Großartig!
Bei Hunter White ist der Name Programm: weiß, reich, Großwildjäger. Am liebsten jagt er in Afrika, wo er nun mit dem Abschuss eines Nashorns die „Big Five“ abhaken will. Doch Wilderer kommen ihm zuvor ...
Bei Hunter White ist der Name Programm: weiß, reich, Großwildjäger. Am liebsten jagt er in Afrika, wo er nun mit dem Abschuss eines Nashorns die „Big Five“ abhaken will. Doch Wilderer kommen ihm zuvor und bringen ihn um die Trophäe. Hunter ist wütend und enttäuscht – wie können sie es nur wagen sein Nashorn zu töten, wo doch ER das Recht auf dessen Tod gekauft hat. Da macht ihm sein Jagdleiter ein unerwartetes Angebot: die Trophäenjagd auf einen Menschen. Denn der Mensch ist doch auch ein sehr schwer zu jagendes Tier, noch dazu ein gefährliches Raubtier – warum diesen also nicht auch einmal jagen? Das macht aus den Big Five die Big Six.
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Das moralische Gedankenspiel der Autorin funktioniert so gut, weil Hunter kein blutdurstiger, geisteskranker Jäger ist. Er hat ein konkretes Bild wie eine „faire“ Jagd zu erfolgen hat, schießt zum Erhalt der Populationen nur ausgewählte Tiere und möchte zwar töten aber auf keinen Fall das Tier dabei leiden lassen. Die Vorstellung einen Menschen zu jagen stößt ihn zuerst ab, langsam lotet er dann die moralischen Grenzen aus, findet Vergleiche, Begründungen und Rechtfertigungen. Diese psychologische Anteile der Geschichte sind großartig gelungen und faszinierend zu lesen.
Auch die Szenen in der afrikanischen Wildnis sind wahnsinnig lebendig beschrieben, man fühlt die drückende Hitze und sieht die Landschaft vor sich, während man mit Hunter und seinen Fährtenlesern durch die hohen Gräser streift.
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Ein großer Buchtipp für alle die gerne herausfordernde, unbequeme Geschichten lesen.