Mit dem Schreibstil brauche ich eigentlich gar nicht erst anfangen, glaube ich. Alle, die schon mal einen Fitzek gelesen haben, wissen hoffentlich, was ich damit meine. Aber für diejenigen, die noch keinen Fitzek gelesen haben: sein Schreibstil ist in den allermeisten Fällen eher nüchtern und verändert sich immer je nachdem, aus wessen Perspektive die Situation geschildert wird, in der man sich beim Lesen befindet. So hat jeder Charakter je nach Beruf, Herkunft, Lebensstil, etc. eine zu ihm passende Ausdrucksweise, die eben auch das jeweilige Kapitel dementsprechend prägt.
Mit Hannah haben wir eine wirklich interessante Protagonistin geliefert bekommen. Ich meine, da komm‘ erst mal jemand drauf, einen Psychothriller aus Sicht einer Mimikresonanz-Expertin zu schreiben. Dass Sebastian Fitzek an dieser Stelle auch fachlichen Input von Dirk Eilert mit eingebaut hat, war ein absolutes Highlight für mich. Dirk Eilert ist einer der führenden Experten Deutschlands auf dem Gebiet der Mimikresonanz und dadurch wurde Hannahs Beruf und Wissensstand sehr glaubwürdig untermauert. Vor allem aber konnte ich auch einiges dazulernen. Ansonsten bleibt Hannah von Anfang bis Ende eher undurchsichtig, was schon eine Kunst ist, wenn der Großteil der Kapitel aus ihrer Sicht erzählt wird. Doch dadurch, dass sie sich selbst durch ihre Amnesie nicht en détail an ihre Vergangenheit erinnert, habe ich auch sofort angefangen, mit ihr mitzufiebern und mir selbst meine Gedanken zu machen.
Wie es für Fitzek eigentlich schon typisch ist, gibt es aber natürlich auch noch andere Charaktere, aus deren Sicht ebenfalls einige Kapitel geschrieben wurden. Diese werde ich hier nicht genauer beschreiben, weil das meines Erachtens zu viel vorwegnehmen würde, aber durch die weiteren Sichtweisen wurden ganz neue Herangehensweisen an die Lösung des Rätsels eröffnet, gleichzeitig aber auch neue Fragen aufgeworfen. Am Ende läuft dann aber alles auf eine meiner Meinung nach wirklich geniale Art und Weise zusammen.
Die Spannung, die in diesem Buch herrscht, entsteht nicht zuletzt auch wegen der Cliffhanger am Ende jedes einzelnen Kaptitels. Ein Aufhören oder auch nur eine kleine Pause war mir geradezu unmöglich, weshalb ich das Buch auch an einem einzigen Tag durchgelesen habe. Hinzu kommen auch noch die tiefen Einblicke in die Psyche des Menschen – klar, es ist ja auch ein Psychothriller. Nichtsdestotrotz ein Psychothriller voller Nervenkitzel und WTF?!-Momenten, der mich 100%ig mitreißen konnte.
Jetzt aber zum Ende, denn das hätte ich so wirklich gar nicht erwartet. Von Fitzek bin ich es eigentlich schon gewöhnt, dass zum Schluss noch mal alles umgekrempelt wird. Also habe ich auf dieses fänomenale Finale hingefiebert … und habe immer weiter gelesen und gelesen und gelesen … und irgendwann waren nur noch so wenig Seiten übrig, dass ich mich schon gefragt habe, ob es das jetzt wirklich schon gewesen sein kann. Doch tatsächlich: es gab noch einen Twist am Ende, aber der hat sich eher angeschlichen und kam nicht mit einem lauten Knall, wie man es eigentlich erwarten würde. Das mag für einige enttäuschend sein, ich fand es aber einfach klasse, weil Fitzek es nämlich dadurch erneut geschafft hat, mich zu überraschen und seinem eigenen Stil trotzdem treu zu bleiben.
Fazit
Ihr könnt es euch jetzt wahrscheinlich schon denken, wenn ihr die Rezension wirklich durchgelesen habt: „Mimik“ ist für mich ein Jahreshighlight geworden, und das nicht ohne Grund! Es war einfach wieder ein großartiges Leseerlebnis und jetzt freue ich mich auch schon wieder auf den Fitzek, der nächstes Jahr im Oktober erscheint. Also Leute: Wenn ihr Psychothriller mögt, dann lest dieses Buch!