aber wird es sehr düster und traurig.
Die Charaktere sind sehr lebensecht dargestellt.
Sie sind nicht einfach, haben ihre Ecken und Kanten.
Kommen teilweise sehr spröde rüber.
Selja Ahavs Schreibstil ist wunderbar poetisch.
Ein großes Lob an den Übersetzer Stefan Moster.
Es ist ein Buch das zum Nachdenken veranlasst und
lange nachklingt.
Ein ungewöhnlicher Roman traurig wie tröstlich.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Ungewöhnliches aus dem hohen Norden

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In der Familie der kleinen Saara geschehen Dinge, die so ungewöhnlich sind, dass andere Menschen sie nur vom Hörensagen kennen: die Tante knackt zweimal im Abstand von wenigen Jahren einen Lottojackpot ...

In der Familie der kleinen Saara geschehen Dinge, die so ungewöhnlich sind, dass andere Menschen sie nur vom Hörensagen kennen: die Tante knackt zweimal im Abstand von wenigen Jahren einen Lottojackpot in astronomischer Höhe und Saaras noch junge, lebensfrohe Mutter Hannele wird von einem herabfallenden Eiszapfen auf überaus brutale Weise getötet - gespaltet gewissermaßen. Saaras Vater Pekka vermag es nicht, seiner kleinen Tochter eine Stütze zu sein und so ziehen die beiden zur Tante - Annu, die von ihrem ersten Lottogewinn einen riesigen Gutshof gekauft hat - dort kann sich im Prinzip jeder entfalten und Annu ist auf ihre eigene, ungewöhnliche Art durchaus für Saara da.

Bis zum zweiten Lottogewinn, nach dem Annu sich verliert, Pekka eine neue Lebensgefährtin findet und für Saara eine neue Zeit mit Stiefmutter beginnt.

Ein Buch, das an Skurrilität kaum zu überbieten ist, auch nicht an ungewöhnlichen Stilmitteln. Es wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, teilweise wird das Buch sogar zum Briefroman. Klare, rationale Ereignisse vermengen sich mit dem Unerklärlichen, Unfassbaren - ein Phänomen, das sich durch den ganzen Roman zieht.

Und neben den Figuren sind es auch zwei Häuser: Das Sägemehlhaus, wie Saaras Elternhaus genannt wird und Annus Gutshof, die mit ihrer Atmosphäre und Präsenz eine nicht unbeträchtliche Rolle spielen und die ohnehin schon ungeheure Dichte des kurzen Romans noch vertiefen.

Ich habe mich stellenweise irritiert und verwirrt gefühlt, doch bin ich der Ansicht, dass die Autorin dadurch die Empfindungen der Protagonisten, nicht nur von Saara, auf den Leser übertragen und ihm dadurch ihre Lage umso näher bringen will. In meinem Fall ist ihr das gelungen: auch wenn dies kein Roman ist, der mich begeistert, hat er doch definitiv etwas in mir berührt.

Definitiv keine leichte Kost, kein Roman, den man zur Zerstreuung oder Entspannung liest, doch wer Ungewöhnliches und Skurriles, ja Morbides mag, der wird möglicherweise Gefallen daran finden.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Bringt einen zum Nachdenken

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"Mein Vater versuchte immer, uns zu beschützen, aber das reichte am Ende nicht. Er hat sich zu sehr auf die Wände konzentriert und dabei den Himmel vergessen." S.81

Selja Ahava erzählt die Geschichte ...

"Mein Vater versuchte immer, uns zu beschützen, aber das reichte am Ende nicht. Er hat sich zu sehr auf die Wände konzentriert und dabei den Himmel vergessen." S.81

Selja Ahava erzählt die Geschichte einer Familie dessen Leben von vielen, unwirklich erscheinenden, Ereignissen geprägt wird. Manchmal reicht eben nur ein Moment aus um das bisherige Leben auf den Kopf zu stellen. Und wie man damit umgeht ist bei jedem anders.
Saara ist 8 Jahre alt als ihre Mutter von einem Eisblock erschlagen wird, ihre Tante Annu gewinnt zwei Mal den Jackpot im Lotto. Es geht darum wie die beiden sowie Saara's Vater mit der ganzen Situation umgehen, denn wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass das Schicksal einen so trifft? Natürlich stellen sich die Protagonisten die Frage ob alles nur ein Zufall ist oder doch eine höhere Bedeutung hat. Und wie kann es sein, dass ein Mann vier Mal vom Blitz getroffen wird und es überlebt, was gibt er für eine Erklärung dafür? Ist es nur Pech?
Dieser Roman ist kurz und hallt dennoch lange nach. Wird zu Beginn noch aus der leicht kindlichen und doch auch erwachsenen und nüchternen Sicht von Saara erzählt, die mir mit ihrer Art einen anderen Blick auf die Welt gewährt, nimmt die Erzählkunst gegen Ende eine leicht düstere, erwachsene und melancholische Wendung an was auch am vorrübergehenden Perspektivwechsel liegt.
Es ist flüssig zu lesen, mit einigen märchenhaften Zügen versehen -die man jederzeit auf die Protagonisten beziehen kann- und die Erzählweise ist so gut, dass man es kaum schafft sich der ausbreitenden Hilflosigkeit zu entziehen die einen befällt.
Hat mir die erste Hälfte des Buches noch gut gefallen, wurde ich von der Entwicklung in der zweiten Hälfte regelrecht aufgewühlt. Der Zeitsprung um vier Jahre kam schnell, unvorbereitet und hat bei mir eher einen verwirrten Eindruck hinterlassen sowie noch mehr Fragen aufgeworfen.
Konnte ich am Anfang noch den Protagonisten folgen, sie teilweise verstehen, war mir auf den letzten Seiten vieles unerklärlich, weil sich gleichermaßen nichts und doch so vieles verändert hat womit ich mich nicht anfreunden konnte. Gerade was die Vater-Tochter Beziehung angeht und die neue Person in ihrem Leben. Es gibt nur wenige Dialoge und die meisten Gefühle der Charaktere kann man eher erahnen. Gerade bei Saara muss man zwischen den Zeilen lesen.
Und dennoch habe ich sehr gerne aus ihrer Sicht gelesen, habe mich einfach in den Erzählungen verloren. Sie ist solch ein kluges Kind, das mit seiner Trauer allein gelassen wird, weil die Erwachsenen zu sehr mit ihren eigenen Gedanken zu kämpfen haben. Man spricht zu wenig mit ihr, erklärt ihr nicht genug und bietet ihr keinen Halt was es mir erschwert hat die anderen zu mögen. Ich hätte nur zu gerne die ganze Geschichte aus ihrer Perspektive gelesen.

"Manchmal fällt der Himmel herab, manchmal sinkt der Erdboden ein. Manchmal trifft einen ein so unfassbar es Glück, dass es schwer ist, damit weiterzulesen. Manchmal passiert etwas -nur ein einziges Mal-, aber man muss den Rest seines Lebens über das Warum nachdenken. Manchmal passiert nichts, und man denkt den Rest seines Lebens darüber nach, warum es nicht passiert ist." S.115

Ein Roman bei dem man unbedingt mitdenken muss, es ist keine leichte Kost sondern hat zumindest bei mir dazu geführt, dass ich mir auch um mein Leben und Sichtweisen Gedanken mache.
Er hat in mir verschiedene Gefühle hervorgebracht und ich kann versprechen, dass nichts in diesem Buch so kommt wie man es erwartet. Es überrascht, lässt viele Fragen aufkommen und ich komme nicht umhin auch einen Tag später über die Geschichte zu grübeln.
Und auch wenn es inhaltlich nicht immer mein Fall war so habe ich das Sprachliche mehr als genossen. Es gibt viele Sätze, die ich mir am liebsten niedergeschrieben hätte, weil sie aus so viel Wahrheit bestehen.
Es ist ein Buch das man gelesen haben muss um zu verstehen worüber es auch nur ansatzweise handelt. Eine Zusammenfassung reicht da ehrlich gesagt nicht aus, man muss es selber erleben.
Wenn man sich also nicht davor scheut ein Buch voller Melancholie zu lesen und anspruchsvolle Lektüre mag ist es auf jeden Fall einen Versuch wert. Von mir bekommt es 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.05.2017

Zufälle gibt‘s

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Die 8-jährige Saara verliert ihre Mutter an einem strahlenden Frühsommertag; sie wird von einem Eisbrocken erschlagen, der sich von einem Flugzeug löste. Saara trauert, doch in ihrer Trauer fragt sie sich ...

Die 8-jährige Saara verliert ihre Mutter an einem strahlenden Frühsommertag; sie wird von einem Eisbrocken erschlagen, der sich von einem Flugzeug löste. Saara trauert, doch in ihrer Trauer fragt sie sich auch immer wieder: was sind Zufälle? Was wäre passiert, wenn ihre Mutter nur einen Meter weiter links gestanden hätte, wenn sie später in den Garten gegangen wäre oder es geregnet hätte? Auch Saaras Tante ringt mit dem Zufall, denn sie hat im Lotto gewonnen. Zweimal. Ein Fischer wird vom Blitz getroffen. Wieder. Und wieder. Und wieder…

Selja Ahava hat mit „Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm“ ein hervorragendes Debut abgeliefert. Für mich kommt ihr zweites Buch nicht an den Erstling heran, sie zeigt aber auch mit diesem Werk, dass sich nachdenklich und schräg nicht ausschließen müssen. Die Geschichte der kleinen Saara ist berührend und gefühlvoll geschrieben, trotzdem konnte ich mich nicht so richtig einfinden. Im Verlauf wechseln Perspektive und Stil, doch richtig gut hat mir eigentlich nur Saaras Sicht der Dinge gefallen. Die ist keine typische Achtjährige und hat mich manches Mal zum Schmunzeln gebracht. Ahava schlägt einen melancholischen Ton an, der überzeugt. Märchenhafte Elemente gesellen sich zu der schrägen, aber realistischen Geschichte; nicht immer klappt das Zusammenspiel. Zum Ende hin verliert die Story für mich immer mehr, sodass mein Fazit eher gemischt ausfällt. Ein Buch, das ein bisschen sperrig ist und bei mir leider nicht ins Schwarze getroffen hat.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Die Last des Lebens

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Mitten im finnischen Sommer fällt ein Eisbrocken aus den Wolken und stürzt todbringend auf Saaras Mutter. Vom verzweifelten Vater emotional alleingelassen, versucht die achtjährige ihren eigenen Weg zu ...

Mitten im finnischen Sommer fällt ein Eisbrocken aus den Wolken und stürzt todbringend auf Saaras Mutter. Vom verzweifelten Vater emotional alleingelassen, versucht die achtjährige ihren eigenen Weg zu finden. Aufnahme finden Vater und Tochter im Gutshaus der Tante Annu, bis diese durch einen Schock über einen erneuten Lotteriegewinn in einen wochenlangen Tiefschlaf fällt. Erst der Kontakt zu einem schottischen Fischer, der unglückliches Opfer mehrerer Blitzschläge wurde, hilft Annu aus ihrer Schockstarre. Zurück im eigenen Haus scheint der Weg für die Zukunft von Vater und Tochter gelegt zu sein.

Die in vier Teile gegliederte Geschichte wendet verschiedene Stilformen, wie Märchen oder Briefe an, um die Sinnhaftigkeit des Lebens zu reflektieren. Selja Ahava spielt mit den Formen, gibt ihnen ein neues Gewand. Einfluss findet ein unaufgeregter, nordischer Charme, der Land und Leuten eigen ist. Es gibt keine durchgehende Handlung, der man folgen kann. Sprunghafte Schilderungen geben erst nach und nach ihre Zusammenhänge preis oder bleiben schlicht unerklärlich. Häuser, wie das Sägemehlhaus, wirken lebendiger als die eigentlichen Figuren.

"Wenn ein Haus alt genug ist, hört es auf, so auszusehen, als wäre es von Menschen erbaut worden. Es wird auf die gleiche Art lebendig wie ein bemooster Stein oder ein alter, dicker Baum."

Man meint, der Leser wird bewusst auf Distanz gehalten, ihm wird nur die Rolle des Betrachters zugewiesen. Die anfängliche Kindersicht der achtjährigen Saara vermittelt eine traurige doch leicht verständliche Abfolge von Geschehnissen. In der Romanfigur Hercules Poirot findet sie Halt und sucht nach Antworten für den Tod ihrer Mutter. Sie flüchtet sich in Fantasien und Erinnerungen und kehrt doch immer wieder zum Thema Tod zurück.

Jeder Abschnitt steht für sich, stellt eine Person besonders heraus, nennt sie beim Namen. Die im ersten Abschnitt noch starke Annu verliert durch ein eigentlich schönes Erlebnis, einen Millionen-Lottogewinn, völlig die Fassung. Wie im Märchen verfällt sie in einen komatösen wochenlangen Schlaf. Erst die Gewissheit, dass auch andere Menschen durch plötzliche Ereignisse, wie einen Blitzschlag, mit dem Leben hadern, lässt sie ihr Leben neu ausrichten. Der klare ungeschönte Briefwechsel zweier völlig unbekannter Personen, die sich langsam annähern, regt zum Nachdenken an.

Der Abschnitt "Die Meerjungfrau schlägt mit der Flosse" ist für mich der am schwersten zu erklärende Teil. Aus der Sicht von Kristina, der neuen Lebensgefährtin des Witwers, wird ihre Schwangerschaft, die geprägt ist von ihren Gedanken an das zu erwartende behinderte Kind, intensiv, aber befremdlich künstlich geschildert.

Sehr symbolträchtig werden viele bereits erwähnte Elemente in der Schlussszene verwendet, die viel Raum für eigene Interpretationen lassen.

Obwohl mir die ruhige Art der Schilderung, der besondere nordische Einfluss und das Wecken von ganz eigenen Schlussfolgerungen gefallen hat, habe ich keine Nähe zum Thema gespürt.