Cover-Bild Wären wir Vögel am Himmel
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 28.03.2024
  • ISBN: 9783757700409
Erin Litteken

Wären wir Vögel am Himmel

Roman. Eine bewegende, persönliche Reise in die ukrainische Geschichte. Von der Autorin von DENK ICH AN KIEW
Rainer Schumacher (Übersetzer)

Von der Kraft, die Hoffnung nicht zu verlieren und immer wieder neu anzufangen - eine bewegende, persönliche Reise in die ukrainische Geschichte

Sommer 1941. Wann immer sie kann, beobachtet Lilija die Vögel am Himmel. So frei zu sein, so unbeschwert! Ihr selbst ist beides nicht vergönnt, denn es herrscht Krieg, und die Wehrmacht rückt nun auch in der Ukraine vor. Wo bis vor Kurzem Stalins Handlanger für Schrecken sorgten, verbreiten jetzt die Deutschen Angst und Terror. Sie brauchen Arbeiter für ihre Felder, ihre Waffenfabriken. Auch Lilija, ihr Cousin Slavko und die erst zwölfjährige Halya finden sich unversehens mit Dutzenden anderen Ukrainern in einem Viehwagon nach Leipzig wieder. Wird ihre Kraft ausreichen, Angst und Qualen zu überstehen und den Krieg zu überleben? Werden sie ihre Familie wiedersehen?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2024

Eine Reise in die ukrainische Geschichte

2

Auch in ihrem zweiten Roman verarbeitet Erin Litteken ein Stück ihrer ukrainischen Familiengeschichte. Diesmal wird der Zeitabschnitt 1941-49 behandelt. Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven von ...

Auch in ihrem zweiten Roman verarbeitet Erin Litteken ein Stück ihrer ukrainischen Familiengeschichte. Diesmal wird der Zeitabschnitt 1941-49 behandelt. Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven von Halya, Lilija und Vika, dadurch kann man sich dem Figuren gut nähern und die Handlung bleibt abwechslungsreich und wird von verschiedenen Seiten beleuchtet. Die Romane sind unabhängig voneinander.

Lilija hat bis auf den Vater ihre Familie verloren und ist traumatisiert. Ihr Vater überlässt den Familienhof dem Schwager Maksim und seiner Frau Vika. Er versucht mit Lilija in der Stadt neu anzufangen. Als er kurz darauf dort den Tod findet, schleppt sich Lilija zurück nach Hause und wird dort von der Familie aufgenommen wie eine Tochter. Diese kleine Gemeinschaft erlebt in kurzer Zeit sehr viel Leid, Angst und Not. Nachdem die Russen das Land verlassen haben und der Holodomor noch in den Köpfen ist, sind die deutschen Befreier doch keine Freunde, sondern schlimme Besatzer, die ebenso wie die Russen grausam gegen die Bevölkerung wüten. Die Polen im Land sind ebenfalls mit den anderen Parteien verfeindet und so kämpfen die unterschiedlichsten Gruppierungen gegeneinander. Freundschaft und Mitgefühl sind selten und daher besonders kostbar.

Lilija und ihr Cousin Slavko werden als Ostarbeiter nach Leipzig verschleppt, auf dem Transport lernen sie das 11-jährige Mädchen Halya kennen. Sie bilden bald schon eine Gemeinschaft, um einander zu stärken und zu stützen. Die Bedingungen im Arbeitsalltag sind grausam. Vika erfährt, wo die Kinder sind und macht sich mit der Familie auf den Weg nach Westen, um die Familie hoffentlich wieder zu vereinen und um den nahenden Russen zu entkommen. Auch ihre Erlebnisse sind hart mitzuerleben.

Die drei Frauen sind sehr starke Persönlichkeiten und versuchen jede auf ihre Art die kleine Sippe, die sie um sich haben zu schützen und zusammenzuhalten. Bis sich alle irgendwo in Deutschland wiedertreffen, neigt sich der Krieg dem Ende zu und die Lebensbedingungen für die Flüchtlinge werden immer prekärer. Die Autorin hat kein heftiges Gräuel aus dieser Zeit ausgelassen, was nur halbwegs auf den Weg und in die Zeit passt. Gegen Ende war es ein wenig viel des Guten, dass wirklich alles mitgenommen wurde. Sicherlich stellt dies gut die Situation dar, aber aufgrund der Masse ist es zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Aneinanderreihung von schrecklichen Erlebnissen, die emotional nicht mehr transportiert wird. Hier wäre ein bisschen weniger vielleicht mehr gewesen, vor allem wenn man dies in die Ausgestaltung der Figuren investiert hätte, die teilweise etwas blass ausgestaltet waren. Sprachlich lässt sich der Roman trotz der heftigen Schilderungen gut lesen, teilweise geht es etwas zu poetisch zu, aber das ist Geschmacksache. Das Lektorat hat leider einiges an Fehlern übersehen, da muss man drüber weg lesen.

Insgesamt ein informativer Roman, der mit einer historischen Vorbemerkung der Autorin begonnen und ebensolchen Anmerkungen abgeschlossen wird, die viele relevante Fakten enthalten, die das Einordnen ins Zeitgeschehen erleichtern.

Trotz der kleinen Kritikpunkte habe ich den Roman sehr gerne gelesen. Der Titel erklärt sich im Verlauf der Handlung und auch die schöne Ausstattung des Buches mit Leseband gefallen mir gut. Tragisch ist der Bezug, der zu der heutigen Situation hergestellt werden kann. Unglaublich wie leidgeprüft dieses Land und seine Bewohner sind. Der Wille zum Widerstand spielt hier immer wieder eine Rolle und wird auch für das Heute verständlicher denn je.

Eine beeindruckende Familiengeschichte, die ausführlich ein Stück Zeitgeschichte der Ukraine vorstellt. Lesenswert

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Starke Frauen in einer schrecklichen Zeit

6

Das Thema des Buches ist keine leichte Kost - es geht um den 2. Weltkrieg und Menschen, die in der Ukraine leben und sich mit dem Schrecken des Krieges und seiner Folgen auseinandersetzen müssen - Tod, ...

Das Thema des Buches ist keine leichte Kost - es geht um den 2. Weltkrieg und Menschen, die in der Ukraine leben und sich mit dem Schrecken des Krieges und seiner Folgen auseinandersetzen müssen - Tod, Leid, Verrat, Kampf, Heimatliebe, der Schutz der eigenen Familie und der Menschen, die man liebt, steht im Vordergrund. Es geht um Deportation als "Ost-Arbeiter" in deutsche Lager und die furchtbaren Lebensumstände der Menschen in diesen Arbeitslagern, um Folter, um Flucht und darum, wie die Menschen sich darauf hervor kämpfen und wie es sie verändert.
Das Bild des Vogels aus dem Titel, sehr schön mit dem Schatten eines Käfigs auf dem Cover dargestellt, wird vor allem im ersten Teil des Buches auch sprachlich sehr oft aufgegriffen. Die Figuren, aus deren Sicht die Geschichte sich entwickelt, sind alle weiblich in verschiedenen Altersstufen - da gibt es die 15jährige Lilija, die gerade auf dem Weg dazu ist, zu einer jungen Frau zu werden, die kindliche 12jährige Halya und die 3 (bald 4fache) Mutter Vika. Sie alle müssen leiden und Dinge erleben, die dazu führen können, dass man zerbricht; aber sie alle kämpfen.
Die Geschichte selbst ist wirklich fesselnd geschrieben, besonders die Szenen während der Bombardierung Dresdens haben mich sehr mitgenommen und die Geschichte der verschiedenen Fluchten der Protagonisten.
Sprachlich sehr besonders entfaltet die Geschichte eine wirkliche starke Wirkung auf den Lesenden und wirkt auch lange nach dem Lesen noch in mir nach.
Die Autorin verarbeitet in den Erzählsträngen ihrer Protagonisten teilweise echte Erlebnisse ihrer Vorfahren - das macht die Geschichte noch mal heftiger für mich!
Doch trotz des - leider wieder recht aktuellem! - Themas gibt es beim Lesen auch viele Momente, die Hoffnung bringen und mich zum Lächeln gebracht haben.
Ich kann das Buch wirklich sehr empfehlen und ich werde die Figuren noch lange in meinem Herzen tragen.
Danke an Lesejury für die Möglichkeit, den Roman in einer Leserunde zu lesen und allen Mitlesenden auch nochmal Danke für den wirklich sehr bereichernden Austausch und die vielen persönlichen Beiträge in der Runde!

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Informativ und anrührend

4

Die Ukraine war wohl schon immer ein schwer umkämpftes Land. Erin Litteken zeigt uns die Situation dort im Zweiten Weltkrieg anhand einer Geschichte, die sich ganz nah an ihrer eigenen Familiengeschichte ...

Die Ukraine war wohl schon immer ein schwer umkämpftes Land. Erin Litteken zeigt uns die Situation dort im Zweiten Weltkrieg anhand einer Geschichte, die sich ganz nah an ihrer eigenen Familiengeschichte bewegt.

1941 übernehmen die Nazis die Ukraine und werden zunächst als Retter gefeiert. Aber sehr bald zeigt sich, dass die nicht besser als die Russen vor ihnen sind, oder als die Polen vor den Russen. Dass es die Ukraine noch gibt, ist ein Wunder.

Das ist eine verwickelte Situation, die Tragödien verursacht hat und die man in diesem Buch direkt plastisch vorgeführt bekommt. Lillija verliert ihren Bruder und ihre Mutter schon im ersten Kapitel. Ganze Familien werden vertrieben, enteignet, verhaftet, als wäre es nichts. Und es werden auch wahllos Menschen zur Zwangsarbeit in deutschen Fabriken eingezogen. Wer zur falschen Zeit am falschen Platz ist, hat Pech gehabt. Sogar die elfjährige Halya nehmen sie mit.

Das alles wird eindringlich und gefühlvoll beschrieben. Man ist sehr nah dran an den Figuren und leidet mit. Ab und an sind so geballte Grausamkeiten kaum auszuhalten, aber genau so muss man sich das Ganze wohl vorstellen.

Der Erzählstil ist intensiv bis blumig. Die poetischen Beschreibungen des Ambientes haben mir gutgefallen. Wenn es um die Gefühle der Protagonisten geht, war es mir oft zu pathetisch.

„Mit jedem Atemzug nahm der Schmerz in ihrer Brust zu. Es war, als würde sie Glassplitter einatmen, die ihr ins Herz stachen, sodass Emotionen hervorbrachen, die sie lange geleugnet hatte.“

So etwas ist Geschmackssache. Trotzdem ist die Lektüre wirklich spannend und mitreißend. Die Geschichte erzählt von Menschen, die viel ertragen müssen, dabei über sich hinauswachsen und sich auch immer wieder gegenseitig helfen in einer Welt voller Willkür.

Es erklärt anschaulich die komplizierte historische Situation der Ukraine als Spielball verschiedener Mächte, Interessen und Begehrlichkeiten und zeigt sogar, wie Polen gleichzeitig Freunde und Feinde sein können.

Am Ende wird alles vielleicht ein bisschen zu gut, um wahr zu sein, aber das haben wir uns dann wirklich verdient nach all dem Leid. Dieses Buch ist keine leichte Lektüre, aber informativ und anrührend. Ich bin beeindruckt und kaufe mir jetzt einen Kalynabusch. Die Beeren helfen gegen alles.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Die Ukraine im 2. Weltkrieg - zwischen Schmerz und Hoffnung

5

Wären wir Vögel erzählt die Geschichte zweier ukrainischer Familien in der Zeit des zweiten Weltkriegs und dabei auch die schmerzhafte und wechselhafte Geschichte der Ukraine und ihres Volkes. Besonders ...

Wären wir Vögel erzählt die Geschichte zweier ukrainischer Familien in der Zeit des zweiten Weltkriegs und dabei auch die schmerzhafte und wechselhafte Geschichte der Ukraine und ihres Volkes. Besonders eindrucksvoll fand ich die starken Frauen in der Erzählung. Krieg, Flucht, Verschleppung, Hunger, Verlust und Trauer bestimmen viel zu oft ihren Alltag in dieser Zeit und trotzdem strahlen Lilija, Halya und Vika eine unbändige Stärke und Willen zur Selbstbehauptung aus, jede auf ihre Weise.

Inhaltlich vermittelt der Roman fast schon nebenbei viel historisches Wissen zur Geschichte der Ukraine, ihrem Zerreiben zwischen verschiedenen Mächten und dem Kampf um Unabhängigkeit, der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg und dem grausamen Schicksal von Zwangsarbeiterinnen, die, zum Teil noch Kinder, aus besetzten Staaten in Osteuropa zur Arbeit in der Rüstungsindustrie nach Deutschland verschleppt wurden.

Sensibel blickt Erin Litteken jedoch auch auf die sozialen Beziehungen und bewegt sich hier zwischen Hass und Leid, Menschlichkeit, Hilfe und auch Freundschaften zwischen Polen, Russen und Ukrainern. Zum Ende hin verliert die Autorin sich leider ein wenig in einer allzu klischeehaften Darstellung.

Sehr lesenswert ist die historische und persönliche Einordnung des Geschriebenen als Anmerkung der Autorin am Endes des Romans.

Sprachlich wurde ich leider nicht ganz überzeugt und kann nicht einschätzen, ob dies an der Übersetzung liegt. Einige Formulierungen ergeben schlicht keinen Sinn, wie wenn Haare vermeintlich an der Wurzel abgeschnitten werden, dann aber kinnlang sind. Andere finde ich eher ungewöhnlich, wie ein Bevor und ein Danach. Für mich wäre Davor und Danach ein üblicherer Ausdruck.

Wären wir Vögel am Himmel ist ein schmerzhafter und hoffnungsvoller Roman zugleich, den ich mit ganz leichten Abstrichen in der Sprache sehr gerne empfehle!

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Bilder, die nachwirken….

4

Wären wir Vögel am Himmel

Lilija, ihr Cousin Slavko und Halya sind fast noch Kinder als sie aus ihrem Heimatland, der Ukraine fliehen müssen. Auch Slavkos Mutter Vika flieht mit ihrer restlichen Familie ...

Wären wir Vögel am Himmel

Lilija, ihr Cousin Slavko und Halya sind fast noch Kinder als sie aus ihrem Heimatland, der Ukraine fliehen müssen. Auch Slavkos Mutter Vika flieht mit ihrer restlichen Familie nach Westen. Jeder betrauert Familienmitglieder und Freunde, versucht aber selbst zu überleben. Wer von den Lieben ist überhaupt noch am Leben und welche Chance besteht, sich irgendwo und irgendwann wieder zu finden?
Geschrieben wurde der Roman von Erin Litteken. Dies ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Ihr erfolgreiches Debüt „Denk ich an Kiew“ kenne ich bislang noch nicht.
Eingeteilt ist das Buch in 59 relativ kurze Kapitel. Abwechselnd wird Vikas, Lilijas und Halyas Geschichte erzählt. Teilweise verknüpfen sich die Handlungsstränge. Anfangs haben mich die verschiedenen Geschichten mit den dazu gehörenden Personen durch die schnellen Wechsel ein bisschen verwirrt. Spätestens in zweiten Drittel waren mir dann aber die Zuordnungen klar und das Folgen der Handlung wurde einfacher. Die Sprache kam mir von Anfang an entgegen. Erin Litteken erzählt sehr bildhaft, was angesichts der Geschichte, die sie erzählt, teilweise schon harte Kost ist.
Fazit: Alles in allem bin ich sehr froh, das Buch gelesen zu haben. Mir sind jetzt viele historischen Zusammenhänge so viel klarer und ich kann den heutigen Konflikt viel besser einordnen. Das Buch wirkt sehr in mir nach. Bilder sind so gut beschrieben, dass sie vor meinem geistigen Auge immer noch auftauchen. Ich empfehle das Buch sehr, man muss aber als Leser in einem stabilen Zustand sein. Mein nächstes Buch wird jetzt definitiv etwas Leichtes sein.

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