Eine anspruchsvolle Lektüre, die die Zerrissenheit der Protagonistin auch sprachlich exzellent widerspiegelt
Die ist die Geschichte von Sylvia Plaths letztem Lebensjahr. Dies ist die fiktive Geschichte von Sylvia Plaths letztem Lebensjahr. Dies ist die Geschichte einer Frau, einer Ausnahmekünstlerin, einer Verzweiflung. ...
Die ist die Geschichte von Sylvia Plaths letztem Lebensjahr. Dies ist die fiktive Geschichte von Sylvia Plaths letztem Lebensjahr. Dies ist die Geschichte einer Frau, einer Ausnahmekünstlerin, einer Verzweiflung. 1960 zieht das Ehepaar Plath/Hughes von London ins ländliche Devon, kauft ein altes Pfarrhaus mit großem Garten und bekommt sein zweites Kind, träumt von einer Familienidylle, die sich einfach nicht einstellen will. Ted genießt den Rückzug mit seiner kleinen Familie, flieht aber immer öfter zurück nach London, stürzt sich zurück ins gesellschaftliche Leben, in intellektuelle Gespräche und Anregungen, während seine Ehefrau haltlos zwischen Euphorie und Einsamkeit, zwischen Schreiben und häuslichen Pflichten taumelt. Sylvia möchte dieses Leben unbedingt wollen, ganz ihrem Mann den Rücken stärken, zufrieden sein mit ihrer Rolle als Mutter und Geliebte, oh ja, sie versucht es, doch sie scheitert, kann nur scheitern. Zu stark ist der Wunsch, einen bleibenden Abdruck in der Welt zu hinterlassen, gesehen, endlich gesehen und gehört, erkannt zu werden.
Ich kann sie nicht im Mindesten erahnen, diese Zerrissenheit in Sylvia Plath, dieses Gefühl größten Verrats durch ihren Mann und eigentlich die ganze Welt, die sie geringschätzt. Dank Elin Cullhed gelingt es mir jedoch, einen Eindruck zu erhaschen, einen Blick auf ihr Leben und Wirken, ihre inneren Dämonen, ihr Schuldgefühl nach dem frühen Tod ihres Vaters, die fast krankhafte Gefallsucht - ihren Schrei nach Liebe, noch der Liebe eines Mannes.
„Er liebte meine Unvollkommenheit, und mitten darin stand ich und versuchte vollkommen zu werden. In dieser Kluft konnte keiner von uns lieben. Jetzt wusste ich es.“ S. 321
Es ist eine anspruchsvolle Lektüre, die die Zerrissenheit der Protagonistin auch sprachlich exzellent widerspiegelt, und in die ich nur intensiv einzutauchen empfehlen kann, nehmt euch Zeit dafür. Einmal leicht und humorvoll, dann trostlos und düster, panisch und verzweifelt. Elin Cullhed hat das letzte Jahr der Autorin in eine Form gebracht, die passt, so erscheint es mir. Es war sicher nicht leicht, Sylvia Plath zu lieben, und noch schwieriger, Sylvia Plath zu sein. Unmöglich. Am 11. Februar 1963 nahm sie sich das Leben, heute wäre Sylvia Plath 90 Jahre alt geworden.