Fesselnder, sizilianischer Generationenroman!
„Niemand in unserer Familie hat ein besonderes Talent für Glück. Wir Carbonaros sind verliebt in die Misere, den Kummer, den Abschied und in unser Seufzen. Nur im Mittagslicht einer schwarzen Sonne gelingt ...
„Niemand in unserer Familie hat ein besonderes Talent für Glück. Wir Carbonaros sind verliebt in die Misere, den Kummer, den Abschied und in unser Seufzen. Nur im Mittagslicht einer schwarzen Sonne gelingt uns überhaupt etwas. Aber wenn sich das Glück mit Trippelschritten nähert, uns freundlich einen caffé anbietet, damit wir weitermachen können, lehnen wir ab.“ (S. 244)
Dieses Zitat beschreibt eigentlich ziemlich genau das Leben der sizilianischen Großfamilie Carbonaro.
Ein Urenkel der Carbonaros ist der Erzähler. Er begegnet Pina, Anna und Maria im Haus der Zeit, wo sie ihm ihre Geschichten erzählen.
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Pina ist die Matriarchin der Familie und Tochter eines skrupellosen Mafiosi, der im ganzen Ort gefürchtet wird. Auch sie und ihre Mutter haben es unter seiner Herrschaft schwer. Doch Pina kämpft sich durch und um ihre Liebe zu ihrem Barnaba.
Anna ist Pinas Schwiegertochter, verheiratet mit Pinas Sohn Nino, einem Schneider, der etwas aus der Art geraten ist. Anna bringt – zumindest vorübergehend – die Sonne ins düstere Haus des Patriarchen. Einen großen Teil ihres Lebens verbringt sie jedoch auch mit ihrer Familie in München.
Maria ist die Tochter von Anna und Nino. Sie kommt im zarten Alter von sechs Jahren mit ihrer Familie nach Bayern und muss dann erst einmal die Bombennächte des 2. Weltkriegs überstehen. Maria will Hosen tragen und das Geschäft ihres Großvaters übernehmen.
So begleiten wir die drei so unterschiedlichen wie starken Frauen durch die Jahrzehnte, immer an der Seite ihrer konservativen, sizilianischen Ehemänner. Stück für Stück gewinnen sie für sich kleine Schlachten um mehr Freiraum und Selbstbestimmung, ohne dabei die Traditionen aufzugeben.
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Mario Giordano gelingt es mit seiner bildhaften, fesselnden Sprache, mir das Gefühl zu vermitteln, mit der Familie am Tisch zu sitzen und Spaghetti oder Weißwürste mit ihnen zu essen. Sehr schmunzeln musste ich bei den Liebeserklärungen an die Weißwurst und an das Bayerische Bier:
„Meine erste Weißwurst kam mir vor wie eine Königin aus dem Volk, sie duftete bescheiden nach Petersilie und Muskat. Schaumig und fest war sie gekommen, um zu trösten. Sie war wie ein deutsches Lied, süß und ein bisschen wehmütig, das dich an die Hand nimmt und dir zeigt, wie schön die Welt doch ist.“ (S. 266)
„Bitter und süß wie ein Liebeslied in einer unbekannten Sprache, das du trotzdem sofort verstehst, schäumte es in meinem Mund, sprudelt hinab wie ein Wildbach über Felsen und linderte für einen Moment das Fremdsein.“ (S. 266)
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Mich hat dieses Buch mitgenommen auf eine Reise durch Sizilien, durch Generationen und Traditionen, durch Leid, Trauer und Schmerz, durch Liebe, Hass und Glück und durch viele bewegte Leben.
Ich habe mit der Familie gelitten, gefühlt und gelacht und das Buch ist für mich ein Jahreshighlight. Von mir eine absolute Empfehlung! Lest diese großartige Geschichte und wandert mit Pina, Anna und Maria durch Zitronenhaine und das Glockenbachviertel in München!