Cover-Bild Oh, William!
Band 3 der Reihe "Die Lucy-Barton-Romane"
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 09.11.2021
  • ISBN: 9783630875309
Elizabeth Strout

Oh, William!

Roman
Sabine Roth (Übersetzer)

Elizabeth Strout ist eine scharfsinnige und mitfühlende Chronistin des Alltags, all der kleinen und großen Dramen, die man Leben nennt. In ihrem neuen Roman erzählt Lucy Barton (die Heldin aus den Romanen »Die Unvollkommenheit der Liebe« und »Alles ist möglich«) von der komplexen und innigen Beziehung zu ihrem ersten Mann William, von den Anfängen, als sie noch studierten, von ihren beiden Töchtern und vom schmerzvollen Ende ihrer Ehe. Doch obwohl sie neue Partner, neue Liebe finden, bleiben sie einander jahrzehntelang verbunden. Und als William Hilfe braucht, ist es Lucy, an die er sich wendet …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2024

Welch ein Glück!

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Ich habe drei Kinder, die ich unfassbar toll finde und über die ich oft und gerne mit meinem Mann spreche. Versuche ich, mir eine Vorstellung vom Alleinerziehendsein zu machen, ist es das, was mir am Schlimmsten ...

Ich habe drei Kinder, die ich unfassbar toll finde und über die ich oft und gerne mit meinem Mann spreche. Versuche ich, mir eine Vorstellung vom Alleinerziehendsein zu machen, ist es das, was mir am Schlimmsten vorkommt, am Traurigsten - der Verlust ebendieser gemeinsamen Schwärmerei, des Alltags mit dem einzigen Menschen auf dieser Welt, der meine Kinder genauso sieht wie ich, subjektiv, durch den Schleier der Liebe. Elizabeth Strouts neuer Roman hat mir nun ein
bisschen den Kopf gewaschen und mich davon überzeugt, dass eine Verbundenheit über die Ehe hinaus möglich ist, Fürsorge für die Kinder und Achtung füreinander an der Distanz vielleicht sogar wachsen, eine neue Art von
Beziehung entstehen kann - weniger belastet, leichter, vertraut und doch unabhängig

„Oh, William!“ ist das Portrait einer gescheiterten Ehe und einer innnigen Freundschaft. Der im Titel schon ironisch mitschwingende, einmal zärtliche, einmal spöttische Blick auf einen Mann, der eine Ehefrau nach der anderen mit seiner Treulosigkeit vertrieben hat, und sich nun, im Alter von 70 Jahren und von seiner dritten Frau verlassen, endlich seinen Ängsten stellt, einen Roadtrip in die Vergangenheit wagt - mit seiner ersten Frau Lucy an seiner Seite. William ist der titelgebende Held und doch ist es Lucy Barton, bereits aus zwei anderen Romanen Strouts bekannt, deren innere Haltung und Stärke mir in Erinnerung bleiben wird, die nicht an einem Platz dieser Welt verortet ist, sondern einfach in sich selbst ruht.

Strouts mehrfach ausgezeichnetes Werk zeichnet sich durch diesen ganz besonderen, empathischen Blick auf die Menschen und ihr Leben aus, den tiefen Wunsch, sie zu verstehen und denen eine Stimme zu geben, die keine haben. Egal ob fest mit beiden Beinen im Leben stehend wie Olive Kitteridge, oder entwurzelt wie Lucy Barton - ihre Figuren sind real, so sehr aus dem Leben gegriffen, dass die Autorin selbst keine Kontrolle über sie hat. Sie erscheinen ihr nach Lust und Laune und lassen sich nicht abschütteln, wie die Autorin letzte Woche sehr charmant in Hamburg zum Besten gab, bis sie sie auf Papier gebannt hat. Welch ein Glück!

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Feinfühlig und nachdenklich, mit leisem Humor

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Ich habe bisher schon einige der Bücher von Elizabeth Strout gelesen; insofern ist Lucy Barton für mich keine neue Figur.

Ich war sehr gespannt, was in "Oh William!" noch Neues kommt, und wurde nicht ...

Ich habe bisher schon einige der Bücher von Elizabeth Strout gelesen; insofern ist Lucy Barton für mich keine neue Figur.

Ich war sehr gespannt, was in "Oh William!" noch Neues kommt, und wurde nicht enttäuscht.

Lucy Barton ist älter und sehr viel reifer, aber keineswegs langweiliger, geworden. Es werden immer wieder Rückblicke aus ihrem Leben - teils mit, teils ohne William - erzählt, in anekdotenhafter Form. Das macht die erzählte Gegenwart verständlicher, frischt die Erinnerung des Lesers nochmal auf und macht das Buch m.E. auch zu einer interessanten Lektüre für diejenigen, die die "Vorgänger"-Bücher nicht kennen.

Nicht nur Lucy, sondern auch William und die Töchter werden teils unter anderen Aspekten betrachtet als in den Büchern vorher.

Sehr gut nachvollziehbar, feinfühlig, intelligent und mit einem ganz leisen Humor erzählt Elizabeth Strout von der Reise zur Halbschwester, flicht Gedanken, Philosophisches und Emotionales, auf ihre wunderbare Art mit ein. Sie kann sich sehr gut in eine Frau des Alters von Lucy und ihres bisher gelebten Lebens hinein versetzen und dies widerspiegeln, ohne Klischees und laute Töne. Es geht auch um Schuld und Verzeihung und Vergessen.

Für mich ein sehr angenehmes Buch, auch passend zur ruhigen Jahreszeit.

Ausgesprochen schön finde ich auch das Cover, zarte gezeichnete Blumen im provencalischen Stil, passen gut zum INhalt.

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Zerbrochene Tulpen und Ehen

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Auch in ihrem neuen Roman „Oh William“ beweist die preisgekrönte Autorin Elizabeth Strout ein feinfühliges, bewegendes und lebenskluges Fingerspitzengefühl für menschliche Emotionen und quälende Geister ...

Auch in ihrem neuen Roman „Oh William“ beweist die preisgekrönte Autorin Elizabeth Strout ein feinfühliges, bewegendes und lebenskluges Fingerspitzengefühl für menschliche Emotionen und quälende Geister der Vergangenheit – als Protagonistin taucht die alte Bekannte Lucy Barton auf.
Die Schriftstellerin Lucy Barton war lange mit William verheiratet, zusammen haben sie zwei Töchter großgezogen – William hatte Affären und Lucy hat sich getrennt, doch eine innige und ehrliche Freundschaft ist geblieben. Danach war Lucy mit dem Musiker David verheiratet, eine harmonische Beziehung, bei der beide aus eher traurigen, abgeschiedenen Kindheiten stammten – doch David ist an Krebs gestorben. Nun steht William vor Veränderungen: seine jüngere dritte Ehefrau hat sich getrennt und über ein Ahnungsforschungsportal hat er eine bis dato unbekannte Halbschwester entdeckt. Auch plagen ihn Albträume über Konzentrationslager – sein Vater war deutscher Soldat. Immer wenn sich im Leben der beiden etwas Existenzielles ereignet, stehen sie sich in Krisenzeiten zur Seite und so wird Lucy William nach Maine in seine Vergangenheitsbewältigung begleiten, während sie selbst immer wieder gedanklich zurückblickt in die Stufen und Treppen ihres Lebens, ihrer schwierigen, bitterarmen Kindheit und tief in ihre Ängste, Unsicherheiten und Einsamkeit, ihrem Gefühl, trotz schriftstellerischer Erfolge unsichtbar zu sein. Was bewegt uns im Inneren, was sagt unsere Herkunft über uns aus und was versuchen wir zu verbergen?

„Oh William“ ist dabei ein Seufzer von Lucy, wenn sie ihren langen Lebensbegleiter beobachtet und über seine Eigenarten sinniert, aber es ist auch ein emotionaler Ausdruck über schmerzhafte Selbsterkenntnisse und vermeintliche Wahrheiten. Elizabeth Strout lässt Lucy assoziativ und in persönlichem Plauderton in Erinnerungen schwelgen und wichtige Stationen berührend und tiefsinnig resümieren, ohne dass es kitschig oder rührselig wird.

Es ist ein unheimlich sensibler, weiser und komplexer Roman über emotionale Wellen von Panik und Verlassenheit, über Traumata in der Kindheit, die weitergegeben wurden, über Familienangehörige, die nicht das waren, was sie vorgegeben haben und eine seelentiefe Geschichte über die Liebe, den Verlust und die Wiederannäherung. Strout geht dabei sehr klar und präzise im Schreibstil vor und verwebt alltägliche Beobachtungen mit zutiefst Menschlichem und kleinen Lebenslügen – das Erzählte trifft unheimlich psychologisch scharf die menschliche Suche nach Glück und Sinn, entlarvt geschickt Makel, aber auch den Wunsch nach Nähe und Zugehörigkeit.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Lucy´s Blick auf William

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Elizabeth Strout erzählt hier einmal mehr durch ihre Figur Lucy Barton. Wer die vorkommenden Figuren nicht schon aus den Vorgänger kennt, kann der Handlung aber problemlos folgen, Vorkenntnisse sind nicht ...

Elizabeth Strout erzählt hier einmal mehr durch ihre Figur Lucy Barton. Wer die vorkommenden Figuren nicht schon aus den Vorgänger kennt, kann der Handlung aber problemlos folgen, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Das Cover finde ich sehr ansprechend, dass das Bild einen direkten Bezug zum Inhalt hat, ebenso wie der Titel, finde ich sehr gelungen.

Lucy hat auch nach der Scheidung immer noch einen guten und regen Kontakt zu William, dem Vater ihrer zwei Töchter. Den Tod ihres zweiten Mannes David, ihrer großen Liebe, hat sie einigermaßen verwunden, sie hat aus dieser tiefen liebevollen Beziehung eine besondere Stärke und Festigkeit für sich gezogen. David war ihr Seelenverwandter.

In diesem Buch erzählt Lucy über William. Wie eine Erzählerin, die einem gegenüber sitzt, schweift sie immer mal wieder ab und es kommen auch andere Themen und Personen vor.

William hat sie die zahlreichen Affären, die er während ihrer Ehe unterhielt, verzeihen können. Sie pflegen nun eine gute Freundschaft und so ist es naheliegend, dass er Lucy um Hilfe bittet, als sein Leben ungewollt eine gravierende Wendung nimmt. Über Lucy wird William hier klar porträtiert und teilweise auch analysiert. Seine Familiengeschichte und seine aktuelle Entwicklung sind gut dargestellt und wirken authentisch. Über die Schilderung der gemeinsam verbrachten Zeit in der Vergangenheit und Gegenwart erfährt man auch viel über Lucy, ihr Leben und ihren Charakter.

Strout hat wie immer genau hingeschaut und detailliert beschrieben. Es gelingt ihr scheinbar mühelos mit der Betrachtung der Charakter zu fesseln, nebenbei deren Gefühle offenzulegen und die verpassten Gelegenheiten der Vergangenheit aufzuzeigen.

Es ist, als würde Lucy dem Leser direkt erzählen. Man fühlt sich angesprochen und hat ein bisschen teil am Leben dieser Menschen. Als Außenstehender kann man hier Parallelen zwischen den Beteiligten erkennen, Fehler und Gelegenheiten erkennen, Herzenswärme miterleben und auch so manches Mal "oh, William" seufzen.

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Veröffentlicht am 24.11.2021

Lucy erzählt

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Lucy Barton, Strout-Fans bereits aus zwei Vorgängerbänden bekannt, beschäftigt sich hier mit ihrem ersten Mann William. Er ist ein der Vater ihrer beiden Töchter - ein verständlicher Grund, warum der Kontakt ...

Lucy Barton, Strout-Fans bereits aus zwei Vorgängerbänden bekannt, beschäftigt sich hier mit ihrem ersten Mann William. Er ist ein der Vater ihrer beiden Töchter - ein verständlicher Grund, warum der Kontakt bestehen blieb. Und das, obwohl er Lucy sehr enttäuscht hat - es zeigte sich nämlich, dass er während ihrer etwa zwanzig Jahre währenden Ehe eine ganze Reihe von Affären gehabt hatte.

Dennoch entstand mit den Jahren eine gute Freundschaft zwischen ihnen - vielleicht gerade, weil beide wieder geheiratet hatten: William zum zweiten und zum dritten Mal, wogegen Lucy in dem Cellisten David ihre große Liebe fand. Leider hatte ihre glückliche Ehe nicht allzulang Bestand, da David erkrankte und binnen eines Jahres verstarb.

Lucy ist es, an die sich William wendet, als ihm etwas unerwartet Furchtbares passiert und sie ist es auch, die er nach einer weiteren verstörenden Nachricht darum bittet, mit ihm in seine Vergangenheit zu reisen, eine Vergangenheit, die in Maine ihren Anfang nahm. Und Lucy fühlt sich nicht nur einmal bemüßigt, "Oh, William" zu sagen bzw. zu denken. Wie einst....

Elizabeth Strout gelingt es einmal mehr, ihrer Protagonistin eine Stimme, einen eigenen Charakter zu verleihen. Hier residiert Lucy Barton, ein ganz anderer Mensch, als es Olive Kitteridge aus "Mit Blick aufs Meer" und "Die langen Abende" ist. Sie ist deutlich beständiger, nicht so widersprüchlich und deutlich duldsamer und kann mich vielleicht gerade deswegen nicht ganz so packen, wie es Olive tat. Was möglicherweise unfair ist ihr gegenüber, denn auch sie macht sich so ihre Gedanken über das Leben im Allgemeinen und ihr Umfeld im Besonderen und sie sind genauso lesenswert wie die von Olive.

Ich glaube, es liegt daran, dass Strouts Charaktere Leben: sie bleiben nicht auf den Seiten des Buches, sondern steigen daraus hervor, begleiten den Leser während der Lektüre und da ist es eben so wie im wahren Leben: ich lasse mich lieber von Olive und den ihrigen unterhalten als von Lucy.

Das ist aber kein Grund, "Oh, William" nicht zu lesen - ich mochte beide Bücher und genieße den stets leicht sarkastischen, manchmal gar zynischen Stil der Autorin, die es einfach drauf hat: nämlich mir unterhaltsame, lehrreiche, witzige und sehr berührende Lesestunden zu bereiten!